Plusminus wettert gegen Solarstromförderung

Ich kann die Klagen über die extrem hohe Solarstromförderung verstehen, da zahlt man als Verbraucher massig EEG-Anteil und die Finanzanleger machen den dicken Reibach. Trotzdem ist das EEG gut, weil es zu Autarkie führt.

Plusminus hat vorgestern über die Kosten der Solarstromförderung berichtet. Da wird eine Zahl von insgesamt 62 Mrd. Euro genannt.

Ich sags mal so: Das Geld könnte man schlechter ausgeben. Und wenn es im Geldbeutel schmerzt, spart man eben Strom. Der Kopf ist ja schliesslich zum Denken da und der Physikunterricht soll ja zu was Nutze sein. Und über die Kosten von Bergbaurenaturierung, Kohlepfennig und Kernkraftforschung regt sich ja auch keiner auf, oder?

ABER: Die Sache mit den CO2-Zertifikaten ist natürlich ne Sauerei ohne Ende. So wie der EEG-Anteil im Strommix wächst, müssen Zertifikate aus dem System verschwinden.

Und noch eine Sauerei: Unternehmen sind teilweise vom EEG-Anteil befreit

Warum soll das eine Sauerei sein, wenn energieintensive Unternehmen vom EEG-Anteil befreit sind? Ganz einfach, weil Energie gemessen an ihrer Herstellung immernoch zu billig ist. Warum müssen wir in Deutschland und Europa Exportweltmeister spielen, anstatt ein dauerhaftes Lebenniveau zu erreichen, was wir locker aus eigener Kraft sichern können? Das Ausweichen auf echte wirtschaftliche Nachhaltigkeit wird damit ja noch verzögert. Ich bin so kühn und behaupte einfach mal, dass erst wieder Nachhaltigkeit zu altem und liebgewonnenen Wohlstand zurückführt.

Jede in Deutschland installierte Photovoltanikzelle ersetzt auf kleinem Niveau endliche Ressourcen (Uran und Kohle). Und das ist in meinen Augen der viel positivere Effekt, der die Belastung durch hohe Energiepreise überkompensiert, weil er dauerhaft ist. Und wenn viele Solarzellen in Verbindung mit anderen Technologien und Elektroautos (vehicle to grid, v2g) zu einer endgültigen Lösung des Energieproblems führen, dann ist das doch ne gute Sache. Vor allem für die zukünftigen Generationen. Denn diese haben dann endlich mal eine Sorge weniger und haben einen echten Nutzen von dem Fortschritt. Ganz im Gegensatz zur Kernenergie, die in der Zukunft eher für Kopfzerbrechen führt.

Und wenn jemand über die Ausgestaltung der Energiewende wettert, dann soll er sie doch verbessern. Man muss doch den Solarinvestoren dass Feld nicht allein überlassen, sondern kann selbst in ein Bürgerkraftwerk investieren. Die Dividende ist die Sorglosigkeit in der Zukunft.

Zu guter letzt noch eine „Insiderinformation“. Wenn in Norddeutschland viel Wind weht, dann müssen in Süddeutschland alle Kraftwerke richtig aufgedreht werden. Der Grund ist der mangelhafte Netzausbau in Europa. Es gibt zu wenig Kapazitäten im Hochspannungsnetz, die den Windstrom wegschaffen können. Und damit die Leitung von Nord nach Süd nicht überlastet wird (und ausfällt), muss dagegen „gedrückt“ werden, in der Hoffnung, dass die Energie woanders hinfliesst und das europäische Verbundnetz nicht zusammenbricht.

Und warum man für 18 Kilometer Arbeitsweg in urbanem Gebiet ein Auto braucht ist mir schleierhaft. Die Kombination nach Rad und ÖPNV ist doch wesentlich billiger (und gesünder). Steuerverschwendung durch inneffiziente Verwaltung muss man jedoch nicht dulden.

Übrigens hat die Zeit das Dilemma mit den ganzen Ökostromanbietern mal richtig schön durchleuchtet.

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6.148 Antworten zu Plusminus wettert gegen Solarstromförderung

  1. Mehlstaub sagt:

    Also ich bin ja auch ein Befürworter von hohen Kraftstoffpreisen, aber auf den ÖPNV umsteigen ist da wohl auch nicht die optimale Lösung, denn der wird ja auch immer teurer.
    Und darauf den ÖPNV über höhere Kraftstoffsteuern zu bezuschussen wird sich die Mehrheit der Deutschen wohl nicht einlassen. Da ist es wahrscheinlicher, dass der ADAC zum bewaffneten Kampf aufruft 😉

  2. Pingback: energynet » Blog Archiv » Was ist Öko an dem Strom aus der Steckdose?

  3. großer tobak sagt:

    Plusminus „wettert“ völlig berechtigt gegen die Förderung. Warum muss ich durch höhere Strompreise das gute Gewissen (und die Solarzellen) der reichen Häuslebesitzer finanzieren? Mir wäre es lieber dieses Geld einzusparen, mir selbst ein Haus bauen zu können und mir dann eine eigene Solarzelle aufs Dach zu bauen. Aber so werde ich immer mit schlechtem Gewissen vom „Standardstrom“ abhängig sein. Subventionen sind mit Ausnahme von extrem seltenen Fällen eigentlich immer schlecht. Es zahlen immer die Steuerzahler und Verbraucher und es kassieren diejenigen, die es finanziell schon lange nicht mehr bräuchten!
    Nur mal ein Gedankenspiel: Warum werden die Fördergelder nicht direkt in Solaranlagen investiert und der erzeugte Strom kostenfrei an die (eben erwähnten) Geldgeber verteilt?

  4. Stephan . sagt:

    Warum wird das für die Renaturierung von Abraumhalden benötigte Geld nicht gleich eingespart? Warum haftet der Staat (und somit du Steuerzahler) für Fehler der Kernkraftbetreiber?

    Und mit den paar Euro die du EEG zahlst, kannst du noch lange kein Haus bauen.

    Außerdem brauchst du beim Standardstrom bald kein schlechtes Gewissen mehr haben, denn der wird immer grüner und grüner. Und davon hast du was.

    Fördermittel sind Investitionsanreize. Der Großteils des benötigten Kapitals wird immernoch privat aufgewendet.

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