Gedanken zum Teil 8 der Dresdner Visionen

Jeden Montag stellt die Sächsische Zeitung (SZ) einen Teil der Serie „Dresden 2020 – Visionen einer Stadt“ vor. Heute wurde die Frage gestellt, wie hart uns der Klimawandel trifft (Link zum Artikel). Ich möchte mal meine Gedanken zum heutigen Artikel hier niederschreiben. Alle Artikel dieser Serie sind im Übrigen auch online les- und diskutierbar!

These 1: Der Klimawandel ist schon im Gange

Nun, der Klimawandel ist immer Gange. Es gibt kein stetiges Klima. Jedem ist bekannt, dass es Schwankungen gibt. Von daher ist die Unterüberschrift etwas seltsam gewählt. Vielleicht hätte man schreiben sollen, dass die Auswirkungen des Klimawandels zu spüen sind.

Im Absatz wird beschrieben, dass es in Zukunft viel mehr Wärme geben wird und somit auch mehr überhitzte Zonen in der Stadt anzutreffen sind. Selbst im Entwurf des Luftreinhalteplans wurde schon vor der Überwärmung gewarnt. Gleichzeitig soll es weniger regnen.

Das diese Hinweise von der Stadtplanung nicht ernst genommen werden, kann jeder mit eigenen Augen überprüfen. So fehlen an vielen neugestalteten Plätzen einfach Bäume die Schatten erzeugen. Man schaue sich mal den Bereich vorm Hauptbahnhof in Richtung Stadtzentrum an. Dort giert ein langes schwarzes Teerband nach Sonne, um diese in der Nacht dann wieder abzustrahlen und somit nachzuheizen. Was beim Weinberg erwünscht ist, ist der Stadt eben nicht erwünscht. Der Postplatz leidet genauso an Überhitzung.

Aber nicht nur die Stadt macht Planungsfehler, auch das Aufsichtsorgan der Stadt, das Dresdner Regierungspräsidium arbeitet völlig merktbefreit. Das Gezanke um den Ausbau des letzten Stückes der Leipziger Straße zeigt das ganz deutlich. Dort hat die Stadt einen Ausbau vorgeschlagen, der die schönen alten Robinien erhält. Diese Bäume kühlen die Straße dort deutlich ab. Das Regierungspräsidium behart aber auch einem Vollausbau, der die Fällung der ausgewachsenen Bäume zur Folge hat.

Die SZ hat also mit ihrem Fazit recht, dass Umweltpolitik wichtiger als alle anderen Sachfelder ist. Denn sie sorgt dafür, dass der Lebensraum des Menschen so gestaltet wird, sodas dessen Lebensgrundlage (intakte Umwelt) erhalten bleibt.

These 2: Das bisherige Leitbild der Stadt ist überholt

Dieser etwas längliche Absatz befasst sich mit der Rolle von Stadtgrün und dessen Pflege. Es wird auf das EU-Projekt GREENKEYS hingewiesen, welches sich unter anderem mit alternativen Betreuungsmöglichkeiten beschäftigt. So könnte ich mir zum Beispiel auch vorstellen, dass freiwillige Bürgerarbeit unter Anleitung helfen kann, Stadtgrün zu betreuen. Das Internet könnte da als multimedialer Informationsüberbringer die Schlüsselrolle spielen. Wenn der Bürger nach der Arbeit noch etwas tun will, hat der Grünflächenamtsmitarbeiter ja auch Feierabend. Informationen müssen also zeitversetzt zur Verfügung stehen.

Ich muss in diesem Zusammenhang auch an dem im Wiederaufbau befindlichen Neumarkt denken. Dieser Platz wegen seiner Aufhitzung sehr unattraktiv. Somit werden sich dort auch nie Dresdner einfinden, die dort entspannen wollen. Der Ort eignet sich einfach nicht dazu. Und das wird sich auch nicht mehr ändern lassen. Unter dem Neumarkt ist eine Tiefgarage, auf der kein Baum mehr wurzeln kann. Am Altmarkt wird der selbe Spaß wiederholt. Und niemanden scheint in den Sinn zu kommen, dass unsere Vorfahren am Neumarkt vielleicht keine Bäume brauchten, da die Sommer in der Vergangenheit einfach kühler waren.

