Filmrezension: UNSER TÄGLICH BROT

Vor gut zwei Monaten wieß ich auf den Film „Unser Täglich Brot“ mittels eines zitierten Interviews mit dem Regisseur hin. Nun hat es der Film durch meine Netzhäute ins Hirn geschafft.

Ähnlich wie der Film „We feed the world“ kommt auch „Unser Täglich Brot“ aus Österreich und zeigt ungeniert, woher unsere Nahrungsmittel kommen und wie sie erzeugt werden. Dabei klagt der Film nicht an, sondern zeigt beinahe emotionslos das Wirtschaften der Nahrungsmittelindustrie. Auf Gespräche wird dabei verzichtet. Zwar reden die Mitarbeiter der gezeigten Betriebe untereinander, aber eben nicht für die Kamera. In langen Einstellungen hat der Zuschauer alle Zeit der Welt, über das Gezeigte nachzugrübeln und seinen Gedanken nachzugehen oder auf kleine visuelle Details zu achten.

Und so erfährt man unter anderem, wie Paprika aus Belgien, Zuchtlachs aus Skandinavien, Tomaten aus Spanien, Hühner aus Deutschland (?) sowie Rind- und Schweinefleisch „erzeugt“ werden. Für zart besaitete Menschen könnte der Anblick der Schweinetötungsmaschine, des Kückenwerfers oder des Hühnersaugers durchaus grauenhaft sein, aber das ist nunmal die Realität. Inhaltlich kann man über den Film eigentlich nicht viel sagen, denn er zeigt ja nichts neues, allerhöchstens neue Dimensionen.

Wer unbedarften Leuten einen (schweren) Kloß in den Magen legen möchte, der zeigt ihnen zuerst „Unser täglich Brot“ und nach einer kurzen Pause „We feed the World“. Diese Reihenfolge hat den Vorteil, dass „We feed the World“ schon einige Antworten gibt und eventuell eine neue Perspektive für eine anschließende Diskussion aufzeigt. Spätestens wenn dann das schlechte Gewissen beim Einkaufen zuschlägt, haben die Filme ihre Wirkung gezeigt. Wen die Filme allerdings gänzlich kalt lassen, der sollte sich über schlechte Nahrungsmittelqualität und Schlamperei (Gammelfleisch) nicht aufregen, sondern sich an die eigene Nase fassen.

So, und nun viel Spaß beim Einkaufen!

PS: Der Letzte räumt auf und macht das Licht aus.

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5 Antworten zu Filmrezension: UNSER TÄGLICH BROT

  1. July sagt:

    Ich bin gerade über einen Kommentar zum Film gestolpert, der erschreckend ist. Wieviel Menschen mögen noch so denken? Wo soll das hinführen???

    Unser täglich Brot ist sicherlich ein Werk, das schockiert, zum Denken anregt und die Augen öffnet. Doch auch wenn man den Film gesehen hat, wird sich wirklich etwas ändern? Hören wir plötzlich auf unser geliebtes Fleisch, welches auf Grillpartys häufig Anklang findet (wäre auch schlimm, wenn das nicht so wäre ), zu verspeisen? Man sieht solche Bilder schließlich nicht zum ersten Mal, doch leider verändert sich nichts. Wir verdrängen die Bilder, um unser Gewissen zu erleichtern. Sicherlich hätte der Dokumentarfilm mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich war äußerst schockiert, als ich im Trailer sah, dass die Kücken wie Gemüse auf den Fließbändern lagen und danch in Kisten ,,gepackt“ wurden, traurig! Ich glaube, ich muss das nun auch erst mal verdrängen…

    Schön, dass die Produktion einige Sozialpreise gewann und für den Europäischen Filmpreis nomminert war. Hat eine mutige (im Sinne von finanziellen Erfolg) und eine den Menschen die Realität nahebringende Produktion absolut verdient.

    Ich gestehe, dass es mir sehr schwer fallen würde mir solch einen Dokumentarfilm anzuschauen. Ich möchte nicht im Einzelnen wissen und vor Augen geführt bekommen, wie der Leidensweg so mancher wehrloser Tiere ist, obwohl ich als Nicht-Vegetarier auch meinen Teil dazu beitrage, leider wahr…

    *bin sprachlos*

    July

  2. Stephan . sagt:

    Wie meinst du das Robert?

    Ansonsten steht in deiner URL nix neues. Zumindest nicht für mich. Deshalb esse ich immer noch gern mal eine Bockwurst oder auch mal einen Braten. Nur achte ich eben mehr auf das Wieviel und das Woher.

  3. Robert sagt:

    Dieses mal meinte ich es nicht im Sinne der Ironie!

    Fazit aus dem Artikel ist, das eine gute ausgewogene Ernährung wichtig ist. Also ist nicht nur Fleisch oder nur Gemüse gesund, sondern die Mischung.

    Das Woher und wie und womit es hergestellt wurde spielt natürlich immer mehr eine Rolle!

    Sorry für das vermeintliche Missverständnis.

  4. Cori sagt:

    Wer nach diesem Film sein Konsumverhalten nicht ändert, trägt volle Mitschuld an dem gigantischen, unfassbaren Verbrechen gegen die Natur und die Tierwelt, welches hier offensichtlich wird. Herr Geyrhalter dokumentierte leider nicht, was beispielsweise mit den wie Kieselsteine sortierten Küken des „falschen Geschlechtes“ schließlich geschieht: die männlichen werden zu Millionen vergast oder lebendig zerschreddert (im „Homogenisator“). Wer meint, dass totale Missachtung von Leben, Rationalität ohne Moral, Brutalität und Gleichgültigkeit weniger schlimm wären, wenn sie sich „nur“ gegen Tiere oder die Natur und nicht gegen Menschen richtet, der irrt gewaltig. Alles hängt miteinander zusammen und ein System, welches dem Leben eines „nicht für den Arbeitsprozess verwertbaren“ Kükens keinerlei Wert beimisst, wird auch schließlich dem Leben eines für das System „wertlosen“ Menschen keinen Wert mehr zumessen. Wie sagte Heinrich Heine einst: „Wo man Bücher verbrennt, da verbrennt man am Ende auch Menschen“ – wer nichtmenschliches Leben so völlig und grundlegend missachtet, wie hier gezeigt wird, der wird dasselbe schließlich mit dem Menschen tun. Die im Film gezeigten Menschen erscheinen zudem schon nicht mehr als Menschen, sondern als Roboter, die alles Menschliche verloren haben.

    Deswegen sollte sich jeder diesen Film ansehen, um einmal vor Augen geführt zu bekommen, wie tief die Menschheit hinter der glitzernden Fassade aus Wohlstand, Technisierung und „Fortschritt“ gesunken ist. Moral und Ethik völlige Fehlanzeige.

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