Architekten haben keine Ahnung

Manchmal habe ich den Verdacht, dass Architekten in ihrer Traumwelt leben. Heute habe ich ein Beweisbild in der SZ gefunden:

Quelle: sz-online.de

Jeder, der die grosse Strassenkreuzung am Elbepark kennt, weiß, dass dort keine Mütter mit Kinderwagen entlang gehen. Diese würden sonst direkt von der Autobahn herunter kommen. Und die Wunschnadelstreifenträger würden auch nie über diese Ampel gehen, da deren Autos woanders parken oder die nächste Haltestelle woanders ist. Und zum Mittagessen würden die Typen auch nicht da entlanglaufen.

Ich versteh‘ jedenfalls nicht.

Nachtrag: Falls Mütter dort lang laufen, dann wohl eher an der nicht im Bild liegenden Kreuzungsecke. Sie würden dann vielleicht von Kaditz in die Diagonaltraverse des unbebauten Gebietes Richtung Flutrinneneingang hinzulaufen.

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749 Antworten zu Architekten haben keine Ahnung

  1. Weil sich nicht jeder Architekt, der einen Entwurf präsentiert sich vorherdie tagelange Mühe macht Bürgerzählungen an Kreuzungen durchzuführen leben sie in einer Traumwelt? Interessante Sichtweise. Schwer nachvollziehbar, aber interessant.

  2. Stephan sagt:

    Wenn Architekten das Umfeld eines Gebäudes nicht verstehen, wie sollen sie dann das Gebäude an die Menschen vor Ort anpassen? Die Bauen doch das Gebäude nicht nur wegen des Gebäude willens, sondern immer für Menschen.

    Und wenn ich nicht mal richtig weiss, wie die Menschen vor Ort ticken, wie soll dann das Gebäude im Bezug auf die Menschen am Bauplatz harmonieren.

    Form folgt Funktion. Wenn Funktion nicht verstanden, braucht es auch keine Form und somit kein Gebäude.

    Mir ging es rein um die Vision des Architekten. Und die scheint im Bild eher hingeschludert bzw. gar nicht erst vorhanden. Sonst würde er keine Platzhalterfiguren dort hinsetzen. Von einem guten Architekten hätte ich eine Visualisierung erwartet, die eine Kreuzung voller Autos und LKW zeigt. Das ist nämlich Normalzustand. Selten verirren sich Elbradwegtouristen dort hin.

  3. Elbnymphe sagt:

    Lieber Stephan, Architekten verkaufen ein Produkt – wie immer im Kapitalismus, zählt da auch ein wenig die Verpackung, das Drumherum, der schöne Schein. Ist es nicht ein wenig naiv von Dir, ausgerechnet an dieser Stelle Wahrhaftigkeit zu erwarten?

  4. Stephan sagt:

    Wenn ich mir keine Sorgen machen würde um die Stadt in der ich lebe, wäre es mir tatsächlich egal.

    Die Leute, die sich dann an den Orten aufhalten, müssen das Architektenwerk (bis an ihr Lebensende) aushalten. Deshalb liegt imho die Kunst des Architekten darin, den Menschen vor Ort das richtige Bauwerk zur richtigen Zeit zu planen.

    Vielleicht erwarte ich auch einfach nur zuviel. Aber wenn ich auf Arbeit nicht auf die Nutzer(nicht Besitzer/Auftraggeber) meiner Produkte eingehen würde, hätte ich meinen Job nicht mehr.

  5. dd-jazz sagt:

    August der Starke vererbte uns mit (damaligem Größenwahn) Visionen kulturell-erhaltensewerter architektonischer Kleinode.. Nun hat die Stadt endlich zugegeben, dass sie den Verstand der Bürger mit Klein-Las-Vegas-Ambiente betäuben will.. Noch ein Mahnmal der Verstandlosigkeit…; ab wann kann man Anzeige gegen Verschandelung erstatten? Gibt es ein Gesetz zur umwelt-und menschenrespektierenden Sorgfaltspflicht?

  6. stefanolix sagt:

    Ich dachte spontan: noch so ein potemkinsches Dorf! Was passiert denn mit den Gebäuden, die in der Innenstadt gerade leer geworden sind oder bald leer werden?

    Aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich sicher einige Jahre nicht mehr dort draußen war. Es müsste drei Jahre her sein, dass ich im Elbepark mal nach Preisen für Möbel geschaut habe. Seitdem lese ich in der Zeitung immer nur vom Wachstum der Verkaufsfläche und von tausenden kostenlosen Parkplätzen, die mir nicht wirklich weiterhelfen.

  7. henteaser sagt:

    Wobei die Dresdner sich nicht gleichzeitig über Stau in der Innenstadt UND den Ausbau des Elbepark ärgern sollten. So bleiben wenigstens die auswärt’schen Powershopper (sowie ihre Fahrzeuge) draußen. In so ziemlich jedem Laden stehen ja auch die Grabbelartikel direkt am Eingang.

  8. Daniel Hickmann sagt:

    Es wird Zeit, das Frau Orosz und Ihr 6000 Mann starkes Gefolge, abgesetzt werden. Sie hat Pieschen zum Beispiel versprochen, das das Sachsenbad saniert wird. Anstatt etwas für die Gesundheit der Bürger und der einst romantischen Stadt Dresden mit Ihren einst Idyllischen Ausblicken wirklich zutun, wird die Stadt durch hässlichste Stahlkonstruktionen und riesigen Einkaufspassagen verschandelt. Wer so etwas erlaubt, muss gehen und mal richtig arbeiten. Aber das ist der Kapitalismus und dieses erkranke System in dem wir Menschen alles von Oben in Kauf nehmen. Deutschland hat kein Geld, aber für 2 Parallel angelegte Fahrradwege und der Zerstörung der natürlichen Nistplätze, Abholzung alter Alleen und die Vernichtung der Romantik in Dresden,gibt es Geld. Danke für diese Blödsinn, Frau Oberbürgermeisterin. Es wird Zeit, das der Kapitalismus niedergeschlagen wird!

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