Aufregung um die Umweltzone in Dresden

In Dresden soll eine Umweltzone eingerichtet werden, um die Feinstaubbelastung in der Neustadt zu senken. Doch nun erst fangen die Gemüter an zu kochen, weil 5 Busse und rund 60 Prozent aller dort zugelassenen LKW mit einem Fahrverbot zu rechnen haben.

Dazu Jan Mücke: „Das ist eine typische Bürokratieposse und lebensfremd hoch zehn. So kann man Umweltschutz nicht betreiben“. Recht hat er, nur sollte er mal fragen warum wir so eine Bürokratieposse brauchen. Doch nur deshalb weil die Menschen nicht von allein auf sich aufpassen. So viele PKWs rammeln durch die Neustadt jeden Tag, da ist es doch kein Wunder, dass dort dicke Luft herrscht. Und er legt nach: „Was nützt es, wenn die Firmen dabei kaputt gehen?“ Ich frage anders herum: Was nützt es, wenn wir unsere Lebensgrundlage kaputt machen? 1:1, Gleichstand.

Wenn unsere aktuelle Wirtschaftsordnung so viel Mobilität einfordert und keiner darin ein Problem sieht, dann ist das eben so. Einen Gegenvorschlag zum übermäßigen Mobilitätsbedarf macht ja keiner.

Neue Fahrzeuge wären eine Lösung. Nur fahren die alten doch noch gut. Verschwenderisch neukaufen will man ja schließlich nicht und kann es wahrscheinlich nicht. Welcher Ausweg bleibt da noch übrig?

Vielleicht sollten alle weniger fahren. Besonders die, die am wenigsten effizient unterwegs sind. Irgendwann erreicht man wieder den Grenzwert für „saubere“ Luft. Gewerbetreibende sollten natürlich Vorrang bekommen.

Ach ja: Ich wünsche mir eine dicke „Umweltampel“. Damit jeder sehen kann, wie sauber die Luft momentan ist.

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304 Antworten zu Aufregung um die Umweltzone in Dresden

  1. Robert sagt:

    Ich seh schon alle mit Hänger 10 mal öfter dort langfahren, als es 1 mal mit dem LKW erreicht werden kann.

    Wo ist da die Feinstaubsenkung?

  2. Stephan . sagt:

    Die Frage, ob Umweltzonen eingerichtet werden sollen, ist sowieso etwas knifflig, weil Feinstaub sich an diese Zonegrenze ja nicht hält.

    Gerade durch die Kessellage ist Dresden stark von der umgebenden Situation abhängig. Wenn schon viel schlechte Luft nach Dresden hineinweht, reicht auch „wenig“ Verkehr schon aus, um die Grenzwerte zu überschreiten.

    Wirklich weniger Feinstaub erhält man nur durch bessere Filter oder weniger Feinstauberzeugung.

    Und wenn die Fuhrbetriebe notwendig sind (sind sie ja, die versorgen die Stadt), dann muß eben ein anderer Emitent kürzer treten.

  3. Sonic Lux sagt:

    Das ist aber wieder mal typisch, anstatt das Problem zu lösen … wieder nur der Versuch es einzuschränken.

    Wann merken die Menschen endlich mal das es sinnvoll ist einen Schadstoffausstoßarmes Auto zu benutzen bzw. die Konzerne es auch in Massen zu produzieren.
    Muss den wirklich erst der Sprit auf 5 Euro hoch gehen damit es „klick“ macht ?
    Man munkelt ja das seit Jahren das 1! Liter Auto baubar wäre, jedoch gesponstert von den den Ölkonzernen die Autoindustrie natürlich weiterhin ihre Autos auf viel PS und viel Hubraum auslegt.

    Desweiteren ist noch der Punkt, das die Feinstaubbelastung nicht NUR durch die Verbrennung von Benzin (oder Diesel) im Auto zustande kommt. Auch der Reifenabrieb oder gar das heizen mit Holz (-> zu Stephel grins) führ zu einer erhöhten Belastung.

