PRC = Peoples Republic of China
Die Verbraucherverarsche mit dem Aufdruck „hergestellt für …“ muss natürlich nix mit dem untenstehenden Link zu tun haben, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß. Konkret ziele ich auf die ganzen Non-Food-Billigprodukte der Discounter ab.
Noch mehr Bilder könnt ihr sehen, wenn ihr das Bild oder die URL anklickt. Vorsicht, euch könnte schlecht werden!
http://www.chinahush.com/2009/10/21/amazing-pictures-pollution-in-china/
Kürzlich wurde ich Zeuge eines Gesprächs über ostasiatische Billigarbeiter, die z.B. in Russland Häuser bauen, IKEA-Zeugs herstellen oder auf Passagierschiffen in den Kombüsen herumrotieren. Ich weiß nicht, ob das Gespräch im weiteren Verlauf offensichtlich chinesenfeindlich wurde, habe jedoch herausgehört, dass diese Billigstlöhner gern unter sich bleiben, wenn sie nicht gerade für Kleingeld schuften.
(Zumindest hat niemand erwähnt, dass diese Menschen sich von westlichen Arbeitgebern ausbeuten lassen, welche international konkurrenzfähig bleiben wollen; dass also auch die Verbraucher dran schuld sind, dass es Ausbeutung gibt und schlechte Qualität.)
Darum hier die Frage: Wie kann ich, der Verbraucher, sich ausbeutenlassende Menschen anders unterstützen als mit dem Durchkreuzen der Discounter-Geschäftsmodelle? Der grundsätzliche Verzicht auf PRC-Produkte hat nämlich m.E. durchaus fremdenfeindliche Züge. (etwa „Was von dort kommt, ist durchweg gesundheitsschädigender Ramsch.“)
Ja, da muss man ganz vorsichtig argumentieren.
Du kannst deinen Lebensstandard anfangen abzusenken, auf vielleicht chinesisches Niveau. Dann bist du auf Augenhöhe mit den Chinesen und kannst auf Augenhöhe handeln. Jeder macht das was er am besten kann und dann wird getauscht. 80 Mio Deutsche < -> 1,5 (?) Mrd Chinesen. 😉
Auf der anderen Seite kannst du in chinesische Waren investieren, die so sind, wie du sie haben möchtest. Also ökologisch und sozial (in Summe: Nachhaltig). Doch dazu bräuchte es Nachvollziehbarkeit der beiden Kriterien.
Du kannst auch Geld in Koffern mit nach China nehmen, ne Schule für Nachhaltigkeit eröffnen und anfangen ein gutes Leben dort zu führen. Die Frage ist, ob du da nicht vielleicht mit der KP zusammenrasselst. Ein konkretes Beispiel wäre: An einer dt. Uni Umwelttechnik studieren, dein Wissen im Kopf mitnehmen und dort ne Firma eröffnen. Das was andere durch Discounterprodukte aus China herausnehmen, hast du durch kostenlose Ausbildung nach China getauscht.
Oder man schenkt einfach Dinge oder Know-How zurück. Nicht als Ablass, sondern einfach so.
Oder man vermeidet, dass es zu Ausbeutung kommt. Dann hast du für dich alles richtig gemacht und hast kein Anteil an Ausbeutung. Dann brauchst du auch niemanden zu unterstützen.
Mehr fällt mir spontan nicht ein. Ich bin ganz und gar nicht für Fremdenfeindlichkeit. Aber ich bin für Regionalisierung als Gegenpart zu Globalisierung. Anstatt Umweltverschmutzung nach China zu exportieren, sollte lieber lokal nach unseren Maßstäben produziert werden. Hier kann ich die Folgen meiner Produktion 1) sehen 2) kontrollieren und 3) im Zweifel die Produktion einstellen und durch was anderes ersetzen.
1. für solche bilder muß man nicht bis nach china schauen.
2. kauft nicht mehr bei ikea, dann tut Ihr schon viel. der total putzige, ach so menschenfreundliche konzern hat nämlich ganz unfeine praktiken, die ganze industriezweige in (west)europa zunächst einseitig an sich binden, um sie dann fallen zu lassen und dasselbe im schönen China fertigen zu lassen.
3.wenn auf dem discounterkram „hergestellt für“ steht, heißt das mitnichten immer, daß die sachen aus dem fernen osten kommen. die meisten hießigen produzenten verdienen damit nicht schlecht. trifft auch auf lebensmittel zu.
4.irrglaube ist die mähr vom armen chinesen mit niedrigem lebensstandart. ich glaub, du bist noch nicht in der gegenwart angekommen. so ists schon lange nicht mehr.
5. fairer für alle wäre, in der eigenen umgebung gut hergestellte sachen zu kaufen. das rechnet sich und bringt lebensgefühl. statt „total fair hergestellte“ merkwürdige folkloreklamotten ohne form, angekarrt von sonstwo, mal was solides vom heimischen schneider. leinenweber gibts in der lausitz. aber das will man in deinen kreisen nun doch nicht, was…?
da kann man nicht wirr über dinge philosophieren, die gaaaanz weit weg sind.
servus
zu 1) wohin dann?
zu 2) ich geh nicht bei Ikea einkaufen.
zu 3) Und dann macht der Discounter eine Preissenkung und presst seine Zulieferer weiter aus. Wallraff war mal Lidl-Bäcker, schon vergessen?
zu 4) Zum Lebensstandard gehört gerade eine intakte Umwelt. Ich war zwar noch nicht in China, aber trotzdem habe ich davon gehört, dass manche Städte mit Trinkwasser notversorgt werden müssen, weil die Flüsse nur noch Kloaken sind. Das Bild ist eben verschieden, je nachdem wohin man schaut.
zu 5) Klar weiß ich von den Leinenwebern in der Lausitz. Zumindest von denen: http://www.hoffmann-leinen.de/. Ob du es glaubst oder nicht, ich trage sogar Leinen. Von daher verstehe ich deinen Ton gar nicht.
Vorschlag#1 geht ja wohl gar nicht. Und wiegt zudem „uns“ gegen „die“ ab. Warum nicht von rund 1,58Mrd. Menschen reden, deren Fähigkeiten es zu koordinieren gilt?
#2 – „Doch dazu bräuchte es Nachvollziehbarkeit der beiden Kriterien.“
Vgl. „Die konventionelle und auch Teile der ökologischen Landwirtschaft betrachten den Einsatz biologisch-dynamischer Präparate mit Skepsis, da die behauptete Wirksamkeit nicht im messbaren Bereich liege.“
Tja, und dann gibt’s noch Supermarktbio mit Richtlinien auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. (Also nur ökologisch, aber nicht ethisch korrekt.) Ich weiß auch nicht so recht. Und Menschen, die man für das Thema begeistern will, lesen nur von Skandalen (wenn etwa klassisches Futter beigemischt wurde) oder vergleichen weiterhin reineweg die Preise.
#3 und 4 – „ne Schule für Nachhaltigkeit“ in Kombination mit Geschenken
Bildung ist wirklich die beste Möglichkeit. Kommt halt drauf an, wie schnell sich das Wissen in die Praxis umgesetzt wird. Wenn das im bisherigen Tempo so weitergeht, hat’s die Menschheit eh vergeigt.
Deshalb halte ich auch nix davon, nur auf persönlicher Ebene tätig zu werden. Meine Kaufentscheidungen (das sog. „Abstimmen mit dem Geldbeutel“) sind Tropfen auf heiße Steine.
Was nützt es beispielsweise, auf Glühbirnen zu verzichten, wenn im Supermarkt nebenan 24/7 offene Kühltruhen laufen? Und überhaupt:
„[W]enn z. B. deutsche Unternehmen ihre Produktion nach China verlagern, dann verlagern sie damit auch die mit der Produktion verbundene Emmisionen.“ und „Ob das Wort „Effizenz“ die Mischung aus entfesselter Bürokratie, Korruption und staatlicher Unterdrückung in China richtig beschreibt, dürfte ohnehin zweifelhaft sein.“ (mmartin)
Gerade auch deshalb finde ich nicht schön, wenn Merkel und Tillich liebkind mit chinesischen Funktionären machen. Etwa per Städtepartnerschaft.
@konrad: „die meisten hießigen produzenten verdienen damit nicht schlecht. trifft auch auf lebensmittel zu.“
Zum Beispiel Brauereien, in denen diverse Sorten hergestellt werden, schon klar. Was hat es eigentlich damit auf sich, dass darum solch ein offenes Geheimnis gemacht wird? Und inwiefern nützt es den Unternehmen, ihre Brotaufstriche o. ä. bei gleicher Rezeptur unter verschiedenen Namen anzubieten?
„irrglaube ist die mähr vom armen chinesen mit niedrigem lebensstandart.“
Dort wohnen inzwischen anderthalb Milliarden Mittelständler, die gern mal blau machen und für Brückentage auf die Straße gehen würden?
„fairer für alle wäre, in der eigenen umgebung gut hergestellte sachen zu kaufen. das rechnet sich und bringt lebensgefühl statt “total fair hergestellte” merkwürdige folkloreklamotten ohne form“
Genau das meinte ich mit der Grauzone zwischen Nachhaltig- und Fremdenfeindlichkeit. Für den Anfang würde es mir schon reichen, die auftraggebenden Modelabel würden all ihre Angestellten ordentlich unterstützen, statt nur auf den ökologischen Anbau zu achten.
Beim Direktverkauf von Erdbeeren hab ich gelernt: Einheimische Bauern stellen lieber saisonweise Osteuropäer ein, weil die gegen Mindestlohn all jene Arbeit tun, für die sich die meisten vom AfAuS abkommandierten Deutschen zu schade sind.
Und das hat weniger mit der Arbeitseinstellung zu tun – auch Rumänen kennen Rückenschmerzen und Sonnenstiche -, sondern mit Bezahlung und Lebensstandard. Nationalismus und „Die nehmen uns die Arbeit weg“-Sprüche sind Kinder der Marktwirtschaft und pervertierter Globalisierung.
Hoppla, ich meinte im letzten Absatz nicht „Arbeitseinstellung“, sondern „Belastbarkeit“.
@henteaser:
Nein. Brauereien sind diesbezüglich eine zu vernachlässigende Größe.
Fast durchgängig ganz normale Lebensmittelproduzenten.
Hat den Vorteil.daß der Kunde in jedem Fall ein Produkt der Firma X erwirbt iund die Bänder rund um die Uhr ausgelastet sind.
Molkereien, Süsswarenproduzenten, aber auch Hersteller von weißer Ware usw. Bei Unterhaltungselektronik wirds dann schon anders, bei allen anderen ist in hoher Prozentzahl genau dasselbe Produkt in anderer Verpackung im Regal.
Was aber nun schon seit Jahrzehnten bekannt ist.
Der von den Ketten gebeutelte Unternehmer ist mitnichten die Regel, auch wenn das Gerücht gern gestreut wird.