Podium mit Jan Groos und Simon Sutterlütti zu digitalen Produktivkräften und einer möglichen Ökonomie der Zukunft – Etwas kurzfristig: Donnerstag, 3.6., 19:30
1973 erhält Wassily Leontief den Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften, seine Computersimulation der Weltwirtschaft war kurz zuvor u.a. auch in den Bericht über die „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome eingegangen – als früher Verweis auf die mögliche Klima-Krise. Ein Jahr später geht der Wirtschafts-Nobelpreis an Friedrich Hayek, der nun in seiner Rede gerade die Anmaßungen einer solchen Simulation kritisierte und die vermeintliche Unmöglichkeit von Planungen im großen Stil betonte.
Dabei bezog Hayek selbst sich auf Ideen aus der Kybernetik und der Systemtheorie, wenn er als zentrales Paradigma (des Neoliberalismus) ausgeht vom Markt als selbst-regulierendes System, das sich als solches gerade dem menschlichem Verstand entziehe, diesen gleichzeitig aber auch bei weitem übertreffe und, damit es funktioniere, von entsprechenden rechtlichen Formen eingehegt werden müsse. Hayek spricht also über durch menschliches Handeln bedingte Informationsflüsse (und letztlich ein Kommunikations-Netz der materiellen Güter), geht aber wesentlich davon aus, dass diese Kommunikation dem Menschen bis zuletzt unbekannt bleiben müsse, frei nach dem Marx‘schen „sie wissen das nicht, aber sie tun es“.
Seitdem sind nun fast 50 Jahre vergangen, und es hat sich einiges getan: Der Neoliberalismus, für den Hayek ein zentraler Stichwortgeber war und ist, hat das Gefüge der Weltwirtschaft wesentlich verändert, schien einige Jahrzehnte alternativlos und befindet sich gerade in einer unübersehbaren Krise. Aber auch Computer haben sich ausgebreitet und greifen mittlerweile in fast alle Aspekte des Alltags ein. Mehr noch, lassen gerade die mit der Computerisierung gegebenen Möglichkeiten zu Simulation und digitaler Planung kaum noch wegdenken aus wirtschaftlichen Prozessen. In der kapitalistischen Praxis ist also längst zentral das angekommen, was für Hayek ein Ding der Unmöglichkeit war, eine vermeintlich riesige Gefahr für die fragile Balance des Marktes. Grund genug, über die Möglichkeiten von Kybernetik und digitalen Produktivkräften für eine alternative Gesellschaftsform zu sprechen – und nicht zuletzt auch die Frage nach der Form selbst zu stellen!
=Jan Groos forscht zum Thema „Algorithmisches Regieren“ und veröffentlicht außerdem den „future histories“ Podcast.https://www.futurehistories.today/
=Simon Sutterlütti ist Soziologe und u.a. aktiv im Commons-Institut. Sein Buch „Kapitalismus aufheben“ (mit Stefan Meretz) beschäftigt sich mit Utopien und einer möglichen Aufhebung des Kapitalismus. https://bonn.commons-institut.org/thema/simon-sutterluetti/
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