Warum mobiles Internet noch total uncool ist

Gestern war ich einfach mal so in den erstbesten Handyladen mobilcom/freenet hineingegangen und wollte ich mal zur Kombination aus Mobiltelefon und WWW beraten lassen.

Mein Wunsch sah so aus: Wenig Telefonie, wenig SMS und Internet. Die Azubine war etwas überfordert, der Chef musste aushelfen. 😉 Sie hat halt (noch) kein Gefühl dafür, was Internet alles ist.

Dann äußerte ich ihm gegenüber noch mal meine Vorstellungen und er zog das Blackberry Pearl (Blackberry 8100) aus einer Tasche und führte mir das kleine Smartphone mal vor. Das Ding kommt ja von RIM (Herstellerfirma aus Kanada) und „kann“ angeblich Internet. Das klang interessant und bewog mich mal zum rumspielen. 😛 .

Als erstes habe ich mal mein Blog mit dem Mobiltelefon geöffnet, dank der qwertz-Tastatur und der wirklich guten Worterkennung ging das für mich als SMS-Nichtnutzer schon mal gut. Die URL war zügig eingegeben und die Umgebungsgedanken erschienen auf dem Schirm. Naja…zumindest nicht so richtig. Das Layout war hinüber. 🙁 Oder besser, da war gar kein Layout mehr. Vom Heise-Layout blieb mehr übrig.

Dann wollte ich im Querformat surfen, da der Bildschirm eher hoch als breit war. Das geht auch nicht. Zumindest fand ich die Option nicht. 🙁 Schade.

Dann entdeckte ich aber die Option „Web-Feed hinzufügen“. 🙂 Mein Herz war erfreut und ich ich teilte dies dem Verkäuferchef mit. Der konnte nur gar nichts mit dem Wort „Feed“ anfangen. Und so erklärte ich dem netten Herrn mal eben, was Feeds und Blogs sind. Er war hellauf begeistert, vor allem weil es auch regionale Blogs gibt. dieneustadt.de stieß auf Interesse.

Beim Hinzufügen des Feed reagierte das Gerät plötzlich nur noch sehr schleppend. Irgendeine Hintergrundarbeit legte das kleine Teil fast lahm. Es stürzte aber nicht ab. Und nach einer Weile landete dann auch mein RSS-Feed auf dem Gerät. 😎 Dazu gleich noch ein anderer Feed, der sich ganz flüssig eingeben ließ.

Dann dachte ich mir, das Teil hat doch ne Kamera, also könnte man damit auch mobil bloggen. Direkt vom Gerät nach Flickr. Ausprobiert habe ich das aber dann doch nicht mehr. Also erkundigte ich mich, ob man eine Bluetooth-Tastatur nutzen kann. Man kann natürlich nicht. Damit war meine Euphorie wieder etwas abgeklungen. Schlussendlich nahm sich der Verkäufer noch etwas Zeit und wir quatschten über Nachhaltigkeit. Das BB Pearl wird ausnahmsweise mal nicht in China produziert, sondern kommt aus Ungarn.

Kosten

mobilcom/freenet bieten das Blackberry Pearl mit 3 Tarifvarianten an.

  • 0 € Mindestumsatz, 9,95 € Grundgebühr/Monat, 200 € Einmalzahlung
  • 10 € Mindestumsatz/Monat, 9,95 € Grundgebühr/Monat, 50 € Einmalzahlung
  • 20 € Mindestumsatz/Monat, 9,95 € Grundgebühr/Monat, 1 € Einmalzahlung, günstigere Telefonie/SMS

Vertragslaufzeit: 24 Monate. Datenverkehr in Deutschland ist über den Standardzugang (APN) inklusive.

Wenn man bedenkt, was man bei anderen Anbietern zahlt, ist das günstig. Bei O2 kosten 200 Megabyte 10 € exklusive Grundgebühr. Das Gerät ist aber nicht unbedingt super schnell im Netz unterwegs, maximal erreichbare Geschwindigkeit ist doppeltes ISDN-Niveau.

Gesamteinschätzung

Das Gerät/Angebot ist toll, aber nicht cool. Ohne Bluetooth-Tastatur geht für mich als Vielschreiber da leider nichts, Nokia-Geräte sollen da besser sein. Die Geschwindigkeit ist für Mail und RSS absolut ausreichend. Instant-Messaging kann man damit wohl auch machen, jedoch muss man da wohl extra Software kaufen oder im Netz finden. Ich fand sie nicht. Ein Google-Talk-Client ist kostenlos erhältlich, nützt mir aber nix. Für die ganzen „großen“ IM-Netze gibt es auch Software, Preis ~ 25 €. Einen freien Jabber-Client habe ich hingegen nirgends gefunden. 🙁 Blackberry ist eben noch zu sehr geschäftsorientiert.

Die Displaynutzung ist nicht optimal, wie sie es bei dieser Displaygröße von 240 x 260 Pixel sein müsste. Der Opera-Mini läuft wohl nicht auf dem Gerät.

