Lasst uns Atommüll exportieren

Beim morgendlichen Überfliegen der Nachtichtenlage auf www.dnnd.de ist mir eine Überschrift bei Indymedia.de aufgefallen. Deutschland hat mal wieder Atommüll exportiert. Gestern Nacht fuhr ein Güterzug mit 1250 Tonnen Uranmüll von Gronau zu einem niederländischen Hafen, von wo er wohl nach Russland verschifft wird.

Eine Suche bei Google fördert einen weiteren interessanten Artikel vom 13.10.2008 zu Tage. In den OECD-Nationen war es früher wohl üblich unerwünschten Atommüll gegen Devisen nach Afrika zu bringen. Dort kostet die Lagerung statt 250 Dollar pro Tonne nur 2,5 Dollar/Tonne, also ein Hunderstel. Als Folge des Tsunamis 2006 wurden dann diese in Somalia gelagerten Fässer von der Küste gespült und neu an Pazifikstränden verteilt.

Soll ich jetzt noch betonen, dass ich empört bin? Und wer bitte gibt uns Recht unseren Müll nach Russland zu exportieren, wo völlig unklar ist, was mit dem Müll passiert?

Es kontrolliert doch niemand von uns Deutschen, ob die Russen dort das Zeug auf die grüne Wiese kippen oder wie offiziell behauptet nochmals aufarbeiten. Und da die Endlagerung im Salzstock nicht so gut ist, sollten wir mal über die dezentrale Endlagerung von Atommüll nachdenken (Video, Webseite). Klappt ja auch in Afrika.

Übrigens: Wer Atommüll sicher unterbringen will, denkt in den selben und längeren Zeiträumen wie Freunde der Nachhaltigkeit. Weit voraus.

Dieser Beitrag wurde unter Energie, Gesundheit, Umwelt abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

39 Antworten zu Lasst uns Atommüll exportieren

  1. Nicht das es in dem Artikel darum ging, aber dnnd.de ist eine sehr nette Seite. Danke für die Empfehlung.

    Bei dem Fall den du gerade Beschreibst musste ich an den Atommüll aus dem Forschungszentrum Rossendorf denken. Der wurde doch auch nach Russland ausgeflogen. Wenn das sogar staatliche Institutionen so machen, warum sollten das die privatwirtschaftlichen Energieversorger dann nicht machen? – Aber du hast natürlich Recht: Es ist zum kotzen!

  2. Wann wird endlich für den Atomstrom soviel bezahlt, wie er letztendlich auch „wert“ ist. Haftpflichversicherung und die Kosten für die Endlagerung (natürlich auch die für den sicheren Transport der Castoren) miteinberechnet würde die KWh mehr als 2 Euro kosten. Ob da noch viel Atommüll anfallen würde?

  3. Axel sagt:

    Das ist ernsthaft schokierend und ich finds auch zum Kotzen. Hab das mit dem ausfliegen nach Russland auch nicht gehört.. aber man muss dafür sorgen, dass weniger Atommüll anfällt.

  4. Damit haben wir beim Atommüll ähnliche Verhältnisse wie beim Elektroschrott, der auch immer wieder in Entwicklungs- bzw. andere „Abnehmer“länder „exportiert“ wird.

    Auf RESET haben wir einen Artikel zum Thema e-waste, wobei hier langsam aber sicher Druck auf Unternehmen aufgebaut wird, ihre Elektrogeräte zurückzunehmen und einer Entsorgung oder einem Recycling zuzuführen. Für Handys existiert das Handyrecycling bspw. von Talk Greener, wo man einfach sein altes Handy einschicken kann und die übernehmen dann den Rest.

    Traurig, dass die Industrienationen, die eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen könnten sich der Zeugen ihres Konsumverhaltens auf diese Art & Weise entledigen. Man muss nur einmal eine „Mülldeponie“ in einem der Zielländer besucht haben, um zu sehen, welche Ökonomien & Lebenswege man in diesen Ländern mit der „Entsorgung unterstützt“.

    Michael Zhao hat dazu die 20minütige Dokumentation „e-Dump“ gemacht, die sich mit dem chinesischen Dorf Guiyi beschäftigt, welches als größte Elektroschrotthalde der Welt gilt.

Kommentare sind geschlossen.