Ab heute kann die Internetgemeinde über Dresden den Dresdner Neumarkt debattieren. Dazu wurde die Weltnetzseite: http://www.dresdner-debatte.de/ seitens der Stadtverwaltung freigeschaltet. Hier nun eine kurze Einschätzung von mir dazu:
Erscheinung
Berufsbedingt fiel mein erster Blick mit dem Webbrowser Safari 5 darauf und ich war enttäuscht, das Layout war kaputt.
Mit dem Firefox oder Opera sieht die Webseite ordentlich aus.
Rechts oben in der Seite hat man eine blaue Box, in der Nutzungsvorschläge gemacht werden können und direkt darunter sieht man den Forenbereich der Webseite. Gestalterisch hab sich sonst nix weiter auszusetzen.
Doch eins noch, die URL: http://dresden.binary-objects.de/. Scheinbar konnte sich Dresden keine ordentliche Subdomain erstellen bzw. binary-objects waren nicht in der Lage diese zu konfigurieren. Warum nicht http://debatte.dresden.de ?
Funktionalität
Im Wesentlichen ist die Webseite ein Forum. Man kann dort Nutzungsvorschläge machen, die wohl als eigener Diskussionsfaden (thread) in Erscheinung treten. Das ist nirgends explizit erwähnt, scheint aber so zu sein. Eine Themenhierarchie scheint nicht vorgesehen zu sein, so dass man alle Nutzungsvorschläge parallel betrachten muss, es sei denn man filtert nach:
- Büros
- Gewerbe und Handel
- Freizeit, Spass und Spiel
- Gastronomie
- Kultur
- öffentliche Einrichtung
- Wohnraum
- keine Zuordnung
Mehrfachzuordnungen (themenübergreifende Dinge) sind nicht möglich.
Nutzungsvorschläge sind scheinbar moderiert (extern von Berlin aus). Prinzipiell kann man sich anmelden oder anonym als Gast kommentieren/Vorschläge machen. Eine Übersicht der Beiträge von registrierten Nutzern (klickbare Nutzernamen mit einer Liste ihrer Beiträge) gibt es nicht.
Ein RSS-Feed scheint jeden neuen Nutzungsvorschlag und jeden neuen Kommentar zu einem Nutzungsvorschlag aufzulisten. Gefilterte oder getrennte Feeds scheint es nicht zu geben.
Diverse Exportmöglichkeiten in soziale Netze runden die Sache ab.
Eine Umfrage möchte ergründen, warum und wie oft man als Dresdner auf dem Neumarkt ist. Die Antworten sollten auch bei Twitter/dresdnerdebatte landen, tun sie im Moment wohl nicht.
Die Umsetzung der Diskussionsmöglichkeit ist eher minimal. Eine klare und saubere Diskussion wie sie debategraph (view -> tree) bietet, wäre viel cooler.
Inhalt
Da lässt sich noch nicht viel sagen. Klar ist jedenfalls, dass alle Nutzerkommentare/Vorschläge unter creative-commons-Lizenz stehen. Um ordentlich diskutieren zu können, gibt es jede Menge Infomaterial.
Während ich hier so tippe, kommen die Diskussionen jedenfalls reichlich in Gang. Ich bin gespannt, wie es in einem Monat dort so aussieht. Die Kategorien scheinen jedenfalls nicht immer berücksichtigt zu werden.
Enttäuschend wäre es, wenn seitens der Verwaltung in der Debatte kein Feedback kommt. So dass man sich nicht in unsinnige Diskussionen verrennt, weil man diverse Verwaltungs-/Rechtsfakten nicht kennt.
Nachtrag: Keine Smilies! *sniff*
Nachtrag 2: Dresdner Debatte (Frank informiert) und er bemerkt ganz zutreffend, dass die Übersicht leidet. Was soll erst passieren, wenn 200 Dresdner zur selben Zeit dort unterwegs sind….
Ich habe das seit gestern dort verfolgt und merke, dass es wirklich nicht funktionieren kann. Die Moderatoren kommentieren auch in jedem dritten Beitrag: „Liebe Teilnehmer, es geht hier NICHT um (…), sondern um (…)“ oder ähnlich.
Es ist auch technisch falsch angelegt. Ich habe den Betreibern gestern geschrieben:
Sie sollten die Möglichkeit, einen neuen Beitrag zu erstellen, vielleicht nicht so in den Vordergrund stellen. Ansonsten wird hier alles schnell völlig unübersichtlich. Besser wäre, wenn nur wenige vorgegebene Beiträge zu sehen wären, die man dann kommentieren soll. Auf jeden Fall müsste die Kommentarmöglichkeit mehr in den Vordergrund gestellt werden. Ansonsten wird sich hier keine Diskussion ergeben. (siehe auch dort unter „Lob und Kritik).
Im Übrigen ist auch die RSS-Funktion unbrauchbar: Man kann nicht zwischen Beiträgen und Kommentaren unterscheiden und sieht bei neuen Meldungen im feadreader immer nur deren Überschriften, aber nicht die Texte.
Vor 3 Jahren hätte ich mich vielleicht darüber gefreut, mittlerweile glaube ich daran, dass so eine Top-Down Möglichkeit der E-Partizipation hauptsächlich dazu beiträgt, vorhandene Interessenstrukturen zu verfestigen, als neue Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen. Auf einer trivialen Ebene lässt sich das auch am obigen Beispiel erkennen: Dresdner, die nicht schreiben können, die nicht deutsch können oder die keinen PC haben, werden in diesem Forum keinen Einfluss auf die Gestaltung des Neumarktes haben. Mit anderen Worten: es werden vor allem gut gebildete Mittelklasse-User an der Debatte teilnehmen. Was ist mit den anderen?
Problematischer erscheint mir jedoch, dass hier Möglichkeiten der Partizipation vorgegaukelt werden, die nicht vorhanden sind. Was ist z.B. , wenn sich herausstellt, dass die Debattanten einen konsumfreien Park auf dem Neumarkt haben wollen?
„Die Ergebnisse des Dialogs werden ausgewertet, dokumentiert und in einer Abschlussveranstaltung vorgestellt. Sie fließen in die Erarbeitung von Ausschreibungen und Bebauungsplänen ein. „ – Tja, nur wie fließen sie die Ergebnisse in die Erarbeitung ein? Die guten ins Töpfchen, die schledchten ins Kröpfchen?
@Frank: Dein Beitrag ist bei Lob und Kritik dort sichtbar: http://www.dresdner-debatte.de/discoursemachine.php?page=viewcompiler_lobundkritik&id_view=18&menucontext=38
@Torsten: Aufm Neumarkt selber muss es eine reale rote Kiste oder sowas geben, wo man offline sein Statement hinterlassen kann.
@ Stephan: Ich bin überzeugt, mein Statement hat die selbe Wirkung wenn ich es gleich bei mir ins Klo werfe.
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