Wenn ich so über den Artikel bei Spon über die Lebensmittelersatzstoffe so anschaue, dann stelle ich mir echt die Frage, warum der deutsche Konsument zu solchen Produkten kauft. Ich greife hier mal die 4 Stichpunkte aus der Überschrift heraus:
preisbewusst
Gegen Sparsamkeit kann niemand etwas haben. Prinzipiell stimmt das. Schlimm wird es aber, wenn der deutsche Mittelstand anfängt beim Discounter Billigware zu kaufen und somit die kleinen Strukturen um sich herum unbewusst zerstört. Wenn er das eingesparte Geld anschliessend am Aktienmarkt verscherbelt, dann gewinnen nur grauen Eminenzen im Hintergrund: Privatbanken und Spekulanten.
verarmt
Mitten in Deutschland gibt es Leute, die haben 4x Jahre gearbeitet und bekommen eine Hungerrente, knapp über der Mindestrente. Wenn diese Leute so nebenbei noch von ihrem Immobilieneigentümer abgezockt werden, dann bleibt eben nix mehr übrig. Da entfällt der Gang in den franzöischen Feinkostladen ganz automatisch.
verarscht
Normale Speisen kaufe ich nicht mehr, weil sie mit der Realität nix mehr zu tun haben. Ich will das haben, was vorn drauf steht. Milch oder Joghurt, pur und natürlich. Nur darf ich ja nicht von mir auf andere schliessen und so denke ich mal, dass sich viele Leute gern vom Schein blenden lassen (wollen). Jeder von uns hat die Freiheit dieses Marketingspiel nicht mitzuspielen und einen Kopf zum Denken. Ob das deutsche Bildungssystem den Kopf passend strukturiert hat, ist natürlich auch eine berechtigte Frage.
qualitätsfremd
Was ist Qualität? Ist es das Authentische (z.B. echte Vanille) oder das Natürliche? Die Begriffllichkeiten stellen sich für mich gefühlstechnisch klar da. Ich weiß, wie gutes Fleisch aussieht, was es kostet, welche Arbeit es macht und dass ich es mir nicht täglich leisten kann und will. Und wer fünf mal die Woche bewusst Fleisch konsumieren will, sich es aber eigentlich nicht leisten kann, der soll ruhig zu Billig-Speisen greifen kann. Was den Speisen an Natur fehlt, steht hinten in Form von E-Stoffen auf der Zutatenliste hinten drauf.
Fazit
Solange man die Freiheit und das Verantwortungsgefühl hat, kann jeder tun und lassen was er will. Er wird das bekommen, was er bezahlt. Und das die europäische Agrarindustrie kaum gewillt ist, ihre Ersatzpraktiken offen zu legen, ist bei der kapitalfreundlichen Gesetzgebung auch kein Wunder.
<Backflash>Ich erinnere mich gerade an die DDR. Da gab es ja auch kaum Gemüse zu kaufen, deshalb die ganzen Gärten. Verarmen nun ganze Bevölkerungsschichten und verlieren sie dazu noch ihre Arbeit, dann können sich die froh schätzen, die einen Garten haben. Was in der DDR ein Mangel an Wirtschaftskraft war, ist in Europa eben der Preis des kapitalistischen Zinses.</Backflash>
Das wirklich Bedenkliche an diesen ganzen Entwicklungen ist aber, dass sie nicht zufällig geschehen. Und das steht einer wahren Demokratie eigentlich nicht zu.
Wenn viele Menschen lieber Schimmelpilzaromen statt Erdbeeren in ihrem „Erdbeerjoghurt“ haben möchten, dann wäre das ja durchaus ok. Das Problem ist, dass dies kaum jemand weiß. Da wäre es Aufgabe der Politik eine faire Beschriftung der Lebensmittel zu garantieren….soetwas wie „nicht-zutaten“ sind doch eine farce. Von den meisten Konzernen kann man im Kapitalismus nunmal nichts anderes erwarten, als Profitorientierung mit allen Mitteln.
Hier in Dresden gibt es ja neben der VG auch einige Bioläden, die lokale Produkte aus Sachsen anbieten. Ich für meinen Teil kaufe als Student lieber teure, aber lokale und gute Lebensmittel, statt ständig Feiern zu gehen. Ernährung sollte eine sehr wichtige Rolle spielen, immerhin ist das im Grunde das einzige, was uns vor Krankheiten schützt 😉
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