Vor 208 Jahren – Finanzdiktatur – von Seume erzählt

Bildquelle: zeno.org

Ich sags ja, der Seume war ein ganz Großer. Gestern hab ich mir den zweiten Teil seines Spaziergangs nach Syrakus angehört. Er ist mittlerweile an Wien vorbei und fängt an, übers Geld und den Zins zu sinnieren. Die folgenden 2 min 23 habe ich euch aus der MDR-Figaro-Lesezeit mal herausgeschnitten:

[audio:http://umgebungsgedanken.momocat.de/wp-content/uploads/2010/06/seume_finanzkrise.mp3|titles=seume_finanzkrise]
Link zum Mitschnitt: seume_finanzkrise.mp3

Was hat sich in den letzten 200 Jahren geändert? Nichts, aber auch gar nichts. Das Volk ist vielleicht nicht mehr arm, aber es zahlt noch immer den Reichtum der Reichen. Die Umverteilungswirkung des Zinses entfaltet noch immer ihre Kräfte.

Der Vollständigkeit halber, füge ich den Text zum Audio noch mit an:

Doktor Gall hat eben einen Kabinettsbefehl erhalten, sich es nicht mehr beigehen zu lassen, den Leuten gleich am Schädel anzusehen, was sie darin haben. Die Ursache soll sein, weil diese Wissenschaft auf Materialismus führe.

Man sieht auch hier in der Residenz nichts als Papier und schlechtes Geld. Das Lenkseil mit schlechtem Gelde ist bekannt; man führt daran, so lange es geht. Das Kassenpapier ist noch das unschuldigste Mittel, die Armut zu decken, so lange der Kredit hält. Aber nach meiner Meinung ist für den Staat nichts verderblicher und in dem Staat nichts ungerechter als eigentliche Staatspapiere, so wie unsere Staaten jetzt eingerichtet sind. Eingerechnet unsere Privilegien und Immunitäten, die freilich ein Widerspruch des öffentlichen Rechts sind, zahlen die Ärmeren fast durchaus fünf Sechsteile der Staatsbedürfnisse. Die Inhaber der Staatspapiere, sie mögen Namen haben wie sie wollen, gehören aber meistens zu den Reichen, oder wohl gar zu den Privilegiaten. Die Interessen werden wieder aus den Staatseinkünften bezahlt, die meistens von den Ärmeren bestritten werden. Ein beliebter Schriftsteller wollte vor kurzem die Wohltätigkeit der Staatsschulden in Sachsen dadurch beweisen, weil man durch dieses Mittel sehr gut seine Gelder unterbringen könne. Nach diesem Schlusse sind die Krankheiten ein großes Gut für die Menschheit, weil sich Ärzte, Chirurgen und Apotheker davon nähren. Ein eigener Ideegang, den freilich Leute nehmen können, die ohne Gemeinsinn gern viel Geld sicher unterbringen wollen. Das Resultat ist aber, ohne vieles Nachdenken, daß durch die Staatsschulden die Ärmeren gezwungen sind, außer der alten Last, auch noch den Reichen Interessen zu bezahlen, sie mögen wollen oder nicht. Bei einem Steuerkataster, auf allgemeine Gerechtigkeit gegründet, wäre es freilich anders. Aber jetzt haben die Reichen die Steuerscheine, und die Armen zahlen die Steuern. Man kann diese Logik nur bei einem Kasten voll Steuerobligationen bündig finden. Wo hätte der Staat die Verbindlichkeit, den Reichen auf Kosten der Armen ihre Kapitale zu verzinsen? Und das ist doch am Ende das Fazit jeder Staatsschuld. Jede Staatsschuld ist eine Krücke und Krücken sind nur für Lahme. Die Sache ist zu wichtig, sie hier weiter zu erörtern. Ich weise Dich vorzüglich auf Humes Buch, als das beste, was mir über diesen Gegenstand bekannt ist.

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5 Antworten zu Vor 208 Jahren – Finanzdiktatur – von Seume erzählt

  1. maers sagt:

    Danke für die vielen interessanten Tipps und Hinweise

  2. jensi sagt:

    hab mal auf der Seumestrasse in Trachenberge gewohnt,ääääääää,im nicht gedämmten –> ausgebauten Dachgeschoß……………

    grussi…………….

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