Wenn ich sowas lese, könnte ich im Bezug auf das Hickhack um die Waldschlößchenbrücke glatt neidisch werden.
Die Qualität der direkten Demokratie zeigt sich aber insbesondere in den Prozessen, in denen wir zu den Entscheidungen gelangen. Idealerweise möchten wir in der Demokratie ja einen Konsens anstreben: Die verschiedenen Interessen so lange abgleichen und austarieren, bis eine Lösung gefunden ist, die alle akzeptieren können. Doch das ist eine Illusion. Meist muss ein Mehrheitsentscheid gefällt werden. Und so ist besonders wichtig: Selbst wenn ein solcher Entscheid demokratisch legitimiert ist, muss er gegenüber den unterlegenen Minderheiten gerechtfertigt werden können, so dass sich diese damit abfinden können. Daher muss die Demokratie so organisiert werden, dass die Minderheiten ihre Interessen und Argumente einbringen können. Dies wollen unsere langwierigen Vernehmlassungen, Kommissionsberatungen und Differenzbereinigungen erreichen.
Und mir hat bis heute niemand erklären können, warum ein Elbtunnel nicht gerechtfertigt wäre. Fußgänger und Radfahrer als Kontraargumente ziehen da übrigens nicht, da eine Fähre zur Verfügung steht. Und wenn man will, kann man nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer auch kostenlos die eine Haltstelle fahren lassen.
Nachtrag: Wie durch ein Zufall ist das Thema Demokratie heute auch in der SWR-Aula vertreten.
[audio:http://mp3.swr.de/swr2/aula/swr2-aula-passend-fuer-die-natur-des-menschen.6444m.mp3]
Und mir hat bis heute noch keiner erklären können, warum, was über tausende von Jahren üblch war, nämlich, daß Menschen Brücken bauen, nun plötzlich nicht mehr gehen soll. Bitte nicht wieder mit dem Elbtunnel und dem Warnowtunnel kommen, die verbinden keine Stadtteile und sind hauptsächlich wegen der Schifffahrt unterirdisch.
Bei jedem Bauwerk wird es objektiv und subjektiv Betroffene geben und wenn man immer warten würde, bis der letzte überzeugt wurde, hätten wir die totale Stagnation. Ich erinnere nur an die Tante aus einer bestimmten Partei, die mit (fast) allen Mitteln die Gläserne Fabrik verhindern wollte. Was ist aus ihr geworden? Wurde sie überzeugt oder hat sie sich einfach auf ein neues Objekt (WSB ??? /- was kommt als nächstes?) eingeschossen.
Ein Baum fällt nunmal von allein über einen Fluß. Da braucht der Mensch die natürlichen Brücken nur zu nutzen. Deshalb wird mit Sicherheit immer zuerst eine Brücke erwogen.
Aber Zeiten ändern sich und mit ihnen die Rahmenbedingungen.
Übrigens finde ich die gläserne Fabrik an sich gelungen, nur die dort hergestellten Produkte nicht.
War denn die Gläserne Fabrik wirklich notwendig? Ich halte es bis heute nicht für heinreichend geklärt, WIE dieser Standort zustande gekommen ist. Und wenn ich sehe, welche Probleme die jetzige Messe mit ihrem neuen Standort hat, sehe ich jede Kritik an der Standortentscheidung der Stadt und VW als sehr gerechtfertigt an und danke jedem, der sich dafür eingesetzt hat, daß zu verhindern, oder transparenter zu gestalten…
Andreas