Journalismus in der Krise am Beispiel einer dpa-Meldung

Motivation für diesen Artikel

Am 23.5.2006 hat die dpa eine Meldung veröffentlicht, die ihren üblichen Lauf genommen hat. Ich habe den Artikel in der Zeitung bei meinen Eltern gelesen, ihn herausgerissen und mit dem Gedanken mit nach Hause genommen, ihn hier zu veröffentlichen. Bei meiner Recherche zu diesem Artikel, habe ich Google benutzt, das Ergebnis war irgendwie „komisch“. Man findet den selben Artikel auf einer Vielzahl von Webseiten, jedoch nur auf den wenigsten in vollerem Umfang (z.B. bei Greenpeace). Den Artikel zu veröffentlichen, erscheint mir jetzt nicht notwendig, das „Meta-Drumherum“ scheint mir da doch mal eine Betrachtung wert.

Der Artikel

In der Meldung geht es darum, dass bis zum Jahr 2100 der Weltenergieverbrauch um das Fünfache steigen wird. Ihren Ursprung hat die Meldung im Zukunftsforum Energie des Forschungszentrum Jülich. Dort wird wohl ein Vertreter der dpa gewesen sein, sich eine Pressekonferenz angehört haben und den Artikel daraus gefasst haben. Denkbar wäre aber auch, der Journalist einfach nur die Pressemitteilung zu dieser Veranstaltung gelesen und die kurze Version (im wesentlichen der erste Absatz) der dpa-Meldung daraus generiert hat. Einzig aus der längeren Version der Meldung auf der Greenpeace-Seite kann man entnehmen, dass dort tatsächlich eine Person war, da dort Zitate zu finden sind. Viele Medien haben letztendlich nur den Sinn der Pressemitteilung weitergeleitet.

Kritik an den Medien

Zuerst will ich sagen, das die längere Version deutlicher in ihrer Aussage ist und auch den Bezug auf den Wissensstandort Deutschland stärker hervorhebt. Deshalb bekommen alle die Medien schon mal einen Minuspunkt von mir, die nur die kurze Version des Artikels abgedruckt haben. Einen weiteren Minuspunkt verteile ich an die Online-Medien, die keine Links auf das Zukunftsforum setzen. Da werden die Möglichkeiten des Mediums Internet nicht genutzt, Potential liegt brach. Ich würde das als Versagen des Online-Journalismus bezeichnen. Entweder sind die Online-Ableger der Print-Abteilungen angehalten, die echten Vorteile des neuen Mediums nicht zu nutzen, um die haptischen Vorteile von Papier nicht gegen den Referenzkomfort auszuspielen, oder es herrscht Unfähigkeit bei der 4. Macht im Staat.

Referenzen

Die Verweismöglichkeiten erlauben es, auf den Ursprungsort von Informationen hinzuweisen. Das Nichtnutzen dieser Weblinks ist beinahe schon fahrlässig, wenn professionell mit dem Medium umgegangen wird. Ich als Hobbyschreiber kann vielleicht mal den ein oder anderen Link vergessen, aber den Profis sollte das nicht passieren. Wenn zudem der Artikel von einer Datenbank in die nächste kopiert wird, um dann von den Webservern in gleicher Form ausgeliefert zu werden, dann werden Resourcen verschwendet. Warum setzt man nicht eine Datenbank ein, um einen Webserver zu beliefern? Dann könnte man die eine Meldung auch vollständiger verfassen. Wenn schon keine journalistische Vielfalt vorhanden ist, braucht man auch keine Vielfalt der Verbreitungspunkte im Internet. Ein zentraler Nachrichtenserver würde genügen. Das spart Resourcen und gibt (überforderten) Journalisten Raum für andere Dinge.

Fazit

Die Möglichkeiten und Potentiale moderner Medien so zu nutzen, dass der Zweck am sinnvollsten erreicht wird, ist ein schwieriges Unterfangen. Gerade seitens der Geisteswissenschaften erwarte ich da eigentlich auch konkrete Hilfestellungen und auch Analysen dazu. Vielleicht brauchen wir erst eine neue Verbreitungskultur von Informationen, so dass man sich umfassend und bequem über Probleme informieren kann. Dieser Artikel soll Öl ins Feuer um die Diskussion der Journalisten und Hobbyschreiber giessen, da offensichtlich grosse Probleme im Bezug auf die (Internet-)Medienkompetenz vorhanden sind. Ich wünschte, ich hätte diesen Artikel nicht schreiben müssen, aber er scheint doch mehr als notwendig zu sein.

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2 Antworten zu Journalismus in der Krise am Beispiel einer dpa-Meldung

  1. Florian sagt:

    wir betreiben im FZJ auch eine Presseauswertung (primär Printmedien) und haben dort ebenfalls festgestellt, dass Pressemitteilungen gerne als Artikel an die eigenen Leser weitergeleitet werden. Im Printbereich ist das noch nicht so weit verbreitet, aber im Internet … Wir haben dafür extra eine neue Rubrik eingeführt: „Ebenfalls erschienen in …“.

    Mir kommt es so vor, als ob diese Online-Journalisten kein Verständnis mehr für Platz haben. In einer Zeitung ist der Platz begrenzt und wenn ein Artikel zu lang ist, muss er gekürzt werden. Leider verlängern sich Webseiten automatisch nach unten, wenn der Text zu lang ist. Und ohne den Zwang sich einzuschränken wird gnadenlos soviel Content wie möglich produziert. Ohne darüber nachzudenken, ob sich wirklich jeder Leser die vollständige PM durchlesen will.
    Ist es nicht eine der wichtigsten Aufgaben eines Journalisten aus den tausenden von Agenturnachrichten die rauszufischen, die für die Leser des eigenen Blattes relevant sind? Und gehört dazu nicht auch das Kürzen der Texte auf eine für die Leser angenehme Länge? Wenn dann der von dir angemahnte Link auf die Referenzen existiert, kann der Leser selber entscheiden, ob er den Rest und die Detials auch noch lesen will.

  2. Stephan sagt:

    Sicher sind Journalisten wertvolle „Filter“, nur sollten sie in meinen Augen nicht einfach „vorgefilterten“ Inhalt kommentarlos in ein Onlinemagazin stellen, ohne die Möglichkeiten des Mediums zu berücksichtigen.

    Es mag unbequem sein über längere Webseiten zu scrollen, aber was will man machen? Irgendwo muss die Idee hinter dem Artikel doch erklärt und auch verdeutlicht werden. Gerade im Bezug auf Nachhaltigkeit reagiere ich da gerne etwas deutlicher, da dieses Thema in meinen Augen einfach zu wenig präsent ist.

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