Alles in allem ist das Produkt von Freenet für mich als potentieller „heavy user“ interessant. Zuschlagen werde ich trotzdem nicht, da das Display zu schlecht genutzt wird, keine Bluetooth Tastatur nutzbar ist und der Webbrowser auf dem Gerät zu wenig taugt. Hinzukommt, dass ich für meinen Linux-Desktop keine Software bekomme. Die gibt es nur für M$ Windows. In einschlägigen Blackberry-Internetforen schreiben sie schon, dass freenet wenigstens einen Blackberry mit großem Bildschirm hätte bringen sollen. Das hätte mehr Sinn gehabt. Tja, so ist das eben mit Firmen, die nicht nah genug am Puls der Zeit sind.

Und so werde ich weiter warten. Entweder die Industrie schafft es mir noch eine gefällige Lösung zu präsentieren oder das OpenMoko wird irgendwann den Vorzug bekommen. Das ist eine offene Hardwareplattform, darauf läuft Linux, kann mit Bluetooth umgehen, hat GPS und hat nen ordentlich großen Bildschirm für die Geräteklasse. 😉

Ich möchte nochmal dem Verkäuferchef und Ladeninhaber Jörg Zergiebel für seine Zeit und den Kaffee danken. Sein Laden befindet sich am Altmark 10c.

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7 Antworten zu Warum mobiles Internet noch total uncool ist

  1. duerschi sagt:

    ich versteh die sache mit der bluetooth tastatur nicht.
    du hast doch unterwegs kein keyboard dabei und da-
    heim nutzte ich den rechner. wozu dann die tastatur?

  2. Stephan . sagt:

    Es gibt kleine, faltbare und doch gut schreibbare Bluetooth-Tastaturen. Oder diese Projektionstastaturen. Da hockt eine kleine Lichtquelle drin und projiziert eine Tastatur auf den Tisch/Untergrund. Und dann kann man mit den Finger auf dem Tisch herumtippen und das Ding erkennt die berührten Buchstaben.

    Denkbar wären auch Folientastaturen zum zusammenrollen. Und wenn ich schon so ein Smartphone kaufen würde, dann sollte es wenigstens Zukunftsfähig sein.

    Entweder ganz oder gar nicht. 😉

  3. duerschi sagt:

    mh, an welche situation denkst du denn bei sowas?
    „unterwegs“ heißt für mich irgendwo zu fuß oder
    kurze strecken mit bus und bahn – da hole ich keine
    tastatur raus. in der uni oder für längere strecken mit
    der bahn kann man ja wieder das notebook nutzen.

  4. Ich habe das Qtek 9000, das hat immerhin 640×480 Auflösung. Damit lassen sich Texte durchaus vernünftig bearbeiten. Dank Windows OS ist Software auch kein Problem.

    Allerdings wirklich mobil surfen, kann man vergessen. Das macht einfach keinen Spass. Und zum telefonieren ist das Teil auch nicht optimal, aber es geht… immerhin… 😎

    Der Nachfolger hat auch GPS und eine Festpplatte. Wobei mir 4GB-Karten durchaus reichen. Da passen jede Menge Podcasts drauf… 😎

  5. Stephan . sagt:

    Im Moment brauche ich eher weniger mobiles Internet. Aber, ich wollte mal wissen, was der Stand der Dinge ist. Wenn man nicht gerade Business-Mensch ist, dann ist man womöglich auch weniger unterwegs.

    Aber angenommen ich sitze im Zug nach irgendwo, da könnte ich das Laptop nehmen, wenn ich eins hätte. Als ich den Artikel geschrieben hatte, besaß ich kein Laptop.

    Ganz konkret hätte ich mir vorstellen können, in dem Zug zu sitzen und via Smartphone mir meine Feeds durchzulesen. Sobald ePaper mal bezahlbar ist, müsste man das ePaper als Bildschirm via Bluetooth befüllen können. Dann hat man sein Smartphone in der Tasche, ein ePaper-Display vor sich und zur Texteingabe noch eine Bluetooth-Tastatur dabei. Diese Kombination wäre viel leichter als Laptop und auch länger mobil nutzbar, weil der Energiebedarf der „kleinen“ Geräte auch wesentlich geringer ist, als der eines Laptops.

    Anderes Beispiel: Man läuft durch eine fremde Stadt. Dank GPS weiß das Telefon wo man ist. Nun holt man sich ein handgroßes ePaper aus der Tasche und hat einen Stadtplan darauf liegen. Möchte man jetzt was essen, lässt man sich einfach die qype-Bewertungen der umliegenden Restaurants gleich mit anzeigen.

    Ich versuche eben gerne mal nach vorn zu schauen. Und gerade das Zusammenspiel zwischen Smartphone und großformatigem ePaper kann ich mir sehr interessant vorstellen.

  6. duerschi sagt:

    bei der variante stimme ich dir zu,
    aber die tastatur kam da auch nur
    in nem nebensatz vor. 😉 weil mein
    epaper gleichzeitig touchscreen sein
    muss und die tastator obsolet macht. 🙂

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