Staat in der Zeitung

Schaut euch mal die Werbung auf der Zeitungsseite an:

Werbung des Gesundheitsministeriums

Gestern hat die Bundesregierung bzw. das Bundesministerium für Gesundheit Zeitungswerbung geschaltet. Warum nur?

Der Bund hat doch die Bundespressekonferenz. Da können die Herrn Minister den Journalisten doch hübsch verklickern, was sie wollen. Im Falle des Gesundheitsfonds hat das auch gut geklappt. Die SZ hat viel darüber geschrieben.

Hat die Gesundheitsministerium vielleicht ein schlechtes Gewissen, dass sie nun mit Steuergeldern die Zeitungsverleger beglücken muss?

Beispiel: Die IKK Sachsen hat einen Beitragssatz von 11,8 %. Laut tagesschau.de kommt folgendes hinzu:

  • 0,25 % – steigende Ärtzehonorare
  • 0,30 % – Hilfspaket für Krankenhäuser (Direktbeteiligung)
  • 0,30 % – Hilfspaket für Krankenhäuser (indirekte Beteiligung über sonst. Steuerausgaben)
  • x,xx % – erhöhte Kosten für Medikation und Material

Die x,xx % kann man ausrechnen: 15,5 – 11,8 – 0,25 – 0,25 = 2,85. Und das glaube ich bei weitem nicht. Warum wird so eine Rechnung nicht mal auf den Weltnetzseiten des Bundesgesundheitsministeriums (WWW) gemacht? Bei den dortigen Fragen und Antworten findet man keinen Hinweis, wo die 3,7 % (31 Prozent) Mehreinnahmen hinverschwinden.

Irgendwie hätte Frau Schmidt mal lieber die Zeitungsinserate einsparen und dafür mehr Transparenz mit Hilfe ihrer Webseite schaffen können. Den Ärzten und überlasteten Pflegern in den Krankenhäusern sei die Erhöhung gegönnt. Aber der Rest?

Vorschlag zur Güte: Da nun eh alle kleinen Krankenkassen fusionieren sollen (tagesschau.de), kann man den Prozess auch abkürzen und eine Komplettfusion zur allgemeinen Krankenkasse für Jedermann durchziehen. Eine Kasse für alle. Fertig ist der Lack. Das würde den Lobby’ing-Sumpf um den Riesenmarkt Gesundheit zumindest im Parlament trockenlegen.

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59 Antworten zu Staat in der Zeitung

  1. Wilfried sagt:

    Eine Kasse wäre schon gut, aber dann gibt es wieder 1 Million mehr Arbeitslose (Krankenkassenmanager)

  2. Jan sagt:

    Ich hab auch schon die ganze Zeit den Gedanken, dass bei einem einheitlichen Beitragssatz auch eine einheitliche gesetzliche Krankenkasse sinnvoll wäre. Der ganze Overhead durch hunderte Krankenkassenverwaltungen, Lobbyverbände und Millionengrabvorstände würde wegfallen. Von mir aus könnte das Geld dem, wie du ja schon schreibst, überlasteten Krankenhaus und Arztpraxispersonal zu Gute kommen.

  3. Wird einfach nicht passieren… dann fallen Lobbygelder weg und arme Politiker müssen Hunger leiden. Das kannst du doch von den selben Politikern nicht wirklich erwarten oder?

  4. Stephan sagt:

    Abgeordnete leiden bestimmt keinen Hunger. Höchstens an nicht gestillter Gier, wenn Lobbyvergünstigungen wegfallen.

  5. @Stephan Ich gebe zu da schwang auch ein kleiner Anteil Ironie mit…

  6. Stephan sagt:

    Ich wollte nur sicher gehen. 😉

  7. stefanolix sagt:

    Anders wird ein Schuh daraus: All die Vorstände, Beiräte, Aufsichtsräte und sonstigen Gremien der vielen Krankenkassen sind doch geradezu ideal für aktive oder abgehalfterte Politiker. Ich weiß nicht, wieviel Sachbearbeiterinnen man einsparen könnte, aber ich weiß ganz genau, welche Menge »Wasserkopf« wegfiele.

  8. Andreas sagt:

    Ich hab den Verdacht, dass der Gesundheitsfond die Vorbereitung der Privatisierung der gesetzlichen Krankenkassen ist..

  9. Hasan sagt:

    Eine Kasse für alle. Ein interessanter Ansatz, aber fraglich ist, ob man diesen Vorschlag auch durchsetzen kann.

  10. Anton Launer sagt:

    Wenn es nur noch eine Kasse für alle gäbe, bräuchten die öffentlichen Krankenkassen auch kein Geld mehr für Werbung ausgeben, da ja keiner mehr wechseln kann.
    Aber vielleicht gibt es auch gute Argumente für mehrere öffentliche Krankenkassen, nur hat sie mir bisher noch keiner plausibel erklären können.

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