Warum müssen Steuergelder die Hypo-Real-Estate retten?
Laut Tagesschau ist die HRE ein Dax30-Unternehmen, hat 2000 Mitarbeiter und kein Kundengeschäft. Selbst wenn dieser Laden pleite ginge, müssten nur ein paar Immobilien den Inhaber wechseln.
Wenn die Scheiße gebaut haben, sollen sie doch zumachen! Oder darf ich in Zukunft auch beim Staat betteln, falls ich mal groben Mist gebaut habe? Hoffentlich stimmt der Finanzausschuss morgen dagegen. Gute Parlamentarier wüssten mit dem Geld was besseres anzufangen.
Sollen sie doch mal die Blase platzen lassen. Sonst wird die Eiterbeule noch zu groß. That’s life.
Immer ruhig, Kollege.
Die HRE ist immerhin „eines der größten Immobilienfinanzierungsinstitute in Europa“ (Wikipedia).
Wenn du die Pleite gehen lässt, dann aber gute Nacht fürs mittlere Unternehmertum und dann greift auch im Good old Europe das Misstrauen weiter um sich.
Daher: ist mit ein wenig zu populistisch, dein Ansatz… und zeugt nicht von ökonomischen Hintergründen (die ich ja nicht voraussetzen will)
Wenn du durch Fahrlässigkeit deinen Job verlierst oder dein Haus abfackelst, dann bekommst du auch Hilfe, warum dann plötzlich jedes Institut verdammen nur weil einige schwarze Schafe nun wirklich Mist gebaut haben.
Beitragstitel = BILD-Niveau (beileibe kein Kompliment)
Mhh, das kann man natürlich ganz einfach jetzt so fordern. Problematisch wird es nur, wenn man bedenkt, dass sehr wahrscheinlich auch viele, viele Rentner ein kleines Mehrfamilienhaus als Alterssicherung besitzen und über die HRE finanzieren (ich kenne bspw. zwei). Deren Immobilien wären dann im Zweifel auch einfach weg und die existenzielle Grundlage gleich mit.
Und wenn die Blase platzt, greift der Eiter ganz schnell auch auf andere Banken und Institute über. Und damit vielleicht auch ganz schnell auch auf größere Teile der Allgemeinbevölkerung.
Ich finde es also gut und richtig, dass der Staat hier eingreift. Nicht, weil ich denke, dass die HRE und das Finanzsystem, dass sie verkörpert gerettet werden muss (hier wird sich in nächster Zeit noch einiges tun), sondern, weil ich an die Menschen dahinter denke, die direkt und indirekt betroffen wären.
Anbei ein Link zu meinen Gedanken zur Finanzkrise:
http://blog.einfachnachhaltig.de/finanzkrise-vs-gut-verdientes-geld/
Hmm…ich weiß zwar nicht in welcher Welt du lebst, aber solche Unternehmen wie die HRE finanzieren sinnlose oder zu groß geratene Einkaufszentren, die das Stadtbild von Dresden verschandeln.
Zusätzlich werden da Hotels finanziert, die wegen Fördermitteln am Bedarf vorbeigebaut werden. Es ist gar kein Bedarf da, trotzdem werden für die Hotels Profanbauten gebaut.
Von den leerstehenden Bürogebäuden will ich jetzt gar nicht reden.
Ich als Dresdner hab guten Grund mich über solche Unternehmen wie die HRE aufzuregen. Deren Bauten zeugen nur von wirtschaftlichen Denken, ohne jegliches kulturelles Gespür. Und am Ende ist es egal, ob man in Düsseldorf, Berlin oder Dresden steht und kauft.
Und wenn tatsächlich der Mittelstand Gebäude braucht, dann kann er erstmal leerstehende Industriebauten reanimieren. Davon gibt es nicht wenige. Schliesslich hat die Wende ja ganze Hallen leergefegt.
Noch Fragen?
Nun zu Markus‘ Kommentar:
Wenn die Blase nicht heute Platzt, dann platzt sie eben übermorgen. Nur leider ist die Blase von morgen noch größer und hat noch schlimmere Folgen. Ich habe ehrlich gesagt kein Interesse in 15 Jahren nochmal eine Blase platzen zu sehen.
Und falls das Leute falsch investiert haben, dann ist das unbequemes Pech. Es gibt doch Einlagensicherungsfonds und andere Absicherungsmaßnahmen. Und es hindert ja niemanden daran, Ausstiegsklauseln in Verträge aufzunehmen.
Ich halte nichts von verschleppten (Grippe-)Eppedimien. Wer krank ist, gehört ins Bett und soll kein Antibiotika nehmen. Das Imunsystem löst das Problem in den nächsten 2-5 Tagen ganz von allein. Und genau das muss auch mit dem Finanzsystem passieren.
Und wenn der Staat am Ende den Rentner ihre Einlagen absichert dann ist das okay. Aber es ist nicht okay, die Einlagen anderer Finanzspekulanten abzusichern.
In diesem Zusammenhang ist übrigens die Riesterrente auch zu nennen. Ein staatliches Rentensystem bricht nicht zusammen, wenn alles sauber läuft. Es kann vielleicht zu weniger Renten führen, aber eben nicht völlig zusammenklappen.
Geld muss wieder zu Tauschmittel werden. Und Banken sollen das tun, was sie schon immer taten. Geld verleihen und Geld verwalten. Das reicht völlig aus.
Hier noch ein paar Zahlen zur HRE:
http://www.weissgarnix.de/?p=532
Ich habe auch so gedacht wie Du, warum sollen wir die Immobilienrisiken bezahlen (Übrigens ein vielfaches von den Risiken der Berliner Bankgesellschaft) und über die Sinnhaftigkeit und Schönheit von vielen Neubauten kann man sich wirklich streiten, aber das ist ein anderes Thema.
Nur, so klärte mich meine Frau (in der Immobilienfinanzierung tätig) auf, werden dann auch viele andere Banken Pleite gehen. So ist das in den USA passsiert, als man die Lehmann Brother hat Pleite gehen lassen, und jetzt muss man unvorstellbare Summen ausgeben, um noch zu retten, was noch zu retten ist.
Dann splittet man die Banken eben zwangsweise. Die guten Teile ins Töpfchen und die schlechten Teile ins Kröpfchen.
Was mit dem ganzen Klärschlamm passiert, kann Oma Müller letztlich Wurscht sein, falls ihre Ersparnisse im guten Teil der Bank liegen bleiben.
Wenn sich die Bilanzsumme einiger Banken dann nach unten korregiert, dann wäre das auch okay.
Schade um die zu kündigenden Mitarbeiter, die dann ihr betriebswirtschaftliches Know-How endlich mal für nachhaltige Projekte einsetzen können. Blöd sind sie ja nicht, nur müssen sie endlich mal das richtige tun. So eine Krise bietet ja immer auch eine Chance.