Da will der Energiekonzern Vattenfall doch tatsächlich ein C02-neutrales Kraftwerk bauen. Das klingt doch sehr verwunderlich. Sogar die Frau Kanzlerin ist beim ersten Spatenstich dabei. Wenn man sich das ganze aber genauer unter www.vattenfall.de/co2frei anschaut, dann stellt man beunruhigt fest, dass da fleissig weiter C02 produziert wird. Vattenfall will es in den Erdmantel pumpen, anstatt der Luft zuführen.
Vattenfall denkt also, wenn man das C02 aus dem Sinn schafft, trägt es nicht zur Bilanz des Kraftwerks bei. Hinzu kommt, dass es gar keine Erfahrungen mit der Langzeitspeicherung von C02 im Boden gibt. Wer sagt nicht, dass das Gas in ein paar hundert Jahren einfach bis zur Erdoberfläche diffundiert und nachträglich zum „Klimakiller“ mutiert. Falls das tatsächlich so wäre, dann würde Vattenfall den folgenden Generationen viel aufbürden, ja sogar unsere Zukünftigen mit Problemen belasten, die die Jetzigen geschaffen haben. Man könnte das auch als Verrat an der Zukunft interpretieren.
Jetzt wird ja erst mal eine kleine Anlage gebaut, doch ist die nächste Kraftwerksgeneration scheinbar auf dem Reißbrett der Ingenieure schon fertig. Irgendwie habe ich ein Problem damit, dass mal wieder an Sympthomen herumgedocktert wird. Dem Energiehunger unserer Gesellschaft muss irgendwie Einhalt geboten werden, das ist klar. Nur warum versucht Vattenfall nicht auf eine dezentrale Energiegewinnung umzusatteln?
Eine mögliche Alternative?
Stromkonzerne verdienen an der Herstellung und am Transport von Strom. Mit kleineren dezentralen Blockheizkraftwerken kann man am Stromtransport nichts mehr verdienen, da der Strom ja keine hunderte Kilometer mehr durchgeleitet werden müsste. Womit könnte Vattenfall denn sonst Geld verdienen? Vielleicht mit dem Betrieb von Biomassekraftwerken. Auf der Webseite von diesem Stromkonzern findet man sogar Informationen, zum Thema Biomasse und dort heisst es plötzlich klimaneutral.
Klimaneutral <> CO2-neutral?
Ich will der Verwendung dieser 2 Begriffe keine Absicht unterstellen, aber scheinbar gibt es da Unterschiede. Ein klimaneutrales Kraftwerk hat gar keinen Einfluss auf das Klima, bzw. ist der Einflussbereich beherrschbar. Das C02-neutrale Kraftwerk ist hingegen wohl nicht klimaneutral. Woher soll es das auch sein? Vattenfall wird ja keine Garantie abgeben können, dass das Gas im Boden auf ewig verbleibt. Solche kleinen Wortspielchen sind zwar gut für das Gewissen und die Gerichte, aber mehr auch nicht. Vielleicht sollte ich da doch Absicht unterstellen? Und die Medien hecheln dem guten Gewissen hinterher. Da gibt es Fotos und Filmchen von strahlenden Gesichtern, aber potentielle Probleme werden teilweise nur im Nebensatz angedeutet.
Gedanken zur wirtschaftlichen Seite
Mit potentiell C02-neutralen Kraftwerken wird man weiterhin gut Geld verdienen können und dicke Gewinne einfahren können. Der Herr Platzeck nennt das eine Chance für die Braunkohle und die Menschen ist Ostdeutschland. Warum nennt er ein dezentrales Netz von Blockheizkraftwerken nicht auch eine Chance? Da kann man nämlich Arbeitsplätze in den Gemeinden schaffen und den umliegenden Landwirten, Forstwirten und anderen gleich mit. Hab ich eigentlich erwähnt, dass die das CO2 in ausgediente unterirdische Lagerstätten schaffen wollen? Vattenfall plant das Gas zu verflüssigen (ab -56 °C) und dann zu den leeren Erdgas- und Erdöllagerstätten zu transportieren. Ob das energetisch am Ende so gut ist? Haben wir eigentlich genug Kapazitäten für Unmengen flüssigen Gases hier in der Nähe?
Nun, mal sehen, ob unsere Kindes-Kindern Glück haben und der Plan von Vattenfall aufgeht, oder das ganze eine Verschwendung von menschlichem Geist und natürlichen Resourcen ist. Vor meinem geistigen Auge sehe ich eine unsichtbare Gasblase, die über Nacht aus dem Boden aufsteigt und ein ganzes Dorf in der Nähe eines Salzstockes vom Leben befreit. Naja…aber erstmal handeln und dann weiterdenken.
„Vattenfall denkt also, wenn man das C02 aus dem Sinn schafft, trägt es nicht zur Bilanz des Kraftwerks bei.“ Hinzu müsste man ja auch noch die Energie rechnen, die zum Verflüssigen des CO2s gebraucht wird – und dann stimmt die „CO2-frei“ Rechnung schon gar nicht mehr. In meinem Blog geht’s auch um Klimaneutralität – aber eher virtuell: http://zukunftsaussichten.blogspot.com/2006/06/jeder-link-neutralisiert-eine-tonne.html
Hallo Stephan,
also das Gas wird schon in Tonnen „gespeichert“, also gelagert. So wird es eine Weile da drinnnen verweilen, bis die Tonnen kaputt gehen. Erst dann kann es zur Erdoberfläche diffundieren, wie Du schon sagtest.
Es ist natürlich nicht schlecht, dass es erst mal ein „Versuchobjekt“ gibt. Wer nicht probiert, der nicht studiert, oder so ähnlich besagt doch das Sprichwort.
Das die Medien mehr oder wenig die CO2 Sache zum Wochenthema erklären finde ich nicht i.O.
Viel wichtiger ist es den Menschen beizubringen, dass Strom nicht nur zur überflüssigen Warmeumwandlung dienen kann. 🙂
Robert.