Im „Denk nach!„-Blog regt sich Hans(?) tierisch auf. Vielleicht helfen Ihm ein paar Zeilen weiter, die gute 2500 Jahre alt sind.
Xenophanes schrieb in seinen Fragmenten:
Und was nun die Wahrheit betrifft,
so gab es und wird es Niemand geben,
der sie wüßte in bezug auf die Götter und alle Dinge,
die ich nur immer erwähne.
Denn spräche er auch einmal zufällig das allervollendetste,
so weiß er’s selber doch nicht.
Was soll man da noch hinzufügen?
Das Problem ist nicht, zu wissen, daß man nicht über alles Bescheid wissen kann (so wie Xenophanes), sondern daß auch Xenophanes selbst nicht die Wahrheit sagt, wenn er recht hat – und selbst wenn, merkt er es nicht. Aber ich denke, das Problem in Dresden ist, daß jeder meint, Recht zu haben und sich dadurch ein gefühlsüberladener Konflikt aufgebaut hat, der jeder vernünftigen Argumentation mittlerweile nicht mehr zugängig ist. Aber um es auf der höheren Ebene zu belassen: Jede Konfliktpartei ist davon überzeugt, im Besitz der Wahrheit zu sein und gültiges Wissen von ihr zu haben. Xenophanes‘ Relativismus hilft hier, wo der Streit schwelt, nicht weiter. Es muß ganz einfach gesagt, endlich eine Lösung auf den Tisch. Wie auch immer die aussehen wird, es wird weitergehen. Die einen werden das Ergebnis als besser, die anderen als schlechter beurteilen. Recht haben wird hier nie jemand. Aber die Wirklichkeit wird dennoch dadurch gestaltet. Und die Wirklichkeit ist das, was wir für wahr halten. Ob das die Wahrheit ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.