Ein Zeitungsartikel und ein Türgespräch

Da liest man ein Zeitungsartikel(faz) über die Intransparenz von Hilfsorganisationen und just 15 Minuten später steht ein Malteser vor meiner Tür und wirbt für eine Spende.

Natürlich „besetzen“ die Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen auch einen großen Teil des Marktes Gesundheit. Vielleicht ist obiger Artikel genau aus dem Grund geschrieben worden, das die gemeinnützigen Gemeinschaften in einem schlechten Rampenlicht stehen sollen. Weil die Privaten das eh besser können, vor allem billiger (weniger Geld – weniger Leistung ?).

Auf der anderen Seite sammeln eben solche Organisationen zum Beispiel auch Mobiltelefone (Malteser sammeln Handys). Da gibt es einen nettes Werbevideo der Malteser zu sehen, wie ein kleiner Knirps das Mobiltelefon in einen Umschlag steckt und diesen in den Briefkasten wirft. Nur wer bitte kann ein Mobiltelefon ohne Ladegerät benutzen? Schaut man genauer hin wird auch dieses Problem klar: Für die zurückgeschickten Altgeräte gibt es eine „Entsorgungspauschale“, die nicht der ehemaliger Handybesitzer bekommt, sondern eben die Malteser. Man spendet also die Entsorgungspauschale.

Und am Ende landen die alten Mobiltelefone in Afrika auf dubiosen Müllhalden.

Naja, so ganz konnte mich der freundliche Malteser an Tür vorhin nicht überzeugen. Das klingt zwar hart, aber es ist eben so. Die Malteser machen sicher einen guten Job. Doch finde ich noch nicht einmal einen Rechenschaftsbericht auf deren Webseite. Ich würde schon gern wissen, wohin die Spendengelder fließen. Laut Aussage des Werbers haben die Malteser 12,5 % Verwaltungskosten, beim Deutschen Roten Kreuz sind es wohl über 60 %. Da kann man mal sehen, wie misstrauisch man gegenüber Institutionen (im allgemeinen) werden kann. Oder würdet ihr einfach mal so eine jährliche Lastschrift von 30 Euro von eurem Konto zulassen?

PS: Anmerkung zu der Geschichte mit dem Mobiltelefonen. Die Malteser machen das in Zusammenarbeit mit Eplus. Es geht um einen oder mehrere wohl sehr teure(n) Rohstoff(e) in den Geräten. Eplus nimmt die Geräte auseinander, um an die seltenen Rohstoffe heranzukommen und sie wieder zu verwenden (lassen). Je nach Handymodell spendet Eplus zwischen 50 und 300 Cent dann den Maltesern. Eine URL auf der Eplus-Seite habe ich nicht gefunden. Damit ist auch klar, dass das alte Ladegerät des Mobiltelefones nicht interessiert.

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34 Antworten zu Ein Zeitungsartikel und ein Türgespräch

  1. Heiko sagt:

    Gerade jetzt zur Weihnachtszeit werden diese Leute wieder aktiv.

    Genau an diesem Punkt kommt wieder die Scheinheiligkeit unseres Systems zu tragen. Da wird z.B. Michael Schuhmacher als Held gefeiert, weil er 100 000€ gespendet hat. Das aber sein Verdienst und sein Vermögen von ca. 600 Mio€ (?) am Ende der Kette auch verantwortlich für die Ausbeutung ist, hinterfragt keiner. Entweder reicht der Geist nicht soweit oder man möchte im eigenen kleinen Weltbild der Heldenverehrung weiterleben. Um wirklich was zu ändern brauchen wir nicht diese Hilfsorganisation sondern wirklich verantwortliche Außenpolitik, angefangen von der Schuldentilgung für die 3. Weltländer, Entwicklugnshilfe die nichts weiter als Schadensersatz für die mittelalterliche Ausbeutung ist, etc…

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