Im übrigen treten beim Stadtgrün auch ganz deutlich Zielkonflikte auf. Während der Städter keine großen Einfallstraßen, dafür aber viel kühlendes Baumwerk braucht, benötigt der Pendler genau das Gegenteil. Der hat seinen Schatten ja schon längst, da er im grünen Stadtspeckgürtel wohnt, aber wiederum in der Stadt arbeiten will/muss. Was ist da wichtiger, die Lebensqualität des Städters oder die Mobilität des Nichtstädters?

These 3: Die Bemühungen zur CO2-Senkung reichen nicht

Ich frage da mal so blöd, welche Bemühungen damit überhaupt gemeint sind. Aus der Lokalpresse erfährt man sogut wie nichts über irgendwelche CO2-Sparprozesse. Selbst ich als äußerts interessierter Bürger habe nicht mitbekommen, dass Dresden sich im Klimabündnis europäischer Städte verpflichtet, bis 2010 den CO2-Ausstoß auf 7,7 Tonnen pro Person zusenken. Im Moment „erzeugt“ der Dresdner knapp über 10 Tonnen.

Dieses Ziel wird laut Absatz nicht erreicht werden. Nun ja, dass ist ja auch kein Wunder. So fordert die Stadt ja ihre Bürger nicht auf, Solarthermische Anlagen auf große Mietshäuser zu bauen oder gar das Auto stehen zu lassen. Um dieses Thema wirklich in den Köpfen der Bürger zu verankern, muss regelmäßige Information über den aktuellen Stand herausgegeben werden. Ebenso täte die Stadt gut daran, einen Newsletter zu installieren, wo wenigstens die interessierten Bürger über Veranstaltungen etc. informiert werden. Eine Stadtverwaltung wäre ein guter Vernetzer, da es die lokalen Akteure sehr gut kennt.

Um das globale Fernziel zu erreichen, müsste man schon ganz schöne Kopfstände machen. Die ich einen solchen Kopfstand erlernen soll, erklärt mir die Stadt aber nicht. Es fehlen einfach Handlungsanweisungen der Spezialisten und eine passende Informationsinfrastruktur.

These 4: Die Innenstadt muss Umweltzone werden

Das Problem der Luftqualität wird hier nochmal angeschnitten. Klar ist, dass alle saubere Luft atmen wollen. Jedoch gibt es kein Patentrezept für dieses Ziel. Der Entwurf des Luftreinhalteplans hat ja gezeigt, dass es nicht wirklich hilfreich ist, nur kleinere Stadtteile als Umweltzone zu deklarieren. Das gesamte Zentrum von dreckigem Verkehr zu befreien ist aber auch ein ambitioniertes Ziel, da zuviele Menschen nicht mehr dort arbeiten wo sie wohnen.

These 5: Hochwasser werden häufiger und heftiger

Dresden steht mit seinen großen Überflutungsflächen schon gut dar, aber womöglich muss man sich mit dem Gedanken abfinden, eine neue Stratgie in den potentiellen Überflutungsgebieten anzuwenden. So könnte man das Wasser einfach laufen lassen und räumt hinterher einfach wieder auf. In den Rhein- und Donaustädten lebt man mittlerweile auch mit dem Wasser, anstatt im Überflutungsfalle dagegen zu kämpfen. Nur dazu muss die Stadt auch Unterstützung und Anleitung bieten.