    Solange die Industrie nicht mitspiel und man die Belastung immer an der Privatperson abwälzt wird sich gar nix ändern.
    Die Grenzwerte bleiben gleich.
    Wird nun die Produktion von Feinstaub durch Privatanwender veringert, dann spart die Industrie wieder am Filter, ein Teufelskreis 😛

    Stephan

  4. Stephan . sagt:

    Stephan, der Endverbraucher hat die Verantwortung. Eben weil er ganz hinten in der Kette steht, wenn man vom Müll mal absieht.

    Die Industrie produziert nur das, was gekauft wird. Das ist der Markt. Er produziert keiner Dinge, die nicht gekauft werden.

    Wenn es nun kein Umweltbewustsein beim Verbraucher gibt und dieser das sparsame Auto nicht einfordert, dann haben wir ein Problem. Vielleicht liegt es an der Bildung des Verbrauchers?

    Das ist wie mit dem Feinstaubfilter.
    A: „Was mein Auto produziert Feinstaub?“
    B: „Na klar. Hat deine Karre einen Filter?“
    A: „Weiß nicht. Keine Ahnung. Wird schon einer drin sein.“
    B: „Bist du dir sicher?“
    A: „Nein nicht wirklich.“

    Die Industrie zu gängeln, ist zwar manchmal nötig, aber prinzipiell falsch. Der Verbraucher MUß gegängelt werden. Er verschwendet und verbraucht. Von daher wären 5 € pro Liter Sprit tatsächlich eine Maßnahme. Nur sollten in gleichem Maße von den hohen Steuern Maßnahmen ergriffen werden, um die Mobilität trotzdem zu erhalten.

    Das railcab wäre eine solche Maßnahme. IT kann auch helfen, Mobilität günstiger zu machen.

    Denken wir doch mal an meinen Vater. Darf er jetzt seine Familie nicht mehr besuchen, nur weil er einen langen Arbeitsweg hat? Das wäre doch absurd.

    —————–
    Schau dir die Solarmobile an. Die werden gekauft. Die Leute fahren damit rum. Da wird dein Teufelskreis aufgebrochen. Trotzdem wird es noch immer Leute geben, die sich kein Solarmobil kaufen werden. Eben weil sie es nicht verstanden haben, was Umweltschutz und Nachhaltigkeit bedeuten. Es geht ihnen ja gut.

    Ich greife das ganze nochmal gesondert auf.

  5. Dirk sagt:

    > der Endverbraucher hat die Verantwortung.

    im prinzip hast du damit recht. aber es ist lange genug bekannt, das „er“ sich dessen wenig bewußt ist. daher sehe ich ein großes stück weit auch die politik gefordert.
    der endverbraucher kauft, was am günstigsten. das ist nun mal meist so. da muss die politik halt bedingungen schgaffen, dass das am günstigsten wird, was auch ökologisch ist.

  6. Stephan . sagt:

    Klar wird nur auf den Preis geschaut. Das ist ja eines der Grundprinzipien am Markt.

    Und wenn es ein Problem gibt, gewisse Werte zu vermitteln, dann sollte man den effektivsten Weg wählen, die Zielgruppe zu informieren. Ob man nun seine Freunde, Verwandten oder Bekannten selber informiert, oder Vater Staat Werbespots auf Grund eines „Bildungsgesetzes“ platziert ist eigentlich egal. Die Frage ist eben, wie man das Problem am elegantesten löst. Zur Not muss man eben eine unbequeme Lösung wählen. Alle sind gefordert, nicht nur die Politiker.

    Ach ja: „Kauft du billig, kaufst du zweimal.“ 😉

  7. Sonic Lux sagt:

    Ist schon fast richtig wenn du sagst der Endverbraucher hat die Verantwortung. Richtig wäre wohl: „hat AUCH die Verantwortung“.

