Angenommen der Markt funktioniert und die Dualität von Angebot und Nachfrage einer Sache bestimmt den Preis der Sache. Hinzu kommt, dass 4 Hersteller der Sache rund 80 % des Angebotes in der Hand halten. Diese Vier sind allesamt an der Börse vertreten.
Was würde man also machen, um mehr Gewinne zu erzielen? Man beeinflusst den Markt in der Art, dass der Preis für das Produkt steigt. Dies macht man, indem das Angebot künstlich verkleinert, die Nachfrage aber konstant hoch bleibt. Und genau das sollen die 4 Gr0ßen der deutschen Energiewirtschaft (eon, Vattenfall, enbw und RWE) tun. Zumindest wird das bei Frontal 21 berichtet (Video).
Wo man auf der einen Seite mehr zahlt, versucht man auf der anderen Seite mehr zu sparen. Und genau das passiert ja bei einem verknappten Angebot. Es wird weniger produziert als möglich wäre. In diesem Falle heisst das: Es wird weniger CO2 emittiert, als dies bei einem Überangebot mit billigeren Preisen der Fall wäre. Sollte hier etwas die Marktwirtschaft etwa die Umwelt schützen?
Ich glaube kaum, da trotzdem Strom erzeugt und verkauft werden soll. Ziel der Unternehmen ist es doch nicht weniger Strom zu produzieren, sondern Strom zu einem höheren Wert verkaufen zu können.
Interessant ist natürlich auch die Rolle der Pumpspeicherkraftwerke (PSW) in diesem Markt. Diese würden sich perfekt eignen, um Spitzen abzufangen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Was passiert jedoch, wenn diese Instrumente mit benutzt werden, um das Angebot gering zu halten?
Nehmen wir an, einem Energieunternehmen gehören 10 Kohlekraftwerke, die relativ träge zu regeln sind und 1 Pumpspeicherkraftwerk nennenswerter Größe. Wenn ich Gewinn erzielen wöllte, dann würde ich es so machen: Ich fahre die 10 Kohlekraftwerke immer hübsch nah am Bereich des Stromverbrauches. Ein wenig Reserve kann man ja einplanen. Jetzt möchten sich Verbraucher hinzuschalten, die Nachfrage wächst also. Der Preis steigt also. Zwei Szenarios wären denkbar.
1) Normalerweise müsste der Preis nicht steigen, da ich als Versorger einfach nur mein Pumpspeicherkraftwerk aktivieren müsste, um die zusätzlichen Verbraucher übergangsweise zu versorgen. In der Zwischenzeit regele ich meine Kohlekraftwerke nach, um anschließend mein PSW wieder zu füllen.
2) Ich warte ein wenig, da ich ja keine Eile habe. Die Verbrauchen wollen und können aber nicht warten. Also bieten sie mehr Geld und zahlen mehr. Da ich nun einen neuen und höheren Preis ausgehandelt habe, mache ich genau das gleiche, wie im Falle 1) , nur dass ich mehr verdiene. Die Kosten für mich als Stromerzeuger bleiben ja gleich. Clever, oder?
Frage: Wie würdet ihr als Unternehmen handeln?
Das Problem, was ich in dem Falle sehe: von der Knappheit des Stromes bekommt man im Alltag nichts mit. Oder anders ausgedrückt: sonst müßte der Strom ausfallen. Genauso an den Tankstellen: ich habe bis jetzt noch nie eine erlebt, die keinen Sprit hatte. (Anders dagegen sieht es im Wohnungsmarkt aus)
Woher soll man die Knappheit auch ablesen können? Es gibt ja keine echte Knappheit, sondern wenn überhaupt eine künstliche. Und selbst wenn es mal eng wird, dann dreht Vattenfall mal ganz schnell seine beiden großen Pumpspeicherwerke auf und pumpt so bis zu 2000 MW ins Netz.
Eine Knappheit mit schlechter Frequenz und Spannungseinbrüchen sollte man eigentlich nicht mehr sehen in der EU (auch wegen dem Verbundnetz). Aber nichts desto trotz könnten die Preise an der EEX wegen künstlicher Knappheit erhöht sein.