Wer quert da die Elbe trotz allem Verstand?
Es ist der Vater vom Sachsenland.
Er hält in den Armen den Bürgerentscheid,
da denkt er nicht tiefer, da denkt er nicht weit.
„Mein Volk, was birgst Du so bang Dein Gesicht?“
Dem Volke grauset’s doch sieht er das nicht,
das Welterbe, das jeder so gern hätt.
„Ach Völkchen, die Elbe fließt weiter im Bett.“
„Du liebe Stadt, du herrlicher Ort,
baust du die Brücke, ist’s Welterbe fort!“
„Mein Vater! Mein Vater! Rett Ehre und Preis!“
„Sei stille mein Volk, was dieser Scheiß?“
Der Vater, der gibt sich als toller Vollstrecker,
er sieht es das juristisch und will kein Gemecker.
Er will diese Brücke ganz ohne Not –
Für Dresdens Titel wär das wohl der Tod.
So ritt einst ein guter Vater mit seinem Kind,
der konnt ihm nicht helfen und ritt er geschwind.
Der unsere gibt seinem Gaul auch die Sporen.
Um sie zu verdienen – sie sind wohl verloren!
Er trieb dieses Ross wie der goldene Reiter,
doch geht die Geschicht‘ heut anders weiter:
Jetzt flattert zur Rettung der Zufall ins Haus:
Ein seltener Winzling, grad wie eine Maus.
Nun komm’n sie ins Grübeln, die Herrn Präsidenten,
doch sie setzen sich durch, so wird es wohl enden.
Bei ihrem Geschmack stört das Monstrum sie wenig.
Ach hole sie alle der Erlenkönig!
Dieter Billhardt, 04425 Taucha,
abgeschrieben aus der Sächsischen Zeitung, August 2007
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