Nachhaltigkeit deprimiert

Jeder der sich über sich und sein Umfeld nachhaltige Gedanken macht, dem geht das Hier und Jetzt irgendwann gegen den Strich. Bei Reto war das wohl gestern der Fall. Seiner Meinung nach, müssen wir unser Sein viel schneller zur Nachhaltigkeit wandeln, als dies im Moment der Fall ist.

Letztes Jahr im Herbst hatte ich übrigens auch eine recht depressive Grundstimmung, von der mich aber eines befreit hat: Das Nichtwissen um die ganzen anderen guten Dinge da draussen.

Gesetzt den Fall, dass viel zu viel schlechte Nachrichten auf uns einprasseln und die guten Nachrichten als nicht erwähnenswert gelten, dann ist die schlechte Stimmung vorprogrammiert. Schlimmer wird es, wenn das eigene Tun „die anderen“ nicht erreicht. Konkret hiesse das: Das eigene Handeln bewirkt nichts im Bezug auf seine Mitmenschen. Man tut und macht, aber die Mitmenschen fressen weiter ihre täglich Wurst. Das war jetzt im übertragenen Sinne.

Eine andere kleine Anekdote kann ich von letzter Woche berichten. Ich war da als Aussteller auf der Hannover Messe. Das ist ja die weltgrößte Industriemesse für Automatisierung und so weiter. So als ahnungsloser Normalbürger hat man ja keine Vorstellung, wie industrialisiert unsere Produkte im Laden sind. Und wenn ich mir vorstelle, was durch minimalen Konsum alles auf dieser Welt eingespart werden könnte und nicht wird, dann ist das wirklich deprimierend.Wir (die Gesellschaft) verfahren wegen der Marktwirtschaft ja eher nach dem Motto: So viel wie möglich und nicht so viel wie nötig.

Und da hängt schliesslich noch eine entscheidende Frage dran: Was passiert seelisch und psychisch mit dem Menschen, wenn ihn die Technik ersetzbar macht? Vielleicht bietet ein längerer Spaziergang in schöner Landschaft am morgigen 1. Mai genug Zeit darüber zu sinnieren.

Nachtrag: stefanolix denkt auch gerade über seinen Fleischkonsum nach.

Nachtrag 2: Biorama hat auch nen Link

Dieser Beitrag wurde unter Nachhaltigkeit abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Nachhaltigkeit deprimiert

  1. stefanolix sagt:

    Stefanolix lebt schon seit etwa zwei Jahren so;-)

    Was mich deprimiert, ist der politische Missbrauch des Wortes Nachhaltigkeit. Ich vermute, dass viel mehr Leute dazu bereit wären, wenn man sie nur machen ließe. Ich will auf keinen Fall den Leuten meine Lebensweise als richtig hinstellen. Aber es kommen immer wieder solche Meldungen, wo du dich doch fragst: tickt dieses Land noch richtig?

    Ein Grund für den Verfall der Milchpreise scheint z.B. zu sein, dass jetzt oft sogenannter Analog-Käse verwendet wird, das ist ein Gemisch aus irgendwelchen Ersatzstoffen. Physiologisch wohl unbedenklich, aber billiger als Käse aus Milch. Der Massenverbrauch von Schweinefleisch ist eben auch so ein Thema.

    Das Thema mit der Massenhaltung von Schweinen verfolgt mich seit meiner kurzen Zeit in den kirchlichen Studentengruppen der alten DDR. Damals wollte die DDR eine gigantische Schweinemastanlage für ca. 100.000 Tiere bauen, um dem Westen billiges Fleisch zu liefern.

    Gleichzeitig kann ich mich noch an die drei Schweine oder drei Schafe der Familien von gegenüber (in meiner Kindheit in Niedersedlitz) erinnern. Die wurden eben irgendwann geschlachtet und dann gab es ein kleines Fest. Wenn alles in Maßen bleibt, kann man doch Genuss mit Verstand verbinden. Wahrscheinlich ist das Preisverhältnis zwischen Fleisch aus dem PLUS und Fleisch aus dem Hofladen 1:2 (ich sehe gern nach, wenn das PLUS am Schillerplatz wieder geöffnet ist) –> ist es wirklich unzumutbar, mal einen Tag zu verzichten und am anderen Tag in den Hofladen zu gehen?

  2. Stephan sagt:

    Da kannst du in Zukunft am Schillerplatz direkt zwischen Plus und dem Hofladen vom Gut Podemus vergleichen. Den Podemus-Hofladen in der Hüblerstraße gibt es seit gestern.

  3. stefanolix sagt:

    Genau den Laden meinte ich. Da war ich gestern schon. Es gibt sehr viele bekannte Standard-BIO-Produkte und natürlich die Podemus-Erzeugnisse. So ein Laden hat bei uns in der Gegend wirklich noch gefehlt.

    Preisvergleiche später, denn es schien mir so, als ob die Preise für Podemus-Fleisch noch Eröffnungsangebote gewesen seien. Gestern war das Verhältnis (gefühlt) nicht 1:2, sondern günstiger.

  4. Pingback: NplusK » Nicht-Nachhaltigkeit deprimiert (manchmal)

  5. stefanolix sagt:

    Ich hatte ja am Wochenende beim Treppenmarathon etwas Zeit, darüber nachzudenken. Gerade vorher hatte ich noch die Meldung von den neuen »Protest-WCs« aufgeschnappt. Da dachte ich noch: bestimmt wird die Stadt jetzt an den besonders kritischen Plätzen ein paar Blumenkübel aufstellen. Und was lese ich heute in der Zeitung? Die Stadt wird für 100.000 Euro aus dem Konjunkturprogramm temporär(!) Bäume und Blumen pflanzen lassen.

Kommentare sind geschlossen.