Olivenöl ist ein Kulturgut, zumindest sagen das die Italiener. Gerade jetzt ist Erntesaison für Oliven in Italien. Wohl gerade deshalb war im Wochenendmagazin (9./10.12.2006) der Sächsischen Zeitung ein Bericht über die leckeren Früchte enthalten. Daraus will ich nur ganz wenig zitieren.
Italien exportierte in der letzten Saison 690 000 Tonnen Ölivenöl. Gleichzeitig importierte es, im Jahr 2005, 450 000 Tonnen des Öls. Ansonsten gilt für Olivenöl das selbe wie für andere Lebensmittel. Wo der eine auf solide Handarbeit und Erfahrung setzt, nutzt der andere Technik im grossindustriellen Maßstab.
Die Bauern im Hauptanbauland Apulien beschweren sich, dass die Raffinerien ausgerechnet ihrer Region zu 80 Prozent ausländische Oliven verarbeiten – sie selber transportieren ihre Ware lieber in die Toskana, weil die Marke Toskana besser zieht als die Marke Apulien. Der toskanische Marktanteil, inbesondere bei Öl „aus geschützten Anbaugebieten (DOP)“, ist viermal so hoch wie der apulische – die Gesamternte beträgt aber nur ein Zehntel.
Dann wird weiter geschrieben, dass die Spanier lieber ihre Oliven nach Italien schicken, weil italienisches Öl im Markt besser ankommt. Das übliche Gepansche eben.
Aber hat nicht ein deutscher Experte – Hort Schäfer-Schuchardt von der Zeitschrift „Feinschmecker“ – ausdrücklich befunden, gerade im Verkauf von Bio-Öl werde „nach Strich und Faden betrogen“? Ingarrica [italieniescher Traditionsölbauer] sagt: „Die einzige Garantie, die du hast, ist, dass du den Bauern kennst.“
Und am Ende bekommen diverse (gute) Olivenöle kein europäisches Qualitätssiegel, weil sie nicht den „Normen“ entsprechen.
Die Worte Ingarricas sind die entscheidenden. Entweder man bezahlt bei uns einen sehr hohen Preis für das Olivenöl und hofft, dass es guter Qualität ist. Oder man bezahlt vor Ort einen ebenfalls hohen Preis und bekommt wirklich gute Qualität. Ich will das so bestätigen. Wir haben uns im letzten Italienurlaub fünf Liter Olivenöl direkt vom Ölbauern gekauft und kräftig über den Preis geschluckt. 40 Euro für 5 Liter Olivenöl, dass tat erstmal richtig weh. Aber der Geschmack ist ein Traum. Davon esse ich auch schon mal so einen Teelöffel voll, was beim Olivenöl vom Billigdiscounter einfach nicht geht.
Übrigens, die grösste Freude für mich war, einen Finger in den fließenden Ölstrahl zu halten, um sofort festzustellen, wie gut Olivenöl schmecken kann.
Hallo Umgebungsdenker! (Leider kann ich Sie nicht anders ansprechen, da ich nur den Artikel zu sehen bekomme, alle anderen Angaben = Fehlermeldung WordPress)
Es freut mich, dass Sie Geschmack an gutem Olivenöl gefunden haben. Allerdings sind 40 Euro für fünf Liter ein Schnäppchen! Das sind – laut dem von Ihnen zitierten Horst Schäfer-Schuchardt – gerade mal die Herstellungskosten ab Ölmühle (8 Euro/Liter), somit haben Sie den Kanister dazu geschenkt bekommen, der ist in die Rechnung noch nicht einkalkuliert.
Es gibt auf dem deutschen Markt sehr viele Olivenöle im Angebot. Laut der Fachzeitschrift Merum (www.merum.info) sind aber nur ein sehr geringer Teil davon wirklich „Extra Nativ“. Wer gutes Olivenöl in Deutschland kaufen möchte, braucht einen vertrauensvollen Händler (der Ahnung von der Materie haben sollte) und einen gut gefüllten Geldbeutel, denn 40 Euro pro Liter Olivenöl sind keine Seltenheit. Beispiel: Tropföl Carte Noire von der Ölmühle Roi in Ligurien. Erstklassige Qualität zu einem Literpreis von ca. 48,- Euro. Dass sich das nicht jeder leisten kann und will, ist verständlich. Doch es gibt auch ein anderes Beispiel: Kloster Toupolu, Olivenöl aus Kreta von der Genossenschaft in Sitia (zu haben z. B. bei Rewe, Edeka) zum Preis von unter 8,- Euro/Liter (letzter Test im November in der ARD). Kein Spitzenerzeugnis, aber gute handwerkliche Qualität. Leider auf Kosten der Genossenschaftsbauern, die einen Hungerlohn für ihr Olivenöl bekommen und an der Existenzgrenze leben.
Letztlich ist Olivenöl etwas für Fans (und Fanatiker, wie ich einer bin). Denn sich mit gutem Olivenöl zu ernähren ist teuer. Teurer jedenfalls als eine Pulle Sonnenblumenöl von Aldi mit null Nährwert. Das ist der eigentliche Irrsinn.
Viele Grüße
Mike Seeger
Danke für die Grüße Mike!
Ich hab deinen Kommentar mal aus dem Spam-Verzeichnis geholt. Irgendwie hat der Spamfilter da versagt.
Wahrscheinlich müsste man mal zu einer Olivenölverkostung gehen. Damit man die Unterschiede mal im Direktvergleich schmecken kann.
Hallo Stephan,
sorry für die späte Meldung, habe aber Deine (Ihre) Antwort erst heute durch Zufall entdeckt. Olivenölverkostung ist eine gute Idee, wenn denn der richtige Dozent/Moderator diese durchführt. Grundsätzlich schmeckt Olivenöl (gerade für den ungeübten Gaumen) gewöhnungsbedürftig – so es denn ein wirklich gutes ist. Ein leichtes Kratzen im Hals, ein (angenehm) bitterer Nachgeschmack, intensive Geschmacks- und Geruchserlebnisse sind normal und Zeichen guter Qualität. Extrem mildes (geschmackloses), nach überreifen Früchten oder gar weinig schmeckendes Öl ist nicht nur von minderer Qualität, sondern nicht mehr für den rohen Verzehr geeignet. Leider ist festzustellen, dass minderwertige Olivenöle für lange Zeit den Verbrauchergeschmack geprägt haben – wie die bekannte Speisewürze, ohne die viele Konsumenten eine Suppe gar nicht mehr „runterkriegen“. Mehr über Olivenöl gibt es demnächst wieder in meinem Blog.
Viele Grüße und alles Gute für 2007
Mike Seeger