Der WDR-Lernzeit-Podcastfeed (rss) hat mich auf eine Sendung aufmerksam gemacht:
WDR 5 – das philosophische Radio über nachhaltige Entwicklung (mp3)
[audio:http://medien.wdr.de/radio/philosophischesradio/wdr5_das_philosophische_radio_20080926.mp3]
Zu Gast in der Sendung war Werner Mittelstaedt (Homepage) der ein neues Buch mit dem Titel „Das Prinzip Fortschritt“ geschrieben hat.
Die Sendung beginnt mit der Frage:
Ist die Welt heute besser, als sie es gestern war?
Mittelstaedt hat diese Frage 200 Leuten gestellt, von denen rund 20 % meinten, dass sie besser geworden ist. Rund 70 % stellten fest, die Welt ist schlechter als gestern. Der Autor beantwortete die Frage mit jein.
nein – Zukunftsfähigkeit wegen Ressourcenverbrauch und Zerstörung der Biosphäre
ja – mehr Individualität, mehr Wissen und mehr Selbstbeobachtung
Die Mehrzahl der Anrufer in der Sendung zeichneten ebenfalls ein pessimistisches Bild von der heutigen Zeit. Im Grundtenor hörte ich immer wieder heraus, dass der Mensch den Respekt vor der Natur verloren hat und sich nicht als Teil dieser sieht. Einige Zitate der Anrufer:
- Triumpfe der Technik zerstören die Umwelt
- Die Zukunft wird ethisch, oder gar nicht.
- Wir beseitigen Schäden durch technischen Fortschritt, anstatt Schäden zu vermeiden.
- Ewiges Wachstum wird in der Medizin als Krebs bezeichnet.
- Wissenschaft und Technik dürfen nicht alles, was sie auch können.
- Selbiges gilt auch für Länder und andere Lebensbereich. (nicht alles was möglich ist, ist auch sinnvoll)
Mittelstaedt hat aber trotz der düstren Wolken am Gesellschaftshimmel nicht resigniert. Er fordert eine zweite Aufklärung, die über die Zerstörung unserer Lebensgrundlage aufklärt. Beispielsweise müsste jedes Produkt informieren, wieviel Zerstörung oder Verbrauch mit seiner Herstellung verbunden ist. Mit der zweiten Aufklärung muss sich auch ständiges quantitatives Wachstum in qualitatives Wachstum wandeln. Mittelstaedt sieht den Menschen als ständigen Veränderer, der Besseres will. Doch muss eben wirklich klar sein, was besser ist. Qualität statt Quantität. Seine Feststellungen kulminieren in der Forderung, dass
Nachhaltigkeit einen kulturellen Fortschritt bedingt.
Mit meinen Worten: Die Menschen müssen begreifen, dass sie Teil der Natur sind und müssen sich als solcher verhalten. Dies erreicht man nur durch Bildung und Wahrnehmung der wahrhaften Probleme. Mittelstaedt macht auch klar, wo der kulturelle Fortschritt beginnen muss. „Bei uns, im Norden“ (der Erdhalbkugel). Wir die Umweltverbraucher sind in der Pflicht, nicht die anderen, die unserem Vorbildlebensstandard nacheifern.
Und so verwundert es nicht, dass technischer Fortschritt eben nicht zu gesellschaftlichen Fortschritt allein führt. Die Gesellschaft als solche nutzt immer die Werkzeuge, die als nützlich gelten.
Das Thema der dummen und trägen Masse wurde auch angesprochen. Irgendwie klang durch, dass Minderheiten (Eliten?) schon immer die Geschicke der Menschheit lenkten. Bertrand Russel sagte: Mehrheiten zementieren das Bestehende. Fortschritt ist nur über Minderheiten möglich. Und trotz der Demokratie ist die Masse form- und lenkbar, da die Massenmedien ja auch nur einer kleinen Minderheit gehören. Welche Rolle das Internet da spielt, wäre mal eine eigene Betrachtung wert.
Abschliessend empfehle ich jedem die 55 Minuten mal anzuhören.
@Nachhall-Texter: Hätte solch ein Text Platz auf euerer Seite? Ich hab echt überlegt, diesen Text bei euch zu schreiben, nur hätte ich keinen Bogen zur PR gefunden.