Überbogen

Ich habe heute zum ersten Mal den Bogen der Waldschlößchenbrücke gesehen und mir blieb der Kiefer unten hängen. Ich meine, dass ist ja beileibe nicht die erste Brücke, die ich in meinem Leben gesehen habe.

Aber die Wirkungen der Dimensionen des realen Brückenbogens sind doch eben was anderes, als ein Papierplan. Und dabei fehlt ja noch die Bogenverlängerung bis zum Erdboden/Fundament.

Den Weihnachtsbaum auf dem elbabwärtsgelegenen Bogen gönn ich den hart arbeitenden Brückenbauer schon. Die können ja nix dafür, dass sie da das Welterbe zerstört haben. Das war ja unser aller Wunsch.

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289 Antworten zu Überbogen

  1. Richter, Rainer G. sagt:

    Ja, ja. Da wird es noch manches Stirnrunzeln auch bei den Brückenbefürwortern geben! Wenn man bedenkt, welch hohe Brückenkultur in der Vergangenheit Dresdens gepflegt wurde und wenn man weiß, das Dresden mit zu den berühmtesten, weil frühesten Besitzern einer steinernernen Brücke seit dem hohen Mittelalter gehörte. Auch spätere Brücken im Stadtgebiet waren gleichermaßen stets auf die Dresdener Stadtlandschaft und auf die sie umgebende Landschaft bezogen. Bei dem jetzigen Brückenmonster kann man nur sagen: Sehen Sie selbst! Traurig, aber wahr.

  2. stefanolix sagt:

    Man sieht oft Brücken, aber selten so ein hässliches Exemplar. Ich bin nie ein Brückenbefürworter gewesen, aber jetzt tun sie mir fast schon leid: Ich möchte dieses Bauwerk in ästhetischer Hinsicht nicht verteidigen müssen.

    Es ist nicht so voluminös, wie ich befürchtet hatte. Aber es ist noch ungleich hässlicher, als ich es mir vorgestellt hatte.

  3. Frank sagt:

    @Richter, Rainer G.

    Ach Leute … „hohe Brückenkultur der Vergangenheit“, „steinerne Brücken“, „Brückenmonster“ – es sind genau solche und weitere unsachliche Argumente von Brückengegnern, die bei mir im Laufe der Zeit dazu führten, dass ich mich irgendwann fast schon auf der Gegenseite wiederfand. Ich war selbst mal Brückengegner. Und wenn heute logisch nachvollziehbare Gründe aufträten, wegen denen man die WSB doch nicht fertig stellen würde, wäre das für mich okay, denn ich persönlich benötige das Ding nicht. Wegen mir muss sie nicht gebaut werden. Aber ich akzeptiere auch Bürgerentscheide und bei der Gegenargumentation wären mir eben SACHLICHE Argumente sehr lieb und nicht solche, die nur auf der Basis gedrückter Tränendrüsen zustande kommen und die leider überwiegend komplett unsachlich sind.

    Es wäre also anscheinend besser gewesen, wenn man eine steinerne Brücke an dieser Stelle gebaut hätte? Soso … ich kann mich eigentlich erinnern, dass wir ursprünglich gegen jede Art von Brücken an dieser Stelle waren. Egal, wie sie aussehen würde. Denn am Anfang der Diskussion gab es noch gar keinen konkreten Entwurf (lediglich den aus der DDR, der aber nach 89 nicht mehr gebaut werden sollte).

    „Brückenmonster“ oder „Monsterbrücke“ – dieser Begriff wurde in die Welt gesetzt, als immer noch kein konkreter Entwurf existierte, aber von WSB-Gegnern ein eigener, betont kantiger Phantasieentwurf veröffentlicht wurde, der mit keinem der später eingereichten Entwürfe auch nur vage Ähnlichkeiten hatte. Später wurde von „Monster“-Brücke nur noch wegen der Länge geredet (längste Brücke Dresdens). Das hätte aber nun wiederum auf jeden Brückenentwurf zugetroffen, denn es ergibt sich aus der Lage und würde bei einer steinernen Brücke ganz genauso zutreffen.

