Landraub
Zuerst die einfache Tatsache: Es gibt ja den globalen Trend, dass Firmen in anderen Ländern Flächen pachten und dann den dortigen Boden für ihre eigene Lebensmittelproduktion gnadenlos ausbeuten. Und dazu gab es einen Podcast bei SWR2 Wissen:
Ackerland, jahrzehntelang von Investoren kaum beachtet, gilt plötzlich als hochprofitable Anlage in einer Welt, die im Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen ernähren muss. Weltweit nehmen die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen ab: Sie werden übernutzt, erodieren und versalzen; sie versteppen infolge des Klimawandels oder werden zugebaut. In den letzten 20 Jahren haben sich so die weltweit verfügbaren Agrarflächen pro Kopf halbiert; und neue „grüne Revolutionen“, die – wie in den 70er Jahren – Erträge steigern könnten, sind nicht zu erwarten. Keine guten Aussichten für Länder, die selbst zu wenig Nahrung für den eigenen Bedarf produzieren – wie z.B. die arabischen Staaten, Israel, Südkorea, Japan und China.
(Quelle)
Wechselwirkungen
So haben fast alle anderen Probleme einen Einfluss auf den Klimawandel. Beispielsweise gefährde der Phosphoreintrag in die Weltmeere deren Fähigkeit, das Haupttreibhausgas Kohlendioxid zu absorbieren. Was diese Wechselwirkungen betrifft, stünde die Forschung „vollkommen am Anfang“, sagt Hans Joachim Schellnhuber. „Wir fangen an, die komplexen Interdependenzen zu begreifen, doch bisher findet niemand wirklichen Zugang.“
(Quelle)
Und jetzt extrapolieren wir das mal pi mal Daumen auf die gesamte Wissenschaft inkl. den Sozialwissenschaften. Und was lernen wir? Wir kennen vielleicht viele kleine Details, haben aber keinen Plan wie Gesamtsysteme funktionieren. Diese verdammten Wechselwirkungen sind halt überall und auch nicht immer offensichtlich.
Und das sagt eine Spezies, die einen ganzen Planeten umgestaltet. Am Ende wissen die Menschen noch nicht mal, wann sie ihren Planeten irreversibel beschädigt haben. Und genau das macht mir Angst.
Der einige Lösungsansatz der mir dazu einfällt: K.I.S.S. Keep it stupid simple(r).
Dieses Blog hat übrigens eine Kategorie „Rückkopplung“. Da sammle ich alles, was irgendwie mit Wechselwirkungen zu tun hat.
Nur der Vollständigkeit halber zum scheinbaren Horrorszenario „Am Ende wissen die Menschen noch nicht mal, wann sie ihren Planeten irreversibel beschädigt haben.“:
Das sollte nämlich eher heißen: Wann sie ihn für die eigene Art unbewohnbar gemacht haben. Kakerlaken und Ratten etwa lachen über für Menschen tödliche Strahlung nur trocken. Wenn wir die Umwelt schützen, dann tun wir das also immer vor allem für uns und unsere Nachkommen.
Denn wahrscheinlich ist Umweltschutz unter anderem deshalb ein Dauerbrenner, weil wir erkannt haben, dass alte Sci-Fi-Zukunftsprognosen zu positiv waren:
Auch unsere Enkel werden höchstwahrscheinlich nicht in Raumkolonien der Marke „Friede, Freude, Eierkuchen“ wohnen und sich zum Abenteuerurlaub auf die renaturierte Erde beamen. So wie’s aussieht, werden sie eher „Mad Max“-Gedächtniswettrennen veranstalten oder in privatisierten Megastädten aufwachsen, die Frontex vorm Ansturm der Armen schützt.
Deshalb muss es auch kurzfristige Teillösungen geben. Zum Beispiel könnte es bei Neubauten untersagt werden, mit klassischen Dachziegeln (übrigens auch hier: Kinderarbeit inside), Dachformen und Fassadenstrukturen die ökologischen Nutzungsmöglichkeiten auf Jahrzehnte hinweg einzuschränken. Stattdessen: Dächer und Wände begrünen und Photovoltaik verbauen.
Und von vornherein Witterungsextreme einplanen. Mit Grausen denke ich an den glücklicherweise nur via TV miterlebten Wintereinbruchs-Stromausfall – irgendwo in Westdeutschland – vor einigen Jahren zurück. Sowas darf in keinem Erste-Welt-Land passieren.
(Von Oderbruch- und Elbehochwasser oder zukünftigen Sturmfluten und Meeresspiegelanstiegen ganz zu schweigen.)
Der Feldhamster steht auch auf der roten Liste und das sicherlich nur, weil die Felder sich geändert haben.
Wenn wir richtig Umweltschutz machen würden, dann würde das ganzheitlich (integriert) geschehen. Und das würde auf die gesamte Biosphäre wirken.
Und was den Stromausfall angeht: Sowas sollte durchaus passieren dürfen. Nur darf die Infrastruktur dann eben keinen Schaden erleiden.
Ich schrieb auch nicht, dass sich nichts ändern wird. Nach uns wird die Erde anders aussehen und tausende derzeit rezente Tierarten werden ausgestorben / ausgerottet worden sein.
Der Stromausfall wurde, soweit ich mich erinnere, durch Blitzeis verursacht, durch welches einige Hochspannungsleitungen zu schwer wurden und abrissen. Hatte mit solch einem Sonderfall wirklich niemand gerechnet in unseren Breitengraden?
Das Vorspiel zum Zwischenfall stell‘ ich mir vor wie das in einem typischen Katastrophenfilm: „Ein Schneesturm? Ach was, das wird eh nie passieren. Und wetterfeste Kabel sind so teuer, das können wir den Steuerzahlern nicht zumuten.“
Der Vollständigkeit halber: Mit „Sowas darf in keinem Erste-Welt-Land passieren“ meinte ich logischerweise nicht die Naturgewalten (die sind selten abwendbar), sondern die entstehenden Schäden an menschlichen Behausungen.
Idealerweise sollten nirgends auf der Welt Menschen obdachlos werden. Vor allem nicht, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass was passiert. (Monsunüberschwemmungen, Erdbeben, usw.) Dank der Infrastruktur und des hohen technischen Niveaus kommen unsere Städte und Gemeinden da natürlich weitaus glimpflicher davon als Wellblechdörfer in der Nähe von Vulkanen.
Als Stofflieferant für kommende Beiträge hier noch ein Link auf eine Zusammenfassung von Oelsen zum Themenkomplex Peakoil, Peakphosphor, Kaufverhalten usw. So genau will man’s eigentlich gar nicht wissen. Lieber Augen und Ohren zuhalten und weiter konsumieren.