Tagesschau vom Sonntag, 16.7.2006

Hans Spiegel regt sich auf und gerät in seinem Podcast mächtig in Wallung. Was bringt einen gestandenen Mann (ev. Pfarrer) so in Auffuhr? Krieg, Politikmarionetten und andere Problemchen unserer blauen Perle Erde sind es wohl. Gesehen hat er das in der Tagesschau vom 16.7.06. Ein Blick in den Videostream brachte mich dann aber auch zum Luftanhalten.

Online-Börse für Kindergartenplätze

Mit einer Internet-Tauschbörse will Bundes-Familienministerin von der Leyen die Vermittlung von freien Kindergartenplätzen erleichtern. Auf einer neuen Plattform sollen sich alle Interessierten kostenlos über freie Kindergartenplätze in ihrer Region informieren können, sagte die Ministerin den „Stuttgarter Nachrichten“ (Quelle, ard.de).

Man muss sich das mal überlegen. Eine Tauschbörse für Kindergartenplätze. Da sollen nicht irgendwelche Autos, Wohnungen oder mp3-Dateien getauscht werden, sondern Betreuungsorte für Kinder. In welcher Gesellschaft leben wir denn? Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte. Wenn ich nicht selber hier leben würde, müsste ich sagen: Die Spinnen die Deutschen. So belasse ich es mal bei: pervers! (Liebe Leser) Entschuldigt die Wortwahl, aber irgendwo ist es doch eine Grundpflicht einer Gesellschaft eine angenehme Umgebung für die eigenen Kinder zu schaffen. Da gehören Kinderkrippen- und Kindergartenplätze dazu. Lastet soziale Gesellschaftsarbeit wirklich so schwer auf Deutschland (was genug Energie hat, in Afganistan und im Kongo herumzumarschieren) dass man nun Kindergartenplätze tauschen muss?

WTO und G8 tagen in St. Petersburg

Zum Glück sind in St. Petersburg keine weiteren Ergebnisse bezüglich des Abbau von Handelsschranken getroffen worden. Klar, Deutschland ist Exportweltmeister und braucht das Ausland als Absatzmarkt, aber braucht der Markt uns im selben Maße? Oder braucht der Rest der Welt Deutschland als freien Handelsmarkt?
Ein paar Punkte will ich mal klarstellen:

  • Jedes Land hat eine gewisses natürliches Produktionsvermögen. Grosse Länder haben mehr Fläche auf der etwas wächst, andere Länder haben viel Urwald (gehabt) und wiederum andere viel Wüste.
  • Jedes Land (Landstrich) hat (hatte) eine Population, die dieser Naturproduktivität entsprach und Mensch und Natur lebten im Gleichgewicht miteinander.
  • Die Industrialisierung schuf Abhängigkeiten. China ist zur Werkbank der Welt mutiert, afrikanische Länder beliefern die EU mit Schnittblumen.
  • Die wenigsten Länder könnten den Stecker ziehen und allein existieren. Die wirtschaftlichen Verflechtungen haben die Handlungsfreiheiten eingeschränkt.

Und jetzt erkläre mir jemand mal, warum es schön ist, vom Öl der Araber abhängig zu sein? Vielleicht liegen im Kongo ja auch Bodenschätze? Na sicher liegen dort Bodenschätze, sogar reichlich und in begehrester Vielfalt. Die internationalen Finanzmärkte sind gerade dabei den globalen Rohstoffmarkt aufzuteilen und zu verkaufen. Durch Freihandel und freien Finanzverkehr kaufen sich die Kapitalinhaber der ersten Welt in die Rohstoffmärkte der dritten Welt ein und ermöglichen dort einen Raubbau an der Natur. Vielleicht mutiert der Bundeswehreinsatz im Kongo noch zur Maßnahme um, den Zugang zu den dortigen Rohstoffen zu sichern? Indirekt macht man das, indem man eine (bedrohte) Demokratie beschützt, die dabei ist, ihre Bodenschätze unter Wert zu verkaufen.

Seit dem wir Welthandel haben, geht es uns gut und anderen schlechter. Verantwortung für sinkende Grundwasserspiegel oder Umweltverschmutzung übernehmen wir nicht. Warum messen wir mit zweierlei Maß? Warum erlauben wir, dass in China unsere Produkte unter inhumanen Bedingungen herstellt werden? Warum..warum..warum?

Wer blickt den da noch durch? Ich nicht mehr, ich seh nur, dass das Glück auf Erden nicht mehr wird.

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