Made (not) in Germany

Ich sitze hier so vor meinem Computer und verschwende ein paar Gedanken an einen Bericht, den ich auf Phoenix aufgezeichnet hatte. Auf Phoenix lief nämlich ein Themenabend der den Titel „China Kapital“ trägt. Verschiedenste Beiträge  blickten auf verschiedene Aspekte des dortigen Lebens. Eines ist klar, China wächst und wird das noch eine Weile tun. Und fleissig sind die Chinesen, das ist der helle Wahnsinn. Dort wird in der Woche 60 Stunden und mehr gearbeitet, bei einem Verdienst von 100-200 US$ pro Monat. Gewerkschaften gibt es keine bzw. sind vom Staat organisiert. Ebenfalls vom Staat organisiert wird die Wirtschaft. Dabei werden keine planwirtschaftlichen Methoden mehr angewendet, sondern die effizientesten Methoden der westlichen Welt.

Dabei fällt mein Blick auf meine Digitalkamera und schon war klar, dass ich das Herstelleretikett mal genauer anschauen müsste. Nun, „Made in Japan“ ist noch lange nicht „Made in China“, aber wieviel der einfacheren Komponenten wurden nicht in Japan gefertigt? Vielleicht bekomme ich ja eine Antwort auf meine Fragen. Wirklich glauben kann ich zwar nicht daran, aber probieren kann man es ja.

Und dann gab ich mal „Made in Germany“ bei Google ein. Das Suchergebniss verblüffte mich schon. Kaum ein ehrlicher Produzent für Binnenmarktprodukte findet sich auf den ersten Seiten. Einzig die Datenbank „Ja zu Deutschland.de“ weckte auf den ersten Blick mein Interesse. Kein Wunder, lacht mich doch eine Firmenvorstellung von Trigema an. Trigema ist wirklich der einzigste Textilhersteller, der bei mir ein gutes Image hat. Nur leider hab ich noch kein Geschäft in meiner Nähe gefunden, wo ich deren Sportklamotten kaufen kann. Kein Geschäft des bunten Supermarktcenters auf der grünen Wiese führt deren Produkte. 🙁

Eigentlich sollte man meinen, dass die PR-Agenturen/Abteilungen der solzen deutschen Industrie sofort in einer solchen Datenbank ihre Firmen verewigen. Doch weit gefehlt. Kleine und mittelständige Betriebe mit Speziallösungen findet man dort, aber keine Bohr- und Waschmaschinenhersteller. Produzieren die nicht mehr in Deutschland? Vielleicht sollte ich mal ein typischen Kaufhaus fragen, was noch aus Deutschland bezogen wird? Vielleicht ist meine Denkweise etwas zu naiv, aber wir können doch nicht nur von Spezialitäten leben. Wo bleiben die Alltagsgegenstände wie Zahnbürsten, Kühlschränke und Kugelschreiber oder gar Tomaten?

In China jedenfalls reibt man sich die Hände, zumindest der Funktionär.

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336 Antworten zu Made (not) in Germany

  1. Sonic sagt:

    Ich hatte letztens auch eine Reportage über China gesehen, in der zu sehen war wie China PET Flaschen einkauft und daraus unsere geliebten Fleece Pullover fertigt, wirklich genial.

    Ein weiteres Beispiel für „China kauft den Markt auf“ ist meine aktuelle Firma.
    Wie fertigen Werkzeuge für Spritzgußmaschinen, daher sind wir sehr an dem Stahlpreis interessiert. Nun ein Wunderwerk aus China: Wir haben Werkzeuge gekauft die günstiger Waren wie der aktuelle Stahlpreis … wie machen die das?
    Auch alte Werkzeuge werden von China mit Kusshand genommen… China kauft und kauft.

    Und nun eine weitere Idee von mir, welche in in einer langen Diskussion im Urlaub erörtert habe.
    Man stelle sich nur die tausenden Chinesen vor die in Deutschland studieren, sie kommen nach Deutschland, genießen das sehr hoch entwickelte Hochschulesystem aus Deutschland und gehen danach wieder in die Heimat um dort ihr Wissen anzuwenden, gesponsert (in dem Falle) vom Deutschen Staat. Dies ist keine ausländerfeindliche Äußerung! Ich begrüße es aus privater Sicht sehr das wir immer mehr zu einem globalen Weltkultur werden, aber aus wirtschaftlicher Sicht ist das auf lange Sicht unser Tod!
    Leider muss man wirklich (noch) sagen das China „nur“ ein Arbeiterstaat ist. Wichtige Technologien werden aufgekauft oder wie oben in Form von Wissen „eingeschleust“. Wie sich das in den nächsten 10 Jahren ändern wird kann ich nur erahnen, auf jeden Fall wird China den Weltmarkt dominieren da sie quasi ein unerschöpfliches Potential an Arbeitskräften besitzen.

    Zum Thema made in germany: mittlerweile ist es so das gute Autos immer noch aus Deutschland kommen, zumindest die Planung!
    Nicht um sonst wird z.b. in Amerika der Werbeslogan für Porsche „tested on the autobahn“ angepriesen 😉
    Auch in Sachen Spritzguss sind wir noch Technologieführend….
    Wir werden nie einen Preiskampf wie China führen können, das ist nicht machtbar.
    Wer von uns würde den für 20Cent die Stunde arbeiten gehen? NIEMAND! Daher ist so eine Diskussion fast sinnlos.
    Meine Meinung ist das wir weiterhin auf Qualität setzen sollten, den das ist wohl oder übel das einzigste was uns bleibt…

    just my 2 cents

    mfG

    Sonic

  2. Stephan sagt:

    Womit verdient man sein Geld, wenn die anderen ihre Pläne selber herstellen können? Irgendwann sind andere auch in der Lage die nötige Qualität zu liefern.

  3. Benjo sagt:

    Mich stört auch das Desinteresse am Qualitätsmerkmal „Made in Germany“. Aus diesem Grund will ich mich mit dem Thema in meinem Blog in Zukunft näher beschäftigen und über Produkte made in Germany schreiben.

  4. chr. lehner sagt:

    made in germany ist schon ein qualitätsmerkmal, das weiß man aber hierzulande gar nicht mehr so recht zu schätzen.

  5. Peter sagt:

    und aus genau diesen oben genannten Gründen habe ich den Shop http://www.made-in-heimat.de gegründet. Dort findet der Kunde ausschließlich Ware „made in Germany“. Und zwar nicht als Infoportal, sondern tatsächlich zum kaufen.

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