Gesamtfazit

Im Gesamtfazit wird unter anderem für effiziente Stadtstrukturen plädiert. Das heisst für mich unter anderem, dass eine Stadt von kurzen Wegen profitiert. Im Moment kann ich in Dresden aber relativ wenig kurze Wege erkennen, nicht zuletzt deshalb, weil viele Menschen im Dresdner Norden arbeiten, dort aber nicht wohnen. Ebensowenig erkenne ich kaum einen Gegentrend beim Thema „Einkaufen“. Die Konsumtempel konzentrieren sich in der Stadt und erzeugen Verkehr dorthin. In der gleichen Zeit, haben es die kleinen Stadtteilzentren immer schwerer, Kunden zu halten, da es dort sinnvollerweise ja keine Parkplätze gibt.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit den CO2-Emissionen in Dresden weitergeht. Den oben verlinkten Artikel aus der SZ kann ich auf jeden Fall zum Lesen empfehlen.

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2 Antworten zu Gedanken zum Teil 8 der Dresdner Visionen

  1. Albert sagt:

    Meiner Meinung nach umschifft der Artikel mehr oder weniger gekonnt die Abgabe konkreter Vorschläge: Das so genannte Fazit „Umweltpolitik muss raus aus der Nische und Grundlage künftiger Stadtentwicklung werden.“ ignoriert zum einen die politischen Entscheidungen, die im Stadtrat getroffen werden und von der Stadtverwaltung (willfährig) umgesetzt werden (müssen) und deren Auswirkungen. Forderungen nach einer weiteren Umweltzone im Dresdner Stadtgebiet, einem Zeitplan für die Umrüstung der KfZ-Dienstflotten der Staatsregierung und der Behörden des Freistaats, die in der Landeshauptstadt ihren Sitz haben sowie Umrüstung der KfZ-Dienstflotten der Stadtverwaltung und der Unternehmen der Stadt auf schadstoffarme und CO-2 reduzierte Antriebe, einem aktiven Mobilitätsmanagement für die Mitarbeiter von Behörden des Freistaats, dem Aufbau eines „Ökologischen Netzes Dresden“ zur Verbesserung der Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner durch Duchgrünung und Sicherung der Kalt-und Frischluftzufuhr usw.usw. gibt es schon lange, werden die im Artikel als wesentlich wirklichkeitsnaheres Ziel propagiert? Nicht nur die Bäume der Leipziger Straße werden den irren Ausbauplänen letztlich des RP Dresden geopfert, die Allee der Bautzner Straße von Prießnitzstraße bis Waldschlößchen wird in Bälde Vergangenheit sein, damit Verkehrspolitik von gestern in Dresden Realität wird.
    Das Dresden im übrigen über 62% Grünflächen- und Waldanteil verfügt, verdankt sie eben den „Wäldern“ Dresdner und Junge Heide, welche komplett zum Stadtgebiet gehören, dabei aber in ihrer Wirkung keinesfalls sehr stadtwirksam sind, wenn man von Teilen des Dresdner Nordens absieht.
    Zur Forderung der SZ nach positiver Einstellung zu Umweltzonen kann gerne gelacht werden, wenn man sich in Erinerung ruft, wie gerade die SZ sich auf die Seite des „kleinen Mannes“ stellte und Schauergeschichten über Pleiten, Geschäftsaufgaben und Artikel in „Die-da-oben-wir-hier-Unten“-Manier verbreitete.
    Ich kann den Artikel der SZ zu den „Dresdner Visionen“ auch empfehlen, jedoch als kritisches Lehrstück, wie man viel schreiben und wenig sagen kann.

  2. Stephan . sagt:

    Ich glaube eher, dass die SZ gar keine konkreten Handlungsanweisungen geben will. Damit würde Sie ja in die Freiheit des Menschen eingreifen.

    Ich glaube mal, dass vielen die Einsicht gekommen ist, dass etwas zu tun sei. Die Frage ist nur, wie bringt man den Leuten bei, dass sie sich mit weniger zufrieden geben müssen.

    Die Lösung des ganzen Klima- und Energieproblems wird wohl eher ein psychlogisches Problem anstatt ein rohstoffliches. Man beruft sich eben gerne auf die Vorfahren oder die „anderen“. Und da die eigenen Urgroßeltern nicht mehr leben, kann man sie auch nicht mehr fragen, mit wenig Energie diese ausgekommen sind.

    Hinzu kommt, dass die Urgroßeltern in anderen Zeiten gelebt haben.

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