So wird Sachsens Industrie nie zukunftsfähig

Manchmal sind es die ganz kleinen Dinge in der Zeitung, die Einen immer wieder erstaunen lassen. Wie zum Beispiel dieser Absatz:

Morlok verspricht, auch beim Thema Energiekosten seine Kontakte einzubringen. Er sehe sich in der Pflicht, der Papierindustrie „attraktive Rahmenbedingungen“ zu erhalten. Schließlich zählten die 20Papierfabriken mit ihren rund 3000 Beschäftigten zu den wichtigen Arbeitgebern im Freistaat. Sachsen werde sich deshalb gegen Pläne wenden, die Industrierabatte bei der Ökosteuer zu streichen.

Jeder normale Mensch spart zu Hause Energie, wo er nur kann oder wechselt sogar seinen Stromanbieter. Die Politik freut das. Aber die Industrie soll so weiter machen wie bisher. Das freut die Politik auch. Sind die Politiker vielleicht schizophren? Dabei verbraucht gerade die Industrie den meisten Strom in Deutschland (2/3, wenn ich richtig liege).

Mal langfristig gedacht: Welchen Strom soll denn die Industrie in 50 Jahren beziehen? Den Ökostrom, den die Privatverbraucher mühsam subventioniert haben? Oder vielleicht doch lieber den Braunkohlestrom? Oder gar keinen Strom, weil die Industrie ihren Anteil an der Energiewende nicht mitgetragen hat?

Es scheint, Industriestrom muss billig sein, genau wie die Attitüde des sächsischen Umweltministers, dessen Kinder und Kindeskinder ja auch mal Strom brauchen werden, auch auf Arbeit. Fragt sich nur, welchen Strom sie verbrauchen werden?

Anmerkung: Wegen mir kann der Papierpreis ruhig dreimal höher werden. Dann würde nämlich diese ganze Werbeverschwendung aufhören. Falls meine Tageszeitung dann 10 % teurer würde, wäre das auch okay, schliesslich würde sie auf energetisch nachhaltig hergestelltem Papier gedruckt. Der Boulevardteil und die allgegenwärtigen Farbfotos könnten auch  ruhig auch eingespart werden, der Umwelt und dem Endpreis zuliebe.

Anmerkung 2: Man könnte Produkte, die mit dreckiger Energie im Ausland hergestellt werden, beim Import mit einer Energiestrafsteuer aufs inländische Preisniveau anheben, um heimische Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Aber ich glaube, diesen beschwerlichen Weg, mag der Minister nicht bestreiten. Da müsste er ja bis nach Europa kommunizieren… Die FDP wird sicher demnächst einen zweiten Planeten aus der Brieftasche ziehen, von der wir dann die fossilen Rohstoffe für unsere gemeinsame Energiegewinnung importieren können, oder?

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59 Antworten zu So wird Sachsens Industrie nie zukunftsfähig

  1. Mir stellte sich die Frage, wenn es „wichtige Arbeitgeber“ gibt, ob es dann auch unwichtige AG gibt? 😉
    Naja, 3000 potentielle Wähler … hmm, da bekommt das Wort „wichtig“ wieder ne andere Gewichtung 😉

    Wenn man Verkehr, Gewerbe usw. und die Industrie zusammenrechnet, kommst du wahrscheinlich sogar auf über 2/3 … http://de.wikipedia.org/wiki/Energieverbrauch

    Ich kenne die Sparmöglichkeiten der Papierindustrie nicht, doch es scheint offenbar nicht unmöglich zu sein …
    http://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/0,2828,666313,00.html

    Aber naja, erst Arbeitsplätze sichern, nebenbei Öl und Kohle usw. „alle“ machen und dann über Veränderungen nachdenken 😉
    Sei’s wie’s sei … nichtsdestotrotz sollte man im persönlichen Bereich über Einsparungsmöglichkeiten nachdenken, ohne gleich in Panik zu verfallen und z.B. alle normale Glühbirnen durch sog. Sparlampen ersetzen zu müssen 🙂
    Jeder kann seinen Teil beitragen … und Werbeschwämme verhindert man z.B. durch kleine Hinweisschilder am Briefkasten.

    PS: Ob’s einen Zusammenhang gibt, dass Sven Morlok und Karl Marx am selben Tag Geburtstag haben, habe ich nicht ergoogeln können 🙂

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