Am Abend des 20. Oktober hatte um 20 Uhr der Film „Das neue Dresden – Spuren eines Verlustes“ im Kulturrathaus in Dresden Premiere. Dieses Ereignis wurde in der Tagespresse angekündigt und viele Dresdner nahmen die Gelegenheit wahr, sich diesen Film kostenfrei anzusehen. Am
Dienstag dem 21.11.2006 finden
um 15, 17 und 19 Uhr
jeweils weitere kostenlose Filmvorführungen im Großen Saal des Kulturrathauses auf der Königstraße 15, 01097 Dresden statt. Der Film ist auch zum Preis von 16 Euro dort direkt erhältlich, oder bei „Buch und Kunst“ an der Prager Straße sowie direkt bei der Balance Film GmbH.
Zum Inhalt
Der gut einstündige Film dokumentiert die Arbeit und Meinungen der Dresdner Denkmalpfleger im Zusammenhang mit der Grossflächenberäumung nach dem Luftangriff 1945 und der Neugestaltung Dresdens. Dabei kommt unter anderem Hans Nadler zur Sprache, der sich so gut es nur ging für den Erhalt des historischen Erbes einsetzte. Es werden Bilder aus dem Lapidarium (Steinsammlung der Denkmalpfleger, in der Zionskirche untergebracht) gezeigt, sowie alte Aufnahmen, die die (unnötigen) Sprengungen historischer Gebäude dokumentiert. Besonders deutlich wird, dass das heutige Dresden eine Kulissenstadt ist. Von der Elbe aus schaut man auf die schöne Altstadt hinter der sich dann die „städtbaulichen Katastrophen“ der Nachkriegszeit versammeln.
Weiterhin bereichern interessante Perspektiven den Film, die sehr schön zeigen, dass vom Flair des alten Dresdens eigentlich nichts mehr übrig geblieben ist. Gerade die grossen Brachen und Freiflächen stehen im Gegensatz zu den belebten engen Strassen, wie sie vor 1945 existierten.
Die Macher und die Umsetzung
Für diese Filmproduktion sind Ralf Kukula und Grit Wißkirchen von der Dresdner Balance Film GmbH verantwortlich. Der Rahmen des 800. Geburtstages der Stadt Dresden ermöglichte die Realisierung des Filmes, da zum Teil auch Gelder durch die Stadt Dresden bereit gestellt worden sind. Dies ist eher ungewöhnlich, da sich die Stadt normalerweise nicht direkt an Filmprojekten beteiligt. Ein anderes Projekt, „Die Dresden-Rolle“, der selben Köpfe stellte ich schon eher vor.
Leider lässt die Bildqualität manchmal etwas zu wünschen übrig, was angesichts der nicht mal 3 Gigabyte Film für eine Stunde Film auch kein Wunder ist. Scheinbar wurde bei der Produktion des Filmes zu sehr mit der Videobitrate gegeizt.
Gedanken zum Film
Direkt auf dem Weg nach Hause war ich doch sehr emotional bewegt. Zum einen kann man sich den städtbaulichen Reichtum der alten Stadt Dresden nur ganz schwer vorstellen und so schwer wiegt der Verlust der alten Bausubstanz. Zum anderen wurmt es mich, wie ignorant die damalige Führung der DDR gegenüber ihrer Heimat war. Natürlich war die Not nach 1945 gross, aber wie grundsätzlich mit der eigenen Geschichte umgegangen wurde, das ist nicht wirklich zu verstehen. Die Sprengung der Sophienkirche am Postplatz ist nur ein, wohl aber ein prominentes, Beispiel dafür.
Subjektiv fühle ich mich in der Altstadt des neuen Dresdens nicht so recht wohl. Die grossen Stassen und Plätze laden nicht zum Verweilen ein und man fühlt kein pulsierendes urbanes Leben. Dieses spürt man dagegen im wahren Florenz, welches absolut zu Recht als Namesgeber für Elbflorenz als steht. Eigentlich muss man es anders herum sehen, da das alte Dresden sehr wohl im Geiste der florentinischen Metropole bestand.
Fazit
Für echter Dresdner ist der Film absolut sehenswert, quasi ein Muß. Für alle anderen mag manches zu detailiert dargestellt sein. Das ein oder andere Interview wirkt sehr stark subjektiv geprägt, vor allem da alle Denkmalschützer gar kein gutes Haar am Umgang der DDR mit „den alten Steinen“ lassen. Auf jeden Fall eignet sich der Film wirklich gut, über Werte und den Begriff Heimat nachzudenken und inspiriert über wahren Reichtum zu sinnieren.
Pingback: ptx1981.org » “Das Neue Dresden - Auf Den Spuren Eines Verlustes”
Interessant geschrieben, ich glaube, meine Dresdenfilmsammlung wird da wieder mal erweitert.