4% vom Brotpreis gehen an den Bauern

Nachdem ich schon mal auf die Wertschöpfung aus Getreide hingewiesen hatte und zwischenzeitlich bis zu 8% des Brotpreises an den Bauern gingen, sind es jetzt wieder nur noch 4 Prozent.

Eine Grafik von der ZMP zeigt einen interessanten Trend, der Bauer erhält in Deutschland immer weniger vom Kuchen (Verkaufspreis). Insgesamt gehen heute nur noch 24 Cent von jedem augegeben Euro an den Bauern, natürlich im Durchschnitt.

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Quelle: ZMP

Warum ist es wichtig über so eine Nachricht nachzudenken?

Gedanke 1)
Immer mehr Lebensmittel werden weiterverarbeitet und zu Nahrungsmitteln umgewandelt. Wer mal Bruker gelesen hat, der ahnt, dass Weiterverarbeitung nicht immer für die Qualität und die Inhaltsstoffe förderlich sind. Aus Dingen die voller Leben sind, werden Dinge die unseren Hunger stillen. Die, von mir gefühlte, zunehmende Weiterverarbeitung und die damit verbundene größere Auswahl an Fertigessen verschiebt den Anteil der Rohproduktkosten am Endpreis (der sogenannte Rohstoffanteil).

Ihr seht, Nachverarbeitung ist womöglich wichtiger als das eigentliche Grundprodukt. Zwei Beispiele wären Fertigpizza und Fruchtjoghurt. Beides keine Dinge die ich mag.

Gedanke 2)
schliesst sich an den Gedanken 1 an. Womöglich stecken wir heute anteilig mehr Geld in Vermarktung, Verpackung und Transport von Nahrungsmitteln. Viel Transport ist schlecht, so viel ist klar. Als Beispiel seien die Krabben genannt die in der Nordsee gefangen und in Marokko geputzt werden. Warum man Milch bewerben muss, ist mir auch nicht klar. Dort wird dem Kunden indirekt Geld aus der Tasche gezogen, anstatt dem Milchbauern einen sinnvollen Preis zu zahlen und den Käufer Qualität zu liefern.

Und überall verdienen Leute mit, die mit der unmittelbaren Befriedigung des eigentlichen Bedürfnisses nichts weiter zu tun haben. Klar, ohne maß- und sinnvolle Verpackung und Transport geht es nicht. Ein Beispiel: Mir wäre es letztlich lieber, dass ich mit meinem Mehrwegeimerchen gute saure Gurken lose kaufen kann, anstatt ein Glas zum selben Preis nach dem Verzehr von mittelmäßigen Gurken in den energieaufwändigen Glaskreislauf werfe. Im Discounter kommt man mit einem Eimerchen aber nicht weit.

Es besteht die Gefahr, dass der Wertschöpfungsbereich zwischen Bauer/Erzeuger und Kunde zu wichtig genommen wird. Als prägnantes Beispiel fällt mir da die Marke Landliebe ein, hinter der gensojafressende Rinder versteckt wurden.

Gedanke 3)
Wenn sich der Trend so fortsetzen soll, dann muss der Bauer in Zukunft noch weniger für die gleiche Arbeit bekommen. Das geht nur durch Absenkung der Qualität oder noch weiterreichende Mechanisierung. Einige Nahrungsmittelverarbeiter sind sicher daran interessiert, dass ihr Anteil am Kuchen eher wächst als schrumpft.

Fazit

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob es gut ist, dass der Bauer nur so wenig am Brot verdient. Ich sehe nämlich eine Gefahr darin, dass Grundnahrungsmittel nicht genug wert geschätzt werden. Günstige „Rohstoffpreise“ (für mich ist Getreide kein Rohstoff, sondern ein wertvolles Gut) suggerieren vielleicht, dass es sich nicht lohnt über die eigentliche Quelle des Lebensmittels nachzu denken.

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Quelle: ZMP

Und wenn es am Ende nur 5-15 Minuten dauert, bis wir uns ein Brot erarbeitet haben, was passiert dann mit dem ganzen anderen Geld, was wir verdienen? Stecken wir es vielleicht in Dinge, die weniger Sinn stiften?

Anmerkung: Irgendwie hatte ich diverse Schwierigkeiten beim Ausfomulieren meiner Gedanken. Für Erklärungen bin ich gern bereit.

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2 Antworten zu 4% vom Brotpreis gehen an den Bauern

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