Da sitzt man so im Lesesessel und liest in der Nu!-brandeins und dann sieht man sowas:
Die Stadt wirbt mit dem Waldschlößchenblick, den sie gerade verbaut.
Diese Werbung wurde gestaltet von wollmerstaedt.communications. Die Agentur war auch schon in Sachen Welterbe für die Stadt unterwegs. Vielleicht hat da die Agentur heimlich das Welterbe verabschiedet, ohne dass es der Werbezensor bemerkt hat?
Interessanterweise hat es gute 10 Sekunden gedauert, bis ich das Motiv begriffen hab. Muss wohl an der versöhnlichen Bildstimmung liegen.
Wenn man einmal ermittelt, von wo aus dieser – angeblich so berühmte – Blick überhaupt möglich ist, stellt man fest: Man muss sich dazu exakt in das Gelände der ehemals vorhandenen Kleingartensparte stellen, die sich rechtselbisch an dem Hang unterhalb der Straße befand. Man kann das auch sehr gut mit dem Bild auf http://www.welterbe-erhalten.de/ vergleichen – dieses ist ebenfalls von dort fotografiert worden. Ich habe das einmal ausprobiert und mich mit entsprechenden Bildern vor Ort auf die Suche nach der Position des Fotografen begeben. Fotografisch interessant wird die Ansicht ausschließlich an dieser einen Stelle. Von weiter oben (Straße) oder weiter unten sieht es nicht mehr so toll aus. Normal vorbeischlendernde Fußgänger werden diesen Blick übrigens noch nie wahrgenommen haben, da man für diesen „berühmten“ Blick zunächst einmal die Wege verlassen müsste. Das macht aber als Fußgänger eher selten. So verhält sich nur ein Fotograf, der sich gezielt auf Motivsuche begibt. Würde die Gartensparte noch stehen, gäbe es diesen Blick gar nicht, denn man müsste durch mehrere Hecken blicken können. Die Gartensparte wiederum ist nur abgerissen worden, weil man die Brücke bauen wollte. Das bedeutet, dass die Stadt hier nicht einen berühmten Blick verbaut, sondern diesen Blick durch die WSB-Bauarbeiten überhaupt erst wieder, wenn auch nur kurzzeitig, ermöglichte. Den hier in dieser Zeitung abgebildeten Blick dürfte man wieder erhalten, wenn man sich später auf die fertige Brücke stellt.
Es soll natürlich „Das macht man aber als Fußgänger eher selten“ heißen.
Ach Stephan,
ich finde, die neue Brücke würde sich wunderschön in dieser atemberaubenden Abendstimmung ausmachen – genau wie die Albertbrücke im Hintergrund. „Verbaut“ wird doch da nix, lediglich angereichert, ein Element mehr im Bild.
Frank: Ab 2011 wird man derart schöne Schnappschüsse vermutlich direkt von der Brücke aus machen können 😉
Aber doch nicht um den Preis einer so extrem hässlichen Stahlkonstruktion, wie sie jetzt in Johannstadt am Ufer herumliegt! Man fühlt sich unwillkürlich an eine Eisenbahnbrücke zwischen Riesa und Hinterposemuckel erinnert. Das sieht so übel aus, dass man da überhaupt nicht langspazieren möchte. Lauftraining verbietet sich auch fast von selbst, weil man mit Brechreiz ganz schlecht laufen kann …
Ich habe ja auch nicht behauptet, dass wir dort ein architektonisches Meisterwerk erhalten. Es ging hier ausschließlich um den ach-so-gefährdeten Blick.
Extrem hässlich? Naja… Dass herumliegendes Baumaterial nicht schön aussieht, ist klar, aber warten wir’s doch ab, bis die Brücke steht. Ja, sie wird durchschnittlich aussehen. 08/15. Toll ist das nicht. Aber wirklich bessere Entwürfe wurden damals nicht eingereicht, als es um die Planung ging. Und wenn Brückengegner gern behaupten, die Schlaich-Variante sei zumindest etwas besser, dann wollen wir doch ehrlich sein: Man wäre dann auch gegen die gewesen. Und hätte man damals – mangels wirklich großartiger WSB-Entwürfe – noch einen zweiten Wettbewerb gestartet, hätten die Leute auch gemeckert, dass das ja dadurch nur noch teurer werden würde.
Schön ist in dem Zusammenhang auch immer wieder, wie sehr damals der Leiter des auswählenden Brückenworkshops, Herr Prof. Marg, den vorliegenden Entwurf lobte. Später lobte Herr Marg den Entwurf des Tunnelmundes. Erst später, als er anscheinend mal wieder in die Zeitung wollte, war Marg plötzlich ein erbitterter Brückengegner. Ist schon lustig.
Als der Brückenworkshop stattfand, war ja noch gar nicht klar, dass es nur Geld für eine Tunnel-Brücke-Kombination gibt, bzw. dass eine Brücke dabei sein MUSS.
Und wie soll bitte ein Hamburger Details im Dresdner Verkehrsentwicklungsplan kennen, von deren an dieser Stelle eine von 4 Möglichkeiten existieren sollte.
Frank, stell dich doch einfach in den Waldschlößchenpavillon. Dazu hättest du nicht in die Kleingärten einbrechen müssen.
@stefanolix: Aber bitte nicht 4-spurig kotzen!
Okay, ich habe die Wörter „Brückenworkshop“ und “ Realisierungswettbewerb“ verwechselt. Im Workshop ging es – wenn ich mich recht erinnere – durchaus genau darum, welche Elbüberquerung nun umgesetzt werden soll und wie sie dann konkret verlaufen soll. Tunnel wollten damals weder Gegner noch Befürworter der Elbüberquerung und ein Welterbe-Titel war noch nicht absehbar. Aber ich hätte nicht damit anfangen sollen – das wurde alles im DNN-Forum schon ewig durchgekaut. Man kann in diese lange zurückliegenden Dinge viel hinein interpretieren.
Deshalb nochmal kurz zurück zum Anfangsthema: Wenn man zum Pavillion hochgeht, wird die oben gezeigte Tele-Aufnahme auch weiterhin sichtbar sein. Denn man wird auf diese Details über die Brücke hinweg sehen können. Insofern verbaut die Stadt nicht das, womit sie in dieser Zeitschrift wirbt.
Wer nur durchs Tele guckt, bekommt nen Tele-Blick. Ich bevorzuge Normalbrennweite, mit optionalem Tele (Aufmerksamkeit) für Details.
Pingback: Dresden - Blog - 22 Nov 2009