    Aber weiß er das den?
    Ich lese immer tolle Werbespots: „Nun noch umweltfreundlicher hergestellt […]“ Woher soll ich das als (dummer) Verbraucher wissen das ich auch noch was dazu beitragen muss. Ist doch alles so „umweltfreundlich“.

    (Nicht ernst nehmen, aber ich bin mir sicher, das ein Großteil so denkt!)

    Stephan

  8. Stephan . sagt:

    Wenn du den Unternehmer ansprichst, der für seine „umweltfreundlichen“ Produkte wirbt, dann triffst du den Pfeil ins Schwarze.

    Dummerweise gibt es aber viel zu schlechte Kontrollen, um Umweltschutz durchzusetzen und somit auch mal den Unternehmern in den Hintern zu treten. Er hat ja alle gesetzlichen Freiheiten, um anzubieten was gekauft werden könnte. Selbst wenn das Produkt verschwenderisch ist. Anbieten kann er es.

    Wenn der Verbraucher nicht seine Verantwortung wahrnehmen kann/will, dann sollte man mal die Psychologen und Philosophen fragen, warum das so ist.

  9. Martin sagt:

    Die Diskussion um eine Umweltzone ist doch leidig – insbesondere in der Form, wie sie momentan geführt wird. Es betrifft nicht nur den Fuhrpark einzelner Spediteure – es betrifft die Einwohner der Neustadt, die bekannterweise nicht viel für Autos übrighaben und deshalb nicht unbedingt den neusten, „umweltfreundlichen“ Schlitten vor der Haustür stehen haben. Ihr altes Fahrzeug dafür auch weniger bewegen…

    Die Neustadt hat den geringsten Motorisierungsgrad, den höchsten Radanteil am Modal Split von ganz Dresden.

    Betroffen werden soll(t)en von der Regelung eigentlich diejenigen, welche jeden morgen und jeden Abend meist allein im Auto sitzend die Bautzner Str. entweder runter oder hochfahren – aber die haben im Zweifelsfall (gewollt!!) die Möglichkeit, die Zone zu umfahren. Der Neustädter darf sich ein neues, teures Auto kaufen…und das, obwohl er mit seiner urbanen Lebensweise umweltfreundlicher als jeder 3l-Lupo- oder BMW X5-Fahrer aus dem Einfamileinhaus im Speckgürtel ist. Ist das gerecht?

    Wieso werden in der Umweltzone ausgerechnet die Ministerien an der Elbe ausgespart? Ist das Zufall?

    Wieso wird der Standort der Messstation am Neustädter Bahnhof nur durch den kurzen Abschnitt Antonstr. (zw. Albertplatz und Hainstr.) entlastet, während die Verbindung Hainstr. – Hansastr. sogar als Ausweichstrecke angepriesen wird?

    Warum wird im Entwurf der „Verkehrszug Stauffenbergallee – Waldschlößchenbrücke – Fetscherstr.“ als Bedingung zur Einrichtung der Umweltzone genannt (als Umfahrung) – obwohl die Fetscherstr. schon heute hochbelastet ist – und dann noch mehr belastet würde!? Und in den offiziellen Prognosen Verkehrsinduktion nachgewiesen wurde!?

    Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, blinder Aktionismus vorgetäuscht und am Ende heißen: wir haben’s ja versucht – der Bürger wollte es nicht!

  10. Stephan . sagt:

    Danke für deinen Kommentar. Du kannst bis morgen noch einen Kommentar zum Entwurf des Luftreinhalteplans beim RP abgeben. Jedoch findet keine Erörterung mehr zu den Kommentaren statt. So steht es in der Mitteilung zur Veröffentlichung des Entwurfs.

