Der Streit um die Waldschlößchenbrücke ist zum Glück noch nicht ausgeklungen, da bricht das Vermarktungskonzept der Stadt Dresden wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die DWT (Dresden Werbung und Tourismus GmbH) ist pleite gegangen und an der Nachfolgerin wird noch gebastelt. Übrings scheinen dort Spitzenkräfte zu arbeiten, denn auf 14 Mitarbeiter kommen 1,3 Mio € Personalkosten, das sind etwas mehr als 92 000 Euro Gehalt pro Nase. Diese Zahlen habe ich wohl mal in der SZ gelesen.
Wie dem auch sei, ich frage mich ernsthaft mit welchen Pfunden Dresden als Stadt um Touristen wuchern will? Als Messe- und Kongresstadt kann Dresden zwar Fachbesucher anziehen, aber sicher nicht Touristenmassen wie Leipzig. Eine Messestadt im Bundesland ist sicher auch mehr als ausreichend. Als Sportstadt schreibt Dresden eher auch Negativschlagzeilen. Klar gibt es Ausnahmen wir die Schacholympiade, aber die sind eben selten. Silicon Saxony und Biotechnologie ziehen auch nicht bei Leuten, die im Urlaub in die Stadt kommen. Getreu dem alten Spruch „In Chemnitz wird Geld erarbeitet, in Leipzig verwaltet und in Dresden ausgegeben“ könnte man Dresden ja auch als Einkaufsstadt bewerben, jedoch kann das mittlerweile jede europäische Großstadt von sich behaupten. Und als waschechte Barockstadt kann Dresden seit dem 13. Februar 1945 leider auch nicht mehr durchgehen.
Es bleibe eben der Titel Elbflorenz, der durch die gelungene Symbiose zwischen Landschaft und Stadtentwicklung untermauert werden könnte, wenn dieser unsägliche Brückenstreit in der Öffentlichkeit und zwischen den Bürgern nicht wäre. Und gerade die historischen Gebäude mit ihren wertvollen Sammlungen und die Musikszene sind ja schon da, sie müssten nur noch in ein stimmiges Werbekonzept mit dem Schwerpunkt Kultur integriert werden.
Doch genau mit Kultur braucht Dresden zur Zeit gar nicht werben. Es können sich ja scheinbar nicht mal die Stadträte zu diesem Grundtenor durchringen. Öffentliche Diskussionen welchen Wert das Welterbe für die Dresdner hat, gab es zum Beispiel nicht. Schliesslich gibt es ja mindestens eine Fraktion, die die wirtschaftliche Entwicklung und ewiges Wachstum voran stellt. Es ist jedoch blöd, wenn der Tourismus zur Wirtschaft gehört und richtig von einem glaubhaften Werbekonzept profitieren könnte.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie Dresden in Zukunft nach aussen auftritt. Einen König haben die Sachsen jedenfalls nicht mehr und somit taugt der ehemalige Titel Residenzstadt für Dresden nichts. Als guter Gradmesser für die Zukunft könnten die Übernachtungszahlen dienen.
Nachtrag: Ganz aktuell wird über die Beleuchtung des Blauen Wunders (Loschwitzer Brücke) nachgedacht. Scheinbar spielen ökologische Aspekte bei Neuplanungen gar keine Rolle. Die Idee hat damals wohl die FDP eingebracht.
Tja, dass mit dem wahrscheinlichen Verlust des Welterbetitels eines DER möglichen Markenzeichen für Dresden in der Außenwirkung verloren gehen wird, werden die Verantwortlichen wohl erst merken, wenn wieder mal alles zu spät ist. Ansonsten versucht sich DD ja als Kunst-Kultur-Barock-Stadt zu verkaufen. Allerdings gibt es da so einige kleine Probleme: Wirklich neues und überragendes an Kunst ist in den letzten Jahren in der Stadt nicht dazu gekommen. Gelder für Kultur werden an allen Ecken und Enden gekürzt und Barock…nun ja, Zwinger, Semperoper und Frauenkirche machen halt noch keine Barockstadt.
Eine breit gefächerte Unterstützung von Kunst- und Kulturangeboten auch jenseits des Mainstreams wäre z.B. eine Möglichkeit das verstaubte Image, das vor allem Touristen jenseits der 50 anspricht (zumindest, wenn man vom durchschnittlichen Neumarktbesucher ausgeht), ein wenig aufzufrischen, auch mal junge Leute in die Stadt zu locken und trotzdem noch einen auf Kunst und Kultur machen zu können.
Aber dazu (oder für jedes andere originelle Konzept) müsste man sich ja seitens der Stadt und ihrer Politikerdarsteller mal mehr als fünf Minuten Zeit nehmen und eventuell sogar parteiübergreifend Vorschläge diskutieren. Wie weit wir mit unseren Lokalpolitikern davon entfernt sind, wird klar, wenn man sich mal das Theater um die Gedenkveranstaltung zum 13.Februar für nächstes Jahr ansieht.
Also dass das Kulturerbe DAS eine Markenzeichen fuer Dresden ist, naja..
Dresden ist seit Jahren nur Durchreisestadt nach Prag. Das ist eben der Unterschied zwischen einer richtigen Großstadt und einer (nur) grossen Stadt wie Dresden.
Und zu Kunst und Kultur jenseits des Mainstreams gibt es, es wir nur nicht in breiter Oeffentlich kein breitgetragen, was auch gut ist. Den Underground soll Underground bleiben…
Und zum 13. Februar braucht man ja wohl nichts sagen, jedes Jahr Tausende Nazis die den deutschen Opfermythos hochhalten. Wiederlich!
Es geht nicht darum, ob der Welterbetitel als Aushängeschild für die Stadt dienen sollte. Es geht viel mehr darum, welche Art von Aushängeschild sich Dresden besorgen will.
Ein Welterbetitel bzw ein verpfuschter Titel kann dann die Wirkung des gewählten Aushängeschilds verstärken bzw. unglaubwürdig machen.
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dresden auf das welterbe zu reduzieren halte ich für ziemlich naiv. und das dresden durch das welterbe MEHR touristen anlocken würde ebenso. die menschen besuchen dresden, um den ZWINGER zu besichtigen, die SEMPEROPER oder die FRAUENKIRCHE, jedoch nicht weil ein titel unsere stadt schmückt. sicher ist der titel eine ehre, ich glaube dennoch dresden hat genug andrer aushängeschilder, die wesentlich weiter strahlen als der titel!!!
und was die neue marketinggesellschaft betrifft: werbung kostet geld – nicht im personellen bereich – sondern in form von anzeigen, werbespots, plakaten. DAS IST NUNMAL SO. und wer etwas von der stadt dresden hält, gibt das geld gern aus!!!
Natürlich kann man Dresden nicht auf den Welterbetitel reduzieren.
Man sollte aber die grandiose Symbiose von Landschaft (Raum, Natur) und Kunst passend bewerben. Dafür hat Dresden ja auch den Titel erhalten. Das wäre auch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den vielen anderen Welterbestätten. Entweder sind diese nämlich Kulturerbe oder Naturerbe. Dresden ist beides.
Gerade als Rahmen für das Stadtmarketing würde sich das Elbtal hervorragend eignen. Wenn man Dresden aber nur auf die toten Steine mit ihren Kunstwerken im Zentrum reduziert, vergisst man gut die Hälfte, nämlich das Dynamische im Elbtal.
Und welche Stadt hat schon so eine unmittelbar erfahrbare Beziehung zwischen Stadtzentrum und den Elbauen?