Endlich das Welterbe wegwerfen

Endlich! Lange hat es ja gedauert. Und nun bald ist es soweit.

Wir Dresdner sind bald unsere Welterbelandschaft los.


Nie wieder müssen wir uns dafür rechtfertigen, irgendwelchen Werten nachzuhängen, die man eh nicht monetarisieren kann. Nie wieder muss ich mit dem Herzgefühl argumentieren. Nie wieder muss man sich als Antidemokrat beschimpfen lassen, nur weil man selber am demokratischen Prozess mitwirkt. Nie wieder muss man sich von der Politik zum Thema Welterbe verhöhnen lassen.

Jawohl, Fakten haben wir dann. Graue und harte Stahlbetonfakten. Damit der Blechdresdner fleissig seine vier Gummireifen drehen lassen kann, um sie im Wohngebiet der Johannstadt dann umso schneller wieder abzubremsen. Und mit einer gehörigen Portion Landschaftsvergessenheit werden in diesem Jahrhundert noch viel mehr Brücken gebaut. Nicht nur zwischen den Elbufern, sondern auch zwischen Gehirnarealen in denen naturverachtender Starrsinn und Egoismus zu Hause ist.

Dafür müssen wir der ADACDU-FDP ja dankbar sein. Sie hat wieder was durchgesetzt. In diesen für Konsens ja so schwierigen Zeiten wurde wieder etwas erreicht. Im Geiste des ewigen Wachstums werden nun auch die Elbseiten weiter zusammenwachsen. Und damit das so weiter geht, würde ich vorschlagen, wir betonieren die Elbe demnächst ganz ein und nutzen die Betondecke gleich als Schnellstraße in die Petroleum-Hölle.

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Bild modifiziert nach http://www.blasewitz1.de/albrecht.htm

So langsam wird es Zeit, aus Dresden auszuziehen. Das hält man ja nicht mehr aus hier.

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41 Antworten zu Endlich das Welterbe wegwerfen

  1. stefanolix sagt:

    Das ist es ja: Aus Dresden zieht man nicht weg, auch wenn es wehtut.

    Mich stört an der kommenden Brücke vor allem die bodenlose Hässlichkeit und der Wille zur Dominanz. Über eine Brücke von Prof. Schlaich wäre ich gern mit dem Rad gefahren (und unten entlang gelaufen).

    Ich (als Nicht-Autofahrer!) stelle weniger die Frage nach dem Sinn einer Querung und sehe auch die Nachhaltigkeit nicht unbedingt im Widerspruch zur Brücke. Denn es sind ja Dresdner Brücken in ihrem Bestand gefährdet und müssen irgendwann für den Autoverkehr gesperrt werden (oder man muss den Autoverkehr zumindest reduzieren). Eine Augustusbrücke nur für Fußgänger hätte schon ihren Reiz, auch eine verkehrsberuhigte Albertbrücke.

    Und mal ganz ehrlich gefragt: welcher Autofahrer rast denn über Brücken?

  2. Stephan sagt:

    Schon mal über die Flügelbrücke gefahren? Dort wird garantiert nicht nur 60 gefahren. 😉

    Man kann es drehen und wenden wie man will. Für eine nachhaltigen Zeit werden die jetzigen Brücken gut reichen.

  3. stefanolix sagt:

    Ich bin schon einige Male die »große Runde« über Blaues Wunder und Flügelwegbrücke gerannt. Dort geht es schon rasant zu. Ich gebe aber zu bedenken, dass es sich dort draußen nicht mehr wirklich um eine Stadtbrücke handelt;-)

    Bei Brücken muss man weit in die Zukunft denken. Ich finde es richtig, wenn Brücken am Ende ihrer Lebensdauer noch als stark verkehrsberuhigte Zone oder nur für Fußgänger und Radfahrer weitergenutzt werden. Freilich sollte man dann aber als Ersatz Brücken bauen, die diesen Namen auch verdienen — und an einer geeigneten Stelle stehen.

  4. Heiko sagt:

    In einem Artikel auf meiner Website habe ich einen so sinngebenden Name einer Arbeit verlinkt, die es eigentlich ziemlich gut trifft:
    „Die Straße als Spiegel einer verflüssigten Gesellschaft“

    Mehr ist nicht dazu zu sagen. Und auch wenns abgedroschen klingt:

    Erst wenn der letzte Baum gerodet,
    der letzte Fluss vergiftet,
    der letzte Fisch gefangen ist,
    werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann!

  5. René sagt:

    Nur wo willst du hinziehen? Selbst in Berlin wollen sie eine Autobahn in absolut dichte Wohngebiete ziehen (Stichwort A100).

  6. stefanolix sagt:

    @René: Aus Dresden zieht man sowieso nicht nach Berlin 😉

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