    Das die Neustädter für die dicke Luft in ihrem Viertel am wenigsten können ist eigentlich klar. Daher wäre es wesentlich sinnvoller Pförtnerampeln weiter draußen zu installieren, damit der Verkehr in der Innenstadt weniger steht. Durch die Pförtnerampeln würden der ÖPNV auch wieder an Attraktivität gewinnen, da dieser an den sich stauenden PKW vorbeifahren könnte.

    Martin, hast du eine Stellungnahme an das RP-Dresden geschrieben? Wenn ja, magst du sie hier veröffentlichen?

  11. Martin sagt:

    Ich habe ein entsprechendes Schreiben fertig gemacht und termingerecht eingesand. Allerdings musste ich mich sehr dazu zwingen, etwas zu schreiben – der geplante Umgang mit Einwänden („…fristgemäß eingegangenen Äußerungen werden nach Prüfung berücksichtigt, soweit sie für die Aufstellung des Luftreinhalte- und Aktionsplans zweckdienlich sind. Eine gesonderte öffentliche Erörterung findet nicht mehr statt.“) wirkt doch sehr demotivierend – und das in einem Enturf des RP’s zu lesen, wie wir ja alle wissen, dem erklärten Beschützer der Basisdemokratie – seltsam 😉 .

    Allerdings habe ich mich dann doch durchringen können – vor allem, um mir später nicht sagen zu müssen „warum hast Du es nicht wenigstens versucht?“.

    Pförtnerampeln können eine Maßnahme sein – allerdings nur, wenn der Kfz-Nutzer sofort und schnell eine Möglichkeit hat, sein Auto auf einem PuR Platz abzustellen. Der von Natur aus bequeme Mensch muss erkennen: ich kann jetzt 15 Minuten hier im Stau stehen – oder ich stell SOFORT mein Auto ab, steig in die Bahn ein und bin in 15 Minuten im Zentrum. Solche Konzepte fehlen einfach in Dresden. Und auch die Umweltzone wird daran nichts ändern – wo gibt es im Korridor Bautzner Str. / Bautzner Landstr. denn einen bedarfsgerechten PuR-Platz? Am Ullersdorfer Platz, weit entfernt von der Haltstelle, umständlich zu erreichen, mit einem von Umwegen und langen Wartezeiten an LSA geprägten Zugang zur eigentlichen Haltestelle. Straßenbahnlinie 11? Ohne eigenes Gleisbett, anfällig für Unfälle und Verkehrsstörungen… Um es auf den Punkt zu bringen: Unattraktiv!

    Die Bahn kann streckenweise nicht am Stau vorbei fahren – sie steht mit drin! Und die Planungen für die Bautzner Str. sehen momentan keine großartigen Verbesserungen vor. Also wird der Pendler weiterhin mit dem Auto fahren, wird bei Einrichtung der Umweltzone den Umweg über die Stauffenbergallee in Kauf nehmen, dabei für noch mehr Fahrleistung und Schadstoffe sorgen…

    Meine Stellungnahme werde ich demnächst hier veröffentlichen…

  12. Stephan . sagt:

    Martin, dann sind wir schon zwei Leute, die etwas ans RP geschrieben haben. Du kannst mit deine Stellungnahme auch per Mail schicken und dann bastel ich mal einen schönen Artikel zusammen.

    Ich finde es im übrigen auch eine Frechheit, dass die Stellungnahmen der Bevölkerung nicht erörtert werden. Es scheint so, als ob wir Bürger nur stören würden.

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  14. hans sagt:

    Deshalb bauen die ja jetzt den ElbePark um,
    der wird pünktlich 2010 fertig. Mein Auto würde nur
    eine gelbe Plakette bekommen, da kann ich sowieso
    nicht durch oder in die Umweltzone fahren, weil in Dresden
    nur Autos mit grüner Plakette rein dürfen. Ich finds Scheiße, aber
    die meisten scheinen es ja gut zu finden. Wenigstens wurden die Scheiß-Ökos bei ihren jämmerlichen Versuchen die Waldschlösschenbrücke zu boykottieren, ausgebremst.

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