Public Private Partnership am Beispiel der Leipziger Stadtwerke

Die Haushaltskassen der Stadt Leipzig sind klamm und die Stadtwerke noch zu hundert Prozent im Besitz der Stadt (über eine Holding, die Stadtwerke (Strom, Gas, Fernwärme), Wasserwerke (Wasser und Abwasser) und Verkehrsbetriebe bündelt). Nun wird in Leipzig diskutiert, ob man nicht 49,9 % der Stadtwerke verkauft, um mindestens 200 Mio € Nettoerlös zu erreichen.

Nun haben die Stadtwerke 2005 rund 53 Mio Euro erwirtschaftet (Geschäftsbericht 2005, pdf, Seite 381). Würde fast die Hälfte der Stadtwerke verkauft werden, hätte die Stadt rund die Hälfte weniger Einnahmen (53 Mio € x 0,499 = 26,477 Mio €). Um im verkauften Zustand genau den selben Ertrag für die Stadt zu erwirtschaften, müssten die Stadtwerke gut doppelt so viel Ertrag bringen (rund 106 Mio €). Im Zeitungsartikel der Sächsischen Zeitung vom 19.12.2006 werden 80 Mio € genannt.

Modellrechnung 1: Verkauf

Ich setze die Modellrechnung mal fort. Gesetzt den Fall, dass 49,9 % der Stadtwerke für fiktive 264,47 Mio € verkauft und sie in den nächsten Jahren weiterhin 53 Mio € erwirtschaften würde, dann wäre der einmalige Verkaufserlös nach 10 Jahren aufgebraucht. Im weiteren Verlauf (ab dem elften Jahr) würde die Stadt bei gleichen Zahlen 26,553 Mio € (53 Mio € x 0,501) von den Stadtwerken bekommen.

Gewinn der ersten 10 Jahre: 10 x 26,553 Mio € + 1 x 264,47 Mio € = 530 Mio €
Gewinn jedes weiteren Jahres: 26,553 Mio €

Modellrechnung 2: kein Verkauf

Würde die Stadt nichts von den Stadtwerken verkaufen, dann hätte sie keinen Einmalgewinn im Form eines Verkaufserlöses. Bis zum 10. Jahre stünden der Stadt gleich viel Ertragsmittel zur Verfügung, bei gleichen Zahlen. Interessant wird es ab dem elften Jahr. Da die Stadtwerke noch immer zu 100 % im Stadtbesitz wären, würde die Stadt auch ab dem 11. Jahr weiterhin 53 Mio Euro von den Stadtwerken bekommen.

Gewinn der ersten 10 Jahre: 10 x 53 Mio € = 530 Mio €
Gewinn jedes weiteren Jahres: 53 Mio €

Ergebnis

Meine Milchmädchenrechnung zeigt, dass die Stadt über 10 Jahre hinweg keinen Vor- oder Nachteil von Verkauf oder Nichtverkauf der Stadtwerke hat. Ab dem elften Jahr jedoch stehen der Stadt deutlich weniger Ertragsmittel im Falle eines Verkaufes zur Verfügung, pro Jahr würde der städtische Anteil am Gewinn 26,553 Mio € betragen. Dem steht ein Gewinn von 53 Mio € gegenüber, falls die Stadtwerke nicht verkauft würden. Man kann also sagen: Einmal viel und dann weniger oder beständig in der Summe mehr.

Der Investor würde für seinen Einsatz von 264,47 Mio € ab dem elften Jahr 10 Prozent Zinsen erhalten (in den ersten 10 Jahren refinanziert der Gewinn den Einsatz). Er würde also ab dem Jahre 11 des Investments jährlich 26,447 Mio € gewinnen.

Gedanken dazu

Ein Verkauft scheint mir nicht sinnvoll, da die Gewinne abflössen. Vor allem zeigt meine simple Rechnung eines. Wo einer gewinnt, verliert der andere. Die Stadt wäre also Verlierer auf lange Sicht, wenn sie 49,9 % der Stadtwerke verkaufen würde. Vielleicht wäre ein Modell der Bürgerbeteiligung besser? Die Bürgerschaft könnte bis zu 49,9 % der Stadtwerke aufkaufen, belässt der Stadt aber die Gewinne. Sie parkt ihr Geld sozusagen nur in den Stadtwerken. Auf längere Sicht wäre damit der Stadt geholfen. Und nicht nur das, auch die Stadtbewohnern würden dauerhaft profitieren. Leider würden die Einlage keine Zinsen für den Einleger erwirtschaften, aber die allgemeinen Lebensqualität wäre durch dauerhafte hohe Gewinne der Stadtwerke gesichert. Als potentielle Käufer werden übrigens EnBW, ein Mannheimer Gasversorger und Gazprom genannt.

Leider kann man das Problem Leipzigs sicher nicht auf diese einfache Art und Weise abhandeln, da aktuelle Sachzwänge wohl sicher größer sind. Aber was will man machen? Die Reichen reicher und die Armen ärmer? Das täte der Wirtschaft sicher gut, nur kann das ewig so weiter gehen? Da bliebe dann auch noch eine Frage: Wer ist die Stadt eigentlich?

zinsgroschen
Tizian: Der Zinsgroschen, um 1515, Dresden, Gemäldegalerie, alte Meister

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4 Antworten zu Public Private Partnership am Beispiel der Leipziger Stadtwerke

  1. René sagt:

    Du vergißt in deiner Rechnung die Zinsen. Aber lass das mal pi mal daumen ein elftes Jahr sein.

    Und welche Stadt plant denn für 10 Jahre im Voraus? Laß es einen Doppelhaushalt sein, maximal eine Wahlperiode …

  2. Stephan . sagt:

    Naja..die Zinsen wollte ich nicht auch noch dort reinrechnen. Vielleicht hat ja jemand Lust und erstellt mal eine Tabelle in seiner Tabellenkalkulation.

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