    Wo, bitteschön, baut man heutzutage noch steinerne Brücken? In der Zeit mit der angeblich „hohen Brückenkultur“, als die bewussten steinernen Brücken in Dresden entstanden, gab es ganz einfach noch keine anderen Technologien für Brückenbau. Heute gibt es bessere. Nirgends wird heute noch eine Brücke dieser Dimension aus Stein gebaut. Wäre sicher auch viel zu teuer, wenn man es heute noch so machen wollte. Und unser ursprüngliches Anti-Brücken-Argument hieß: „Das Geld können wir für andere Dinge vielleicht zunächst besser gebrauchen“, mit anderen Worten, wir müssen mit dem Geld nicht so um uns werfen. Heute wird mit Stahl und Beton gearbeitet, wenn eine Brücke gebaut wird, denn das hat jede Menge technische und ökonomische Vorteile.

    Ich behaupte nicht, dass die WSB grandios aussieht (eher ziemlich durchschnittlich). Aber es gab keinen besseren Entwurf und ein Monster sieht anders aus. Es ist eine stinknormale Brücke, weiter nichts. Wer wirklich hässliche Brücken sehen will, sollte sich die in Meißen ansehen. Und: „ Auch spätere Brücken im Stadtgebiet waren gleichermaßen stets auf die Dresdener Stadtlandschaft und auf die sie umgebende Landschaft bezogen…“ – Völliger Quark! Das Blaue Wunder ist auf die umgebende Landschaft bezogen? Sehr lustig.

  4. henteaser sagt:

    @Frank: Wie war das noch mit den potentiellen Instandhaltungskosten von jährlich einer Million Euro (oder so) für die Waldschlösschenbrücke bzw. ihren Beton? Nicht eingerechnet möglichen Pfusch am Bau; vgl. hierzu die Autobahntunnel in DD Dölzschen. Auch ein überzogenes Brückengegnerargument?

  5. henteaser sagt:

    Was ich – vom Aussehen der Brücke ganz abgesehen – seltsam finde, ist, dass viele so argumentieren, dass ‚wir‘ an dieser Stelle eine Brückje brauchen, weil bald das Blaue Wunder ausfällt und evtl. auch die Albertbrücke. Scheint so, als hätten die StadtplanerInnen nicht wirklich langfristig gedacht, sondern ließen die vorhandene Infrastruktur über Jahrzehnte – zwanzig Jahre sind’s allein schon seit der ‚Wende‘ – verlumpern, weil der Silberstreif am Horizont so schön glitzerte.

  6. Frank sagt:

    @ henteaser
    Wie hoch die jährlichen Instandhaltungskosten für die WSB sein werden, habe ich momentan nicht parat, aber sie sind hoch. Allerdings werden sie hauptsächlich für die als Tunnel ausgeführten Abschnitte anfallen. Diese Tatsache wurde von WSB-Gegnern gern ignoriert, die lieber einen Volltunnel statt Brücke wollten und behaupteten, dieser würde nicht oder kaum teurer werden. Wenn bereits die momentanen „Teil“tunnel der teuerste Bestandteil der Anlage werden – wie sollte dann ein Volltunnel nicht oder kaum teurer ausfallen können? Auf solche Einwände kam von Tunnelbefürwortern nie eine zufriedenstellende Antwort, bestenfalls ein „Man könne doch nicht immer nur auf’s Geld sehen“. Genau das meine ich mit unsachlicher Argumentationsweise.

    Als Ersatz für Blaues Wunder (BW) oder Albertbrücke war die WSB nie gedacht (wenn jemand so etwas sagt, hat er keine Ahnung). Man erwartet durch die WSB für das BW gerade mal eine Entlastung um die 10% (der Wert ist jetzt nicht exakt, nur so aus dem Gedächtnis). Aber Tatsache ist:

    – Dresden ist eine Stadt an einem Fluss
    – Städte an Flüssen haben Brücken
    – Zwischen Albertbrücke und BW ist ein ziemlich großer Abstand von Brücken
    – Durch die WSB wird eine größere offene Masche im Verkehrsnetz verkleinert

    Ich behaupte nicht, dass unsere Stadtplaner sich durch übermäßige Weitsicht auszeichnen, allerdings kann man andererseits auch nicht behaupten, sie ließen alles verlumpern. Und ich wüsste nicht, durch welche Straßenpflege die WSB überflüssig werden könnte. Das Eine hat nichts mit dem Anderen zu tun.

    • Stephan sagt:

      @Frank: Es gab eine Kostenantwort zum Volltunnel. Im Gerichtverfahren. Daran war nix unsachlich. Das Problem: Das stand nicht im damaligen Tunnelheftchen, weil die Zahl da glaub noch nicht bekannt war. Ist ja auch nicht die Aufgabe einer Bürgerinitiative, eine Alternative bis zur letzten Niete durchzurechnen.

  7. henteaser sagt:

    „Allerdings werden sie hauptsächlich für die als Tunnel ausgeführten Abschnitte anfallen.“ – Was ich nicht wusste, okay. Abgesehen davon, dass ich einen Volltunnel erst recht absurd fände. Aber gut, ich hab auch kein Auto.

    „durch die WSB wird eine größere offene Masche im Verkehrsnetz verkleinert“ – Stimmt zwar, ist aber solche Lücken wird es so lange geben, wie es Flüsse, Wälder, Felder usw. gibt. (Andererseits hat Dresden vom Prinzip her zwar eine gute Lage, eignet sich aber vllt. der Talform wegen nicht zur echten Großstadt, ohne seinen Ruf als ‚malerisch‘ zu verlieren.)

    „sie ließen alles verlumpern“ – Diesen Eindruck habe ich als Zugezogener dennoch. Es ist halt faszinierend, dass in einer „Stadt an einem Fluss“ – nein, falsch: in einer von einem Fluß geteilten Stadt ausgerechnet die Brücken verrotten.

  8. henteaser sagt:

    „Man erwartet durch die WSB für das BW gerade mal eine Entlastung um die 10% (der Wert ist jetzt nicht exakt, nur so aus dem Gedächtnis).“

    Hm, da habe ich wohl die falschen Leserbriefe gelesen oder so. Meines Wissens nach gibt es ein Wettrennen zwischen dem Verfall der vorhandenen und der Entstehung der neuen Brücke; eben, weil etwa das Blaue Wunder nicht dichtgemacht werden kann bisher, ohne z.B. die Weißiger Pendler massiv zu stressen.

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  10. Frank sagt:

    @ Stephan: Wenn es bei dem Thema WSB um Sachlichkeit und Unsachlichkeit geht, ist das 2008er Bürgerbegehren ein ergiebiger Abschnitt der Geschichte. Selbstverständlich ist eine Bürgerinitiative nicht verpflichtet, Kosten so detailliert zu berechnen. Aber wenigstens einigermaßen seriös sollten die Angaben doch bitte sein. Vor der erwähnten Kostenantwort im Gerichtsverfahren gab es Angaben auf der Unterschriftenliste zum Bürgerbegehren. Und da stimmte bereits einiges nicht. Da diese Unterschriften die Basis für das Bürgerbegehren gewesen wären, finde ich die zu dem Zeitpunkt gemachten Aussagen wichtiger als die später in einem Gerichtsverfahren nachgereichten. Ehe ich das alles wieder hier aufliste:

    http://tinyurl.com/yfs8nwf

    (Das dort mit enthaltene fiktive Gespräch der Herren A,B,C & D kann übersprungen werden – danach geht es um das abgelehnte Bürgerbegehren)

  11. Jörg sagt:

    „Den Weihnachtsbaum auf dem elbabwärtsgelegenen Bogen gönn ich den hart arbeitenden Brückenbauer schon. Die können ja nix dafür, dass sie da das Welterbe zerstört haben.“

    … und „Wenn wir’s nicht machen, machen’s halt die anderen“, „Ich hab‘ doch nur auf Anweisung gehandelt“, „Ich bin doch nur ein kleiner Angestellter“ und so weiter …

  12. Stephan sagt:

    Und was würdest du als arbeitsloser fast-pleite-Stahlbauer macher?

    Am Ende wirst du noch von der ARGE auf die Baustelle geschickt….

    Ich würde Verantwortung in diesem Falle nicht von den Dresdnern auf die Bauarbeiter verschieben